Wie fühlen Sie sich in Ihrem Amt als Präsident der SMP?

Hanspeter Kern: Grundsätzlich gut; insbesondere stelle ich auch fest, dass unsere Strategie von der Basis breit getragen wird.

Was waren bisherige Höhe- und Tiefpunkte in Ihrer Zeit als Präsident der SMP?

Positiv nehme ich besonders die guten Kontakte mit unseren Mitgliedsorganisationen und all unseren Marktpartnern wahr. Beeindruckt bin ich 
auch vom Engagement der Mitarbeiter(innen) der SMP zugunsten der Schweizer Milchproduzenten. Tiefpunkt – zumindest nach meinem Massstab – gibt es bisher keine festzustellen.

Gibt es für Sie als Präsident der SMP keine Interessenkonflikte mit anderen Aufgaben?

Mit meinen übrigen Mandaten gibt es keine Interessenkonflikte; überall geht es um die Kerninteressen der Milch- und Landwirtschaft. Ich setze aktuell einen ordentlichen Zeitaufwand für das SMP-Präsidium ein; insofern ist das Zeitmanagement manchmal eine Herausforderung.

Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung des Milchmarkts im In- und Ausland?

Langfristig gehen auch wir von einem kontinuierlichen Mehrbedarf an Milch auf den ausländischen Märkten aus. Der Schweizer Milcharkt ist hingegen auf sehr hohem Niveau stagnierend. Preislich stehen wir momentan auf den internationalen Märkten sehr gut da. Dies hat sich etwas verzögert auch auf die Schweiz übertragen. Das aktuelle schweizerische Milchpreisniveau gilt es zu halten.

Werden Sie sich zu gegebener Zeit für ein politisches Amt zur Wahl stellen, beispielsweise für einen Sitz im Nationalrat?

Zurzeit stellt sich diese Frage nicht. Ich fühle mich in meinen aktuellen Funktionen ausgelastet.

Gibt es bei der SMP einen Plan für den Fall, dass die Milcheinlieferung die Nachfrage wieder übersteigen sollten?

Ende 2013 wurden mit den interessierten Vermarktungsorganisationen 
Umsetzungsmöglichkeiten ausdiskutiert, so dass anfangs März 2014 die Vermarktungsplattform LactoFama 
gegründet werden konnte. LactoFama ist ein gemeinsames Projekt der grössten Milchvermarktungsorganisationen zusammen mit der SMP mit dem Ziel, die Wertschöpfung im Inland zu erhalten.

Früher hat sich die SMP aktiv für einen kostendeckenden Milchpreis für die Milchbauern eingesetzt. Seit Sie Präsident sind, überlässt die SMP Milchpreisforderungen den Marktorganisationen. Hat sich die SMP-Verbandsleitung vom statutarischen Auftrag zur
Erzielung eines angemessenen Milchpreises verabschiedet?

In unseren Statuten steht seit 2011 zu diesem Thema, dass «ein Erlös aus der Milchproduktion erzielt werden soll, der unter Berücksichtigung der Direktzahlungen zu einem Arbeitsverdienst führt, der mit jenem anderer erwerbstätiger vergleichbar ist». In diesem Rahmen setzen wir uns sehr wohl für gute Erlöse für die Milchproduzenten ein. Dazu gehören auch möglichst gute und verlässliche Rahmenbedingungen; beispielsweise Beschaffung und Aufarbeitung von Datengrundlagen oder unser Engagement in den Branchenorganisationen (Käse und Molkereimilch).

Es ist allerdings so, dass der Preis heute vielmehr durch den Markt bestimmt wird als durch die Produktionskosten von Referenzbetrieben. Die Agrarpolitik des Bundes bis 1998 hatte noch eine andere Logik. Allerdings muss man sich sehr wohl bewusst sein, dass sich die Rahmenbedingungen für die Milchproduktion seit der Aufhebung des Milchgrundpreises (1999) und seit der Aufhebung der Milchkontingentierung (2009) fundamental verändert haben. Der Verkauf der Milch erfolgt über die Vermarktungsorganisationen. Hier besteht eine klare Arbeitsteilung; nur wer im Besitz von Milch ist, kann sie auch verkaufen.

Die Milchpreisforderungen sind faktisch aus dem Pflichtenheft der SMP ausgeschieden. Wäre es jetzt nicht an der Zeit, dass die Interessenvertretung der Milchbauern als separate Abteilung in den Schweizerischen Bauernverband integriert werden könnte?

Zur ersten Aussage verweise ich auf die vorangehenden Antwort. Die Frage der Integration in den SBV wurde im Rahmen der Strategieüberprüfung verschiedentlich geprüft und beantwortet. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Milchproduktion in der Schweiz verlangt eine eigenständige und selbstbewusst Interessenvertretung der Milchproduzenten. Es ist heute nicht  so, dass notwendige Tätigkeiten und Aufgaben mehrfach wahrgenommen werden. Zudem ist die Identifikation mit einem klaren Ansprechpartner für die Milchproduzenten wesentlich höher. Die SMP steht einzig allein im Dienste der Milchproduzenten; die Entscheidungsträger sind einzig Milchproduzenten.

Während der Milchpreis in den letzten 15 Jahren stark gesunken ist, blieb die Höhe der Abgaben der Milchproduzenten an die SMP gleich hoch. ­Wäre eine Koppelung der Verbandsabgaben an die Höhe des Milchpreises nicht angebracht?

Auch diese Frage wurde in der Vergangenheit mehrmals vorgebracht. Ein Verband ist 
allerdings eine reine Dienstleistungs- und Interessenorganisation. Er soll die Leistungen erbringen, welche die Mitglieder wünschen. Diese Leistungen haben ihre eigenen Märkte. Die Frage ist deshalb grundsätzlich, welche Leistungen erbracht werden sollen. Es ist allerdings in der Praxis wie in der Fütterungslehre bei den Milchkühen: Ohne Input gibt es keinen Output.

Wäre es nicht sinnvoll, das Departement Marketing aus der SMP auszugliedern und daraus eine Kommunikationsplattform für die gesamte Schweizer Land- und Milchwirtschaft zu schaffen?

Eine Kommunikationsplattform für die Schweizer Land- und zum Teil auch für die Ernährungswirtschaft haben wir bereits in Form von Agro-Marketing Suisse (AMS). Das ist quasi das Dach über alle Produktionsrichtungen. Da wirkt die SMP ebenfalls aktiv mit. Swissmilk-Marketing will AMS nicht konkurrenzieren. Das ergibt keinen Sinn. Man muss sich aber grundsätzlich auch vor Augen halten, dass das Swissmilk-Marketing anders aufgestellt ist und funktioniert als AMS. Die Milchproduzenten investieren einen Beitrag ins Basismarketing für Milch und Milchprodukte. Dieser Betrag wird vom Bund in der Regel verdoppelt. Die Milchproduzenten bestimmen zusammen mit weiteren Fachleuten, wie die Mittel investiert werden (Strategie, Botschaften, Massnahmen). Die Milchproduzenten investieren die Mittel in den Milchmarkt und wollen Gewähr haben, dass das so ist. Analoges passiert bei den anderen Branchen. Übrigens bietet Swissmilk-Marketing ihre Leistungen und Kompetenzen bisher doch recht erfolgreich anderen Branchen an. So ist auch sichergestellt, dass wir marktgerechte Leistungen erbringen.

Aufgezeichnet Jeanne Woodtli