Eine emotionale Achterbahn sei das Jahr 2020 gewesen, sagt Jürg Bachofner, Geschäftsführer des Branchenverbandes Deutschschweizer Wein (BDW). «Das Jahr hatte ganz normal angefangen, doch mit dem Lockdown hat sich die Situation rasch verändert», sagt Bachofner. Und als er Mitte Mai die Geschäftsführung des BDW von Robin Haug übernommen hat, war nichts mehr wie es mal war. «Zusammenfassend kann ich jedoch sagen, dass die Schweizer Weinbranche zwar getroffen wurde, aber nicht in dem Ausmass, das man ursprünglich befürchtet hatte», sagt Bachofner. Mittlerweile habe sich gezeigt: ein grosser Teil der Ausfälle in der Gastronomie und durch Absage von Events konnten durch eine Verlagerung in den Privatkonsum kompensiert werden.

Stärkere Beziehungen durch Krise

Ganz ähnlich erging es auch Hélène Noirjean, Geschäftsführerin des Schweizerischen Weinbauernverbandes (SWBW). Auch sie hat ihr Amt mitten in der Pandemie übernommen. «Ich habe am 1. April beim SWBW angefangen und am 3. April haben wir bereits unseren ersten Brief an den Bundesrat geschickt», sagt Hélène Noirjean. Und ähnlich wie Jürg Bachofner sieht auch sie positive Seiten der Krise. «Die besondere Situation hat zu einer gewissen Einigkeit in der Branche geführt und eine Intensivierung der Beziehungen zu unseren verschiedenen Partnern und zum Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) gefördert», sagt Noirjean.

In der Landwirtschaft am stärksten betroffen

Doch sei der Weinbau zweifelsohne der am stärksten von der Krise betroffene landwirtschaftliche Sektor, betont Noirjean. «Die Schliessung der wichtigsten Vertriebskanäle im Weinsektor haben zur fast vollständigen Blockade des Direktvertriebs geführt», sagt Noirjean. Und auch die Traubenernte 2020 hätte die Winzerbetriebe vor Herausforderungen gestellt, da viele ausländische Arbeitskräfte fehlten.