David Escher, Chef der Käsepromotionsagentur Switzerland Cheese Marketing (SCM), bezeichnet Deutschland als das Tor für den Schweizerkäseexport nach Europa. Über die Hälfte des Exports in die EU gehen nach Deutschland, deshalb brauche dieses Land solche Plattformen, wie die Grüne Woche in Berlin. Am Export-Horizont sieht Escher Silberstreifen, er erwartet für 2017 eine Trendwende. Nach der Talfahrt der Hauptsorten solle es wieder aufwärts gehen, wenn auch nur langsam und mit grossen Anstrengungen. Die Akzeptanz des grossen Preisunterschieds des Schweizer Käses zu andern Anbietern muss immer wieder neu erkämpft werden, dies bestätigen verschiedene Käseexponenten vor Ort.

Hartes Pflaster

Jürg Kriech, Geschäftsführer Raclette Suisse, bezeichnet Deutschland als hartes Pflaster. Sein Raclette wird vor allem im November und Dezember in Deutschland für 20 Euro pro Kilogramm angeboten, die Franzosen verkaufen daneben ihren Raclette für 7 Euro. Andreas Müller, Geschäftsführer SCM Deutschland, doppelt nach und sagt, dass der Schweizer Emmentaler (20 Euro/kg) sich gegen gegen Allgäuer Emmentaler (11 Euro) oder deutschen Emmentaler (7 Euro) behaupten muss. Nach dem Rückgang der Verkäufe infolge des Frankenschocks und dem Rauswurf aus den Käsetheken ist SCM daran, den Käse zurückzubringen, auch er bestätigt die prognoszierte Trendwende und erwartet eine positive Entwicklung der Emmentaler-Verkäufe im 2017.

10 Tonnen in 10 Tagen

80 Prozent des Schweizer Käses wird via Theken verkauft und nur 20 Prozent vorverpackt. Wenn andere Käsehersteller Promotionen und Aktionen starten, spürt das der Schweizer Käse sofort. Der Konsument reagiert umgehend. Deshalb sei die Schweiz dauernd gefordert, permanent Überzeugungsarbeit zu leisten. Immerhin hat der Schweizer Käse an der Messe permanent eine grosse Theke: es werden in 10 Tagen bis zu 10 Tonnen Käse verkauft.

Marathon ohne Ende

Wer die Stimmung am Schweizer Stand in Berlin zusammenfassen will, kommt zum Schluss, dass es sich da um einen Ausdauerlauf auf hohem Niveau handelt, quasi einem Marathon ohne Ende. Da ist es gut zu sehen, dass auch die offizielle Schweiz sich dessen bewusst ist und mitmacht. Deshalb unterstützen auch BLW-Chef Bernard Lehmann und BLW-Vizedirektor Dominique Kohli den Auftritt.

Die Schweizer Botschafterin Christine Schraner Burgener ist überzeugt, dass viele Deutsche die Schweiz lieben, sie wollen aber immer wieder darin neu bestätigt werden. Für sie ist die Verbindung von Qualitätsprodukten und Tourismus ideal, um Deutsche von der Schweiz zu überzeugen und in die Schweiz zu holen. Sie wünscht sich, dass nach solchen Auftritten und vielen weiteren Anstrengungen von Schweizer Unternehmen in Zukunft der deutsche Handel noch mehr Produkte aus der Eidgenossenschaft listet.

Aber einen Platz in den Regalen muss man sich erkämpfen und mit Verkaufszahlen immer wieder neu unter Beweis stellen. Dies bestätigt Heiri Bucher, Direktor der Proviande, wenn er von Testlieferungen an Edeka und deutsche Läden mit Schweizer Fleischspezialitäten spricht. Proviande möchte Deuschland mit Fleischspezialitäten unter der Marke "Swiss-Apéro" erobern.

Markus Rediger, lid