Bisher hatte Hornkuh-Rebell Armin Capaul stets beteuert, dass auf jeden Fall über seine Initiative abgestimmt werde. Doch dazu kommt es wohl nicht. In der Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK-N) hat der Bergbauer mit Bündner Wurzeln heute gemeinsam mit Komitee-Kollegin Regula Imperatori einen neuen Weg vorgestellt.

380 statt 190 Franken RAUS

Grundlage ist ein Papier, welches die Anforderungen an einen möglichen indirekten Gegenvorschlag enthält. Eingebracht wurde dieser Vorschlag des Initiativkomitees in der WAK-N vom Grünen Louis Schelbert. Die wichtigste Forderung, welche im Landwirtschaftsgesetz verankert werden soll: Eine Verdoppelung des RAUS-Beitrags für sämtliche horntragenden Nutztiere, dh. auch für Schafe, die im Initiativtext nicht vorgesehen sind.

Was hiesse das finanziell zum jetzigen Zeitpunkt? Statt 190 Franken RAUS-Beitrag erhielte ein Halter für jede behornte RAUS-GVE neu 380 Franken. Der Hornkuhbeitrag läge also neu bei 190 Franken, damit ist die ursprüngliche Idee von einem Hornfranken (1 Franken pro GVE und Tag) etwa halbiert worden. Capaul erklärte heute gegenüber den Medien, er rechne mit Gesamtkosten von 15-17 Mio Fr., die aus anderen Posten im Landwirtschaftsbudget umgelagert werden müssten.  

Die Bauernvertreter sind froh

Dass gerade der RAUS-Beitrag gewählt wurde ist nicht zufällig. Damit soll sichergestellt werden, dass behornte Kühe, die häufig im Anbindestall gehalten werden regelmässigen Auslauf ins Freie erhalten. Ein Freilaufstall genüge nicht, betonte Capaul. Damit hoffen die Initianten, denjenigen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, die befürchten, dass es durch das Horngeld zu einem Rückschritt beim Tierwohl kommt.

Die WAK-N will ihre Entscheidung erst morgen kommunizieren. Man kann aber davon ausgehen, dass sie der neuen Idee gegenüber nicht abgeneigt ist. Namentlich die bäuerlichen Vertreter dürften froh sein, wenn der Branche eine Abstimmung mit hohem Spaltungspotenzial erspart bleibt. Ein Grossteil der Bauern lehnt die Initiative zwar ab, aber die Sympathien für eine neue Direktzahlung dürften gerade bei Hornkuh-Haltern relativ weit verbreitet sein, nicht zu reden vom hohen Zuspruch der Konsumenten.

Druck auf Capaul aus den eigenen Reihen

Dass Capaul jetzt doch eingewilligt hat, dürfte auch einem gewissen Druck aus den eigenen Reihen zu verdanken sein. Der versierte Kampagnenleiter Kaspar Schuler und Komiteemitglieder wie der ehemalige grüne Politiker Martin Ott dürften den Initianten auf die politischen Realitäten aufmerksam gemacht haben: Mit einer gewonnenen Abstimmung hast Du noch nichts in der Hand.

Capaul gibt freimütig zu, dass er bezüglich der Details in der politischen Mechanik "keine Ahnung" hat. Er habe deshalb "im Interesse der Kühe" eingewilligt, sagte er am Dienstag vor den Medien. Er beteuerte aber, dass die Initiative trotzdem zur Abstimmung komme, wenn das Parlament sich nicht an den Forderungskatalog halte.

akr