Die Attacken auf vorwiegend weisse Farmer sind neben den Landkonflikten und dem Wassermangel eines der grossen Probleme der südafrikanischen Landwirtschaft. Die Angriffe enden häufig tödlich, alleine in diesem Jahr sind gemäss Zahlen aus Südafrika 66 Farmer ums Leben gekommen.

Der Protest am "Schwarzen Montag"

Einer der jüngsten dieser «Farm-Murders» ereignete sich vor zehn Tagen unweit von Stellenbosch: Joubert Conradie wurde von nächtlichen Eindringlingen durch mehrere Schüsse tödlich verletzt. Dieser Todesfall war nichts Ungewöhnliches, erhielt aber starke Beachtung, da ein guter Freund des Ermordeten ein Video online stellte, in dem er zur Besinnung und Protest gegen die Mordwelle aufrief.

Am vergangenen Montag gingen im ganzen Land Farmer, Angehörige und zugewandte Kreise auf die Strasse und in die sozialen Medien, um still gegen die Morde zu demonstrieren. Unter dem Hashtag #BlackMonday finden sich zahlreiche Zeichen der Anteilnahme sowohl auf Facebook wie auch auf Twitter.

Massives Gewaltproblem, nicht nur in der Landwirtschaft

An diesem Gedenktag zeigte sich exemplarisch, wie fragil die südafrikanische Demokratie nach wie vor ist. Neben den Trauerbekundungen gab es auch rassistische Angriffe zu verzeichnen, so hängten etwa gewisse Demonstranten die Landesflagge aus Apartheidzeiten auf, um damit zu zeigen, dass früher alles besser war.

Umgekehrt beeilten sich, schwarz dominierte Medien zu betonen, dass das Grundproblem hinter den Farmmorden die nach wie vor ungerechte Landverteilung sei. Die hängige Landreform ist in der Tat eines der grossen Probleme, daneben gibt es aber ein weiteres grosses Problem im Land, nämlich die hohe Gewaltbereitschaft, die sich in einer der höchsten Mordraten weltweit niederschlägt. Gemäss Zahlen der UNO-Organisation für Drogen und Kriminalität werden in Südafrika von 100 000 Bewohnern jedes Jahr über 34 gewaltsam umgebracht, in der Schweiz liegt dieser Wert bei 0,69.

Abgelegene und deshalb verletzliche Farmer

Darunter leiden Schwarze eher noch stärker als Weisse, denn sie machen nach wie vor den grössten Teil der Unterschicht aus, die sich weniger gut schützen kann, als die Mittel- und Oberschicht, die sich zunehmend verbarrikadiert. Mauern und Elektrozäune dominieren südafrikanische Städte in einem Ausmass, an das man sich als Schweizer kaum gewöhnen kann.

Umstritten ist, ob die Mordrate unter Farmern höher ist, als unter der übrigen Bevölkerung. Es gibt Organisationen, welche eine 12 mal so hohe Mordrate für die landwirtschaftliche Bevölkerung berechnet haben, andere sehen keinen Unterschied. Diese Diskrepanz liegt darin begründet, dass die nationale Polizeistatistik die Morde im Agrar-Umfeld nicht separat ausweist.

Unbestritten ist aber, dass die Farmer häufig sehr abgelegen wohnen und dadurch verletzlicher sind. Dabei werden übrigens auch Schwarze – seien es Angestellte von weissen Farmern oder selbständige (Klein-)Bauern – regelmässig Opfer von Gewalt. Am Problem hat sich übrigens auch durch den «Black Monday»nichts geändert. Wie ein südafrikanisches Online-Portal berichtet, sind in den Tagen nach Conradies Tod weitere vier Farmmorde verübt worden. 

akr

Mehr zur südafrikanischen Landwirtschaft finden Sie in der aktuellen Nummer der BauernZeitung.