Seit vor Monaten erste Wildschweinrotten im Luzernbiet gesichtet wurden, sind die Schweineproduzenten und ihre Partner in der Wertschöpfungskette besorgt. Die «Bauern­Zeitung» hat mehrmals darüber berichtet. Denn Wildschweine können unter anderem Träger der Enzootische Pneumonie (EP) sein. Eine Lungenkrankheit, die weltweit für massive Schäden in der Schweineproduktion verantwortlich ist. Dank grossen Anstrengungen aller Beteiligten, konnte die Schweiz als einziges Land EP praktisch ausrotten.

Schwarzwild profitiert von Wildübergängen

Meinrad Pfister, der Luzerner Präsident des nationalen Verbands der Schweineproduzenten, Suisseporcs, spricht von einem klassischen Zielkonflikt: «Veterinärämter von Bund und Kantonen haben EP als ‹zu bekämpfende Seuche› erklärt, gleichzeitig fördert der Bund mit den Wildübergängen die Wiederansiedlung der Wildschweine», ärgert sich Pfister. Enttäuscht zeigt sich der Suisseporcs-Präsident auch darüber, dass die Situation bei den zuständigen Ämtern offenbar nicht prioritär behandelt  werde. 

Beim Abschuss des Keilers in Geuensee vom 11. Juli lief der Ablauf jedenfalls noch nicht, wie an einem Treffen diesen Frühling zwischen Branchenvertretern und der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) angedacht. Es brauchte die Eigeninitiative eines Schweinevermarkters, damit die Lunge des Keilers über den Schweinegesundheitsdienst (SGD) in Sempach zur Untersuchung an die Uni Bern kam.

Prompt wurden beim Keiler EP nachgewiesen. «Diese sowie weitere Krankheiten von Wildschweinen gefährden unsere Schweinebestände», sagt Xaver Fleischlin von der Schweinevermarktung Agrifera. Er setzt sich seit Jahrzehnten vehement für die Bewahrung des hohen Gesundheitsstatus der hiesigen Schweineproduktion ein. Riesige wirtschaftliche Schäden könnten die Folge sein, befürchtet Fleischlin, falls man die Schwarzwildproblematik zu wenig ernst nehme. Anscheinend seien die Jagdgesellschaften nicht informiert, was bei einem Wildschweinabschuss genau zu tun sei, moniert Xaver Fleischlin.

Lawa will Monitoring sauber aufgleisen

Die Branche will nämlich von den geschossenen Wildschweinen im Rahmen eines Monitorings Lunge und eine Blutprobe auf diverse Erreger untersuchen. Federführend ist das Lawa. Wegen personeller Engpässe ist man dort noch nicht so weit (siehe «BauernZeitung» vom 17. Juli).

Thomas Stirnimann, Abteilungsleiter a. i. Natur, Jagd und Fischerei, beschwichtigt allerdings, dass seit Mitte Mai erst ein Wildschwein geschossen wurde, und damit noch nicht allzu viel verpasst wurde.

Anfang August will aber das Lawa mit der Uni Bern klären, welche Untersuchungen konkret Sinn ergeben. Vor dem Start müssten die Kosten bekannt und die Finanzierung geregelt sein, sagt Stirnimann. Und:  «Die Jäger brauchen Utensilien für die Probenentnahme, und die Logistik muss geklärt sein», so Stirnimann weiter. Ansonsten seien die Resultate nicht aussagekräftig. Diese Zeit für einen sauberen Aufbau lohne sich. Sobald die Rahmenbedingungen für das Monitoring geklärt sind, werden die betroffenen Kreise informiert, verspricht er.

Auslauf mit zusätzlichem Zaun schützen


Was Schweinehalter tun können, beschreibt der SGD, in einem Merkblatt. Die wichtigsten Empfehlungen sind: Mind. 1,5 m hoher Maschendrahtzaun in mind. 1 m Abstand zum Auslauf. Warnsysteme (z.. Bewegungssensor mit Scheinwerfer) helfen, Eindringlinge abzuschrecken. Bewirtschafter sollen nicht über den Auslauf in die Buchten, sondern immer über das Stallgebäude. Sollten trotzdem Wildschweine auf das Gelände eindringen oder treten nach Besuch von Wildschweinen in unmittelbarer Umgebung des Betriebs unklare Krankheitssymptome im Betrieb auf, ist der Verkauf von Schweinen einzustellen und der SGD muss informiert werden

Armin Emmenegger