Der April 2020 ist erst zur Hälfte um, und trotzdem scheint dieser Monat durch seine ausgeprägte Trockenheit in Erinnerung zu bleiben. Seit Anfang Monat wurde in weiten Teilen der Schweiz kein einziger Millimeter Regen gemessen.

Das Gegenteil von «Aprilwetter»

Die Grosswetterlage in Mitteleuropa ist seit mehreren Wochen überwiegend von Hochdruckgebieten dominiert. Stabiles und trockenes Wetter ist die Folge – das pure Gegenteil von «Aprilwetter». Normalerweise verbindet man dieses mit einem sehr unbeständigen, wechselhaften Wettercharakter, bei dem immer wieder Regen fällt.

Normal wären 10 bis 15 Regentage

In der langjährigen Statistik der Klimanormperiode 1981 bis 2010 ist der April der Monat mit dem durchschnittlich tiefsten Luftdruck im Jahr und dabei fallen im Mittelland durchschnittlich 75 bis 100 mm Regen.

Rund 10 bis 15 Tage mit über 1 mm Regen konnte man im Monat April zwischen 1981 und 2010 an den meisten Orten auf der Alpennordseite messen. Im Jahr 2020 gab es im April an vielen Orten noch keinen solchen Regentag.

Verschärfende Faktoren kommen hinzu

Dass der fehlende Regen grosse Herausforderungen und Probleme mit sich bringt, ist jedem Landwirt bewusst. In der aktuellen Lage ist jedoch das Problem der Trockenheit durch mehrere Faktoren noch verschärft:

Trockene Vorgeschichte: Nicht nur der April 2020 sticht bisher durch eine ausgeprägte Trockenheit hervor. Auch die Vormonate im 2020 lagen mehrheitlich auf der zu trockenen Seite. So fielen im Januar 2020 gerade mal 50 bis 80% der durchschnittlichen Niederschlagsmenge, in den Alpen und im Süden lag dieser Wert sogar deutlich unter 50%. Auch im März 2020 waren die Niederschlagsmengen verbreitet unterdurchschnittlich – nur gerade im Februar fiel zumindest auf der Alpennordseite verbreitet überdurchschnittlich viel Niederschlag.

Und bereits schon in den Vorjahren 2018 und 2019 waren die Niederschlagsmengen insbesondere auf der Alpennordseite insgesamt tiefer als der langjährige Durchschnitt.

Die Wintermonate waren trocken

Insbesondere die eher trockenen Wintermonate verstärken die aktuelle Trockenphase: Während den vegetationsfreien Wintermonaten füllen sich die Grundwasserreserven deutlich besser als während der Vegetationszeit. Da wir nun bereits mit einem Defizit im Grundwasserspiegel in die Vegetationsperiode starteten, haben bereits kurze Trockenphasen einen deutlich stärkeren Effekt als bei einem hohen Grundwasserspiegel. Ausserdem ist es schwieriger, Defizite im Grundwasserhaushalt während der Vegetationsperiode wieder auszugleichen.

Die Bise trocknet weiter aus

Verstärkte Verdunstung durch Wind, Sonne und Wärme: Es ist nicht nur der abwesende Regen, der die aktuelle Trockenheit so markant macht. Die Wetterlage der letzten Woche war auch für die Verdunstung an der Erdoberfläche ausserordentlich günstig. Die Luft in den unteren Luftschichten war zuletzt wiederholt ausgesprochen trocken, immer wieder stellten sich Bisenlagen ein.

Dadurch konnte man oft sehr tiefe Taupunkte in Bodennähe beobachten. Diese tiefen Taupunkte führen dazu, dass sich ein Feuchtefluss vom Boden zu den unteren Luftschichten einstellt: Wasserdampf fliesst vom Boden in die Luft, der Boden trocknet aus und die Luftfeuchtigkeit nimmt zu.

Gerade bei Bisenlagen wird nun die angefeuchtete Luft gleich wieder weggeweht, somit trocknen die Böden deutlich schneller aus als bei windstillen Verhältnissen oder bei Westwind, wenn die Taupunkte meist höher sind.

Intensive Sonneneinstrahlung

Die trockene Luft führt zudem zu einer intensiven Sonneneinstrahlung, was wiederum die Verdunstung am Boden erhöht. Die überdurchschnittlich hohen Temperaturen tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass die Verdunstung erhöht ist. Ein Regenmangel bei windstillem, bewölktem Wetter wäre für die Böden deutlich weniger dramatisch, als bei den aktuellen Verhältnissen.

Etwas Hoffnung bleibt

Zum Schluss bleibt natürlich der Blick in die Zukunft, wann entspannt sich die Lage wieder? Die aktuellen Modellunterlagen bringen kaum Hoffnung: Zumindest mittelfristig scheint flächiger, intensiverer Regen unwahrscheinlich.

Die Trockenheit scheint also mindestens in die letzte April-woche anzudauern. Die langfristige Entwicklung ist hingegen noch sehr unsicher, hier tauchen in den meteorologischen Modellen völlig unterschiedliche Szenarien auf. Hier besteht also auch noch etwas Hoffnung, dass das Niederschlagsdefizit noch etwas ausgeglichen werden kann.

Schon 2003 und 2018 war es ähnlich

Eher pessimistisch stimmt jedoch der Blick in die Vergangenheit: Im Vorfeld der Hitzesommer 2003 und 2018 waren bereits die Frühjahre, besonders der April, in diesen Jahren aussergewöhnlich trocken.