Kühe sind derzeit begehrt: Von Bauern, weil sie für die Milch wieder höhere Preise lösen; von Schlachtbetrieben, weil die Nachfrage nach Rindfleisch hoch ist. Anders als bei der Milch kann derzeit aber die Nachfrage nach Verarbeitungsfleisch nicht abgedeckt werden (siehe Kasten). Deshalb hat die Fleischbranche im letzten Jahr deutlich mehr Kuhhälften eingeführt, insgesamt rund 13 400 Tonnen – die doppelte Menge im 2012. Im gleichen Stil geht es auch heuer weiter. So wurde im Januar und Februar wieder deutlich mehr eingeführt als in den gleichen Vorjahresmonaten.

Rindermäster fordern andere Importpraxis
Die Schweizer Rindermäster sehen sich als Verlierer dieser Entwicklung. Durch die stark steigenden Kuhfleisch-Importe gerate der Markt für Rinder, Ochsen und Muni in Schieflage. «Seit Oktober 2013 sinken die Preise für Bankvieh, das hat zu erheblichen Einkommenseinbussen geführt. Dabei haben wir gar nicht mehr Rindfleisch produziert», beklagt Swiss Beef-Präsident Urs Meier. Das Problem: Die importierten Kuhhälften eignen sich nicht nur für die Herstellung von Hackfleisch oder Charcuterie, sie enthalten auch Edelstücke wie Entrecôtes oder Filet, womit Schweizer Rindfleisch konkurrenziert wird. Die Rindermäster kritisieren, dass mehr importiert worden sei, als zur Deckung des Inlandbedarfs nötig gewesen wäre. Als Folge davon habe man Rindfleisch mittels Aktionen verkaufen müssen.
«Wir haben nichts gegen Fleischimporte, wenn es diese als Ergänzung zur Inlandproduktion braucht. Es kann aber nicht sein, dass man Fleisch einführt und dadurch die Preise gedrückt werden», erklärt Meier. Die Rindermäster fordern deshalb eine andere Importpraxis. Statt ganzer Kuhhälften sollen vermehrt Wurstfleisch oder Kuhvorderviertel eingeführt werden, die keine Edelstücke enthalten.

Zu wenig Edelstücke
Davon will der grösste Fleischverarbeiter der Schweiz, Bell, nichts wissen: «In der Schweiz fehlen ganze Kühe und nicht nur Teilstücke», erklärt Mediensprecher Davide Elia. Dass die Preise für Bankvieh gesunken sei, sei eine Folge von Angebot und Nachfrage. In der Schweiz würden nach wie vor Edelstücke fehlen. «Vor allem im Hinblick auf die kommenden Osterfesttage ist die Importfreigabe klar zu tief», so Elia. 
Die Micarna war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Jonas Ingold, lid