Käthi Graf-Frey stellt eine hohe Beige Teller auf den Tisch. Sie zählt halblaut vor sich hin: «Also wir, Sämis, die Angestellten, meine Eltern – das macht 15 Personen am Tisch heute Mittag.» Sie ist dran mit Kochen. Montag, Dienstag, Mittwoch sind ihre Tage. Donnerstag, Freitag und Samstag kocht Sonja Graf, ihre Schwägerin. An den Werktagen werden die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen. Sonntags sind jede Familie und die Angestellten selbst für das Essen zuständig. Das sei eine gute Lösung, sagt die Bäuerin.


Viele unter einem Dach

Im ehrwürdigen alten Haus der Mühle Maisprach BL wohnt Käthi Graf mit ihrem Mann, dem Bauern Stephan, und ihren Buben Cyrill (15) und Léon (12). Cyrill will Bauer werden wie sein Vater. Er hat bereits die Lehrstellen für alle drei Jahre.

Im gleichen Haus wohnen Stephans Bruder Samuel Graf, der Müller, mit seiner Frau Sonja und den Kindern Joana (6), Kilian (4) und Nevio (1). Jede der Familien verfügt über eine eigene Wohnung, trotzdem verbringen sie viel Zeit miteinander. Cyrill und Léon sind wie die grossen Brüder ihrer kleinen Cousine und Cousins. Léon kommt gerade von der Schule heim, auf dem einen Arm seine Schultasche und auf dem anderen Nevio. Der Kleine hängt wie eine Klette an ihm. Schon Cyrill, ihr älterer Sohn, habe stets zuverlässig zu den Kleinen geschaut, erzählt Käthi Graf.

Die Arbeiten im Bauernbetrieb und in der Mühle sind aufgeteilt: Samuel ist zuständig für die Mühle, Stephan für den Landwirtschaftsbetrieb. Die Frauen teilen sich die Arbeiten im und für den Mühleladen. Freitags und samstags gibt es im Laden ein riesiges Angebot an feinen Backwaren. «Wir haben alle vier genug Arbeit und diskutieren über das Erledigen der täglichen Aufgaben», erklärt die Bäuerin. Gerade mit fünf Kindern gebe es oft Situationen, wo sie einander spontan aushelfen müssten. Die Launen der Natur spielten eine grosse Rolle im Landwirtschafts- und im Mühlebetrieb. Sie hätten es gut zusammen, auch wenn sie zwischendurch nicht alle einer Meinung seien, meint die Bäuerin schmunzelnd.

Kein Hobby

Käthi Graf, die seit über 20 Jahren auf dem Hof lebt, ist engagiert als Aushilfe im Stall und betreut am liebsten die kleinen Mastkälber. Zusätzlich betreibt sie jeden Samstag einen Marktstand in ihrem ehemaligen Wohnort Itingen BL. Diese Tätigkeit kann nicht als Hobby bezeichnet werden. Der Markt ist ein gut gehendes Geschäft, der viel Vorbereitung benötigt. Sie verkauft Produkte vom Hof und von der Mühle, aber auch Käse aus der Region. Nachdem sie um halb neun Uhr am Standort eingetroffen ist, richtet sie ihren Stand ein, der um zehn Uhr öffnet und wird schon bald die ersten Kunden begrüssen.

Käthi Graf ist ihrer Mutter Marianne Frey dankbar, dass sie sie sozusagen jeden Samstag unterstützt. Als die BauernZeitung in Maisprach zu Besuch war, stellte Marianne Frey Brotaufstrich her. Sie rührte auf zwei Herden in unzähligen Pfannen– so kam es der Journalistin zumindest vor – die mit Beeren und Früchten gefüllt waren.

Spiel und Spass für Hunderte

Seit es den Schweizerischen Mühlentag gibt, machen Grafs mit. Er findet am Samstag nach Auffahrt statt, dieses Jahr bereits zum 18. Mal. Das Mühleteam Maisprach bietet jeweils ein Unterhaltungsprogramm: Spass und Spiel für Hunderte. «Die Vorbereitungen und das Aufräumen sind arbeitsintensiv», erklärt Käthi Graf, «daneben muss alles seinen Lauf nehmen wie üblich.»

Zur Erholung geht sie mit Mann Stephan tanzen. Leider nicht mehr so oft wie früher, weil es immer weniger Anlässe gebe für Leute ihren Alters. Sie überzeugte Stephan vor Jahren davon, dass auch Bauernfamilien Anrecht auf Ferien haben. Man sei als Landwirt nicht nur zum Arbeiten auf der Welt. So fahren sie mit den Söhnen im einen Jahr eine Woche weg, in anderen Jahren nehmen sie sich tageweise Auszeiten.

Nach der Schulzeit absolvierte die Bauerntochter die Verkäuferinnenlehre in der «Cheesi» Oberdorf BL, wo sie fünf Jahre blieb. Der Beruf gefalle ihr immer noch. Sie sei glücklich, dass sie ihn auch auf dem Bauernhof und mit ihrer Markttätigkeit ausüben könne. Aber hier könne sie ebenfalls draussen arbeiten; das brauche sie. Denn: «Büüri», hält sie fest, «dasch mi Lääbe!»

Benildis Bentolila

Mehr Informationen: www.graf-muehle.ch