Die Strategie der Marbacher, in der 2008 neu eröffneten und rationellen Käserei vor allem Grosslochkäse (Switzerland Swiss) zu produzieren, erwies sich im Nachhinein als unglücklich. Das raue internationale Marktumfeld verunmöglichte eine angemessene Wertschöpfung. Anfang 2015 übernahm der grösste Milchlieferant ZMP das Ruder resolut. Die Zentralschweizer Milchproduzenten haben heute die Aktienmehrheit und entsprechend das Sagen.


ZMP-Geschäftsleitungsmitglied André Bernet sitzt im vom ehemaligen Präsident der landwirtschaftlichen Kreditkasse Kanton Luzern, Peter Brunner, geführten Verwaltungsrat und gibt im Interview mit  der BauernZeitung Auskunft über den aktuellen Stand.

André Bernet, vor rund eineinhalb Jahren hat die Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten in Marbach das Steuer übernommen. Was gab damals den Ausschlag?


André Bernet: Damals wurde unter anderem in zwei Käsepressen und einen Fertiger investiert. Zum einen, um die marktgängigen Formate besser produzieren zu können und zum anderen, um den Fabrikationsauftrag von Emmi in Marbach ausführen zu können. Zur Finanzierung dieser Investition war eine Kapitalerhöhung notwendig, welche durch die ZMP Invest AG übernommen wurde und damit zur Mehrheit von ZMP geführt hat. Gleichzeitig wurde der Verwaltungsrat reduziert und neu zusammengesetzt. Mit diesen Massnahmen ist die Bergkäserei Marbach AG gerüstet, um erfolgreich in die Zukunft gehen zu können.


Kann Marbach heute wie geplant für Emmi produzieren? Um welche Produkte handelt es sich hierbei?


Der Umbau verlief planmässig und auch die Wiederinbetriebnahme hat sehr gut funktioniert. Die Produktqualität wurde erfreulich rasch erreicht. Marbach produziert für Emmi einen Hartkäse Carré vollfett («Le Gourmet») in verschiedenen Ausführungen (mit und ohne Kräuter) und einen runden Vollfett-Käse «Panorama». Auch hier konnte die Produktqualität sehr rasch erreicht werden. Für die gesamte Produktion in Marbach wird ausschliesslich Milch aus der Region verarbeitet. Mit der neuen Presse ist es für Marbach möglich, auch Käse in kleinen Formaten zu produzieren und damit neue Marktsegmente zu erobern.

Und der Grosslochkäse?

Im Bereich Grosslochkäse produziert Marbach für Emmi neben Schmelzrohware in erster Linie Switzerland Swiss. Dieser Käse wird zu grossen Teilen exportiert und ist entsprechend dem internationalen Preisdruck voll ausgesetzt. Auf der anderen Seite ist Marbach hier mit seinen Produkten auf dem Weltmarkt tätig und damit konkurrenzfähig.


Wie sieht die Vermarktung heute aus, spielt die Biosphärenmarkt AG eine Rolle wie damals angedacht?

Die Biosphäre Markt AG koordiniert die Aktivitäten der verschiedenen Käsereien im Entlebuch. Sie übernimmt hier die Vermarktung, Distribution und auch die Kommunikation. Marbach vertreibt verschiedene Spezialitäten über diese Plattform.


Bei der Übernahme Anfang 2015 wurden rund 20 Mio kg Silomilch verarbeitet. Wie haben sich die Mengen entwickelt und in welchem Segment bewegt sich der Milchpreis für die Lieferanten?


2015 wurden in Marbach trotz Betriebsunterbruch rund 17,9 Mio kg Milch verarbeitet. Im Jahr 2016 werden es wieder rund 20 Mio kg Milch sein. Diese stammt aus dem Entlebuch. Nach wie vor kann nicht die gesamte Milch im Entlebuch verarbeitet werden. Milchlieferant für die Käserei ist ZMP. Die Produzenten erhalten somit den gleichen Preis wie allen anderen ZMP-Lieferanten.

2014 betrug der Jahresverlust der damaligen Bergkäserei Marbach-Schangnau gegen eine halbe Million. Was erwarten Sie für 2016?

Im Jahr 2015 wurde ein kleiner Gewinn realisiert, dies trotz Betriebsunterbruch von 6 Wochen. Für das Jahr 2016 ist Marbach auf Kurs und wird ein gutes Ergebnis erzielen. Es ist unser Ziel, den Verlustvortrag möglichst rasch abzubauen.


Die Käserei heisst heute Bergkäserei Marbach AG. Spielt «Schangnau», sprich der Berner Teil, noch eine Rolle?


Die Milch aus Schangnau wird nach wie vor ausschliesslich nach Marbach geliefert und hier verarbeitet.


Interview Armin Emmenegger