Toni Seeholzer bewirtschaftet in Sigigen bei Ruswil den 18-Hektaren Betrieb Oberamsig. Die schönen Wiesen- und Weidebestände beweisen, dass der Futterbau auf dem Hof eine hohe Priorität geniesst.

Toni Seeholzer, stellen Sie Ihren Betrieb doch kurz vor.
Toni Seeholzer: Wir betreiben Mutterkuhhaltung mit Limousin- und F1-Kühen. Ausserdem haben wir 50 Mutterschweine und 180 Mastschweineplätze. Daneben bieten wir Bauernhofevents an. 5 von 18 Hektaren sind offenes Ackerland. Wir haben sehr verschiedene Expositionen und Böden.

Sie wirtschaften auf fast 800 Metern, trotzdem hat es in den Naturwiesen sehr viel Italienisches Raigras…
Die natürlichen Voraussetzungen bezüglich Klima und Boden müssen stimmen. Ohne standortgerechte Produktion ist kein erfolgreicher Futterbau möglich. Für hohe Futtererträge ist es wichtig, Bodenverdichtungen zu verhindern und den Boden nach Regenwetter bis zum Schnitt genügend abtrocknen zu lassen. Für mein Busatis-Mähwerk reicht ein leichter Traktor mit Doppelbereifung aus. Das Italienische Raigras der Naturwiesen kann vor allem im 2. und 3. Schnitt teilweise etwas versamen und sich so regenerieren.

Was ist Ihnen im Kunstfutterbau wichtig?
Der Frühjahrsschnitt einer Kunstwiese darf nicht zu spät erfolgen, vor allem im ersten Hauptnutzungsjahr. Wir silieren immer Anfang Mai. Das gewährleistet hohe Erträge und einen optimalen Wiesenbestand über das ganze Jahr. Ich nutze meist fünfmal und habe drei Hauptnutzungsjahre. Im Herbst muss das Gras vor dem Winter noch etwas nachschiessen können. Kunstwiesen werden nur im Herbst beweidet.

Welche Mischungen kommen zum Einsatz?
Ich bin immer etwas am Pröbeln und säe oft verschiedene Mischungen an. Zur Standardmischung 440 mische ich meist ca. 80 Gramm einer 200er-Mischung dazuzu. So erhalte ich mit Italienischem Raigras zweischichtige Wiesenbestände. Neu werden auch Mischungen mit Bastard - und Westerwoldischem Raigras angesät.

Wie sieht das Weidesystem aus?
Ich betreibe Mähweide mit ein bis zwei Weidenutzungen, und zwar nur auf Naturwiesen, da diese robuster und vom Erholen her flexibler sind. Mit dieser Nutzung erhalte ich die besten Wiesenbestände. Eine genügende Ruhezeit von vier bis fünf Wochen ist mir wichtig. Unsere Portionenweide ist zwar aufwendig, dafür haben wir sehr wenig Weideverluste. Bei schlechtem Wetter braucht es bei diesem System allerdings Flexibilität, um Narbenschäden zu vermeiden. Notfalls grase ich dann auch mal ein.

Blacken sind selten – was ist Ihr Geheimrezept?
Wir bleiben immer dran, machen schon über 30 Jahre Einzelstockbehandlungen und verhindern die Versamung im Ackerbau und in den Weiden konsequent. Seit über 20 Jahren sind auch bei Neuansaaten keine Flächenbehandlungen mehr nötig.

Warum wirkt die Gülle so gut?
Unsere Gülle ist eine Mischgülle Rind/Schwein. Sie wird gut verdünnt und bei warmem Wetter nur am Abend ausgebracht. So haben wir trotz Prallteller wenig Verluste. Um die Bodenlebewesen zu schonen, setzen wir Güllezusätze ein. Auch Weideaufwüchse werden gegüllt.

Wie werden unbefriedigende Bestände saniert? Käme eine Neuansaat nicht günstiger als Übersaaten?
Lücken werden sofort von Hand übersät. Bei grösseren Schäden egge ich etwas auf und säe dann mit Krummenacher-Sägerät und Cambridgewalze ein. Naturwiesen werden nie komplett neu angesät, sondern nur übersät. Das erhält standortangepasste Gräser. Es ist sowieso kaum möglich, Kunstwiesen in Naturwiesen zu überführen.

Interview Ruedi Tschachtli, BBZN Schüpfheim