Jetzt im Februar findet wieder die Betriebsdatenerhebung und damit die Gesuchstellung für Direktzahlungen statt. Viel Geld hängt an den vielen Formularen und Kreuzchen. Aber da ein fehlendes Häklein, dort eine kleine unbewusste Verwechslung bei den Aufzeichnungen, hier ein nicht vollständig ausgefüllter Parzellenplan, da eine rein mathematisch bedingte "fehlerhafte" Nährstoffbilanz. Gemäss Sanktionsraster der Direktzahlungsverordnung gibt es für fehlerhafte Dokumente mindestens einen Abzug von 200 Franken. Teils sind die Abzüge aber auch sehr happig und unverhältnismässig, wie Fälle zeigen, welche in letzter Zeit in den Medien publik gemacht wurden (siehe auch Bauern-Zeitung vom 16. Dezember).

Missmut wächst

Wir spüren einen breiten Missmut an der Basis, viele Bauern sind frustriert ob der Art der Kontrollen, und wie sie wegen Kleinigkeiten bestraft werden", betonen die Bäuerin Sonja Vonmoos, Dagmersellen, Mitglied beim Bäuerinnen- und Bauernverein Oberwiggertal, und Landwirt Franz Joller, Präsident des Bäuerinnen- und Bauernvereins Wiggertal. Auch sie selber haben wegen Lappalien Kürzungen bei Direktzahlungen hinnehmen müssen und haben nun genug. Zumal sie oft im Gespräch mit Bauern von Missständen hören und die hohe Frustration wahrnehmen.

In einem Antrag an den Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) fordern sie ein "effizientes, humanes Kontrollwesen in der Landwirtschaft". Um dem Anliegen genügend Druck zu verleihen, läuft derzeit eine Unterschriftensammlung bei allen Sektionen des LBV. Joller und Vonmoos wollen die "Missstände beim Vollzug" angehen. Sie hätten den Eindruck, dass viele Kontrolleure gar nicht kundenfreundlich handeln, sondern vielmehr ganz bewusst auf den Betrieben nach kleinsten Mängeln suchen, und zwar so lange, bis sie etwas finden. Oft fehle das Gespür und der gesunde Menschenverstand.

"Wen wundert es, wenn viele Bauern misstrauisch gegenüber den Kontrollen sind." Mit den übermässigen und anspruchsvollen schriftlichen Aufzeichnungen seien viele Bauern überfordert und der Aufwand sei mit der täglichen Arbeit auf dem Betrieb nicht mehr vereinbar.Zudem sei das System auf Abzockerei aufgebaut. Nicht relevante Mängel würden extrem überrissen sanktioniert. "Wenn Beamte Fehler machen, wird ihnen ja auch nicht der halbe Lohn gekürzt", kritisiert Joller den nach seiner Ansicht unverhältnismässig strengen Sanktionsraster.

Übermässige Bürokratie

Mit dem geltenden Kontrollwesen werde vor allem das Verfehlen irgendeiner Aufzeichnung geahndet, obwohl diese weder Tieren noch Umwelt schaden. Sicher seien auch die Bundesverordnungen mit dem Sanktionsraster zu hinterfragen, aber in erster Linie erwarten sie einen vernünftigeren und weniger pingeligen Vollzug durch die Kontrolleure. So sollten die Kontrolleure besser vorbereitet auf die Betriebe kommen, genau wissen, was zu kontrollieren sei und mehr Effizienz an den Tag legen.

"Pro Betrieb und 1 SAK dauert die Kontrolle maximal eine Stunde, pro zusätzliche SAK 30 Minuten", so die klare Forderung im Antrag. Und unabsichtliche Fehler des Bewirtschafters seien künftig nicht mehr zu ahnden. Mehr Zusammenarbeit Ist es denn Unzufriedenheit mit einzelnen Kontrolleuren oder einer einzelnen Kontrollorganisation? Auch, sagen Joller und Vonmoos auf Anfrage. Und offenbar sei vielen Bauern nicht bewusst, dass sie die Kontrollorganisation auch wechseln könnten.

In der Tat wurde davon im Kanton Luzern in den letzten Jahren kaum Gebrauch gemacht. Die Antragsteller fordern grundsätzlich eine bessere Zusammenarbeit und mehr Mitsprache der Bauern bei den Kontrollen. Für Joller ist klar, dass bei der Anpassung von Verordnungen die Branche besser einbezogen werden muss, damit der Vollzug praxisnäher werde.

js

Ausführlicher Bericht mit Stellungnahme des LBV und der Kontrollorganisationen in der BauernZeitung Zentralschweiz und Aargau vom 10. Februar.