Ja, die Hirsen hätten sich in den letzten trockenen Jahren markant verbreitet, bestätigt Herbert Schmid, neuer Futterbauberater am LZ Liebegg. Nach 2018 seien auch diesen Herbst an vielen Orten aussergewöhnlich viele dieser Pflanzen zu sehen. Er nennt die Borstenhirse, welche schon letztes Jahr teils flächig anzutreffen war, und auch dieses Jahr weiter zunahm, so in Nidwalden oder der Nordwestschweiz. Besonders auf ­Weiden, in trockenen und nährstoffreichen Lagen, wo viele Weidereste zurückbleiben und Trittschäden bestehen, habe sich die Borstenhirse stark etabliert. «Trockene Böden mit Lücken und mit hohem Nährstoffeintrag begünstigen die Hirsen», weiss Schmid.

Grosses Samendepot

Auf Ökoflächen, welche geschnitten werden, und wo Leitgräser und angestammte Pflanzen zu diesen Hirsen eine grosse Konkurrenz bilden, sei dies aber kaum ein Problem, zumal die Hirsen nicht winterhart sind. Problematisch sei aber der inzwischen sehr hohe Samenvorrat in den Böden, wegen des starken Aufkommens in den letzten Jahren, sagt Herbert Schmid.

Besonders markant sind diesen Herbst die häufigen Blutfingerhirsen, welche teils ganze Südhänge blutrot belegen. Eigentlich gibts diese schon lange. Das Unkraut ist im Maisanbau bekannt, wo es sich wegen Resistenzen ausbreiten konnte, dann auf Kunstwiesen übergriff. Schmid erwähnt das Trockenjahr 2003, wo viele Parzellen wegen Blutfingerhirse neu angesät wurden. Die aktuelle Häufung in vielen Wiesen und Weiden führt Schmid auf das trockene 2018 und den trockenen Juli 2019 zurück. «Das grosse Samendepot führte zur Explosion.»

Bekämpfen lasse sich die Hirse eigentlich leicht. Bei Lücken in Weiden wegen Trittschäden, Mäusen oder der Hitze empfiehlt er Übersaaten im Herbst. Oder dann im Frühling, gleich nach der Schneeschmelze, zumal die Pflanzen über den Winter absterben, und bevor ab Mai neue Samen keimen.

«Mit Übersaaten können Lücken gefüllt werden.»

Herbert Schmid, Futterbauberater LZ Liebegg.

Wiesenpflege anpassen

Die veränderten klimatischen Bedingen würden mehr und differenzierte Pflegemassnahmen in Wiesen und Weiden bedingen, vor allem in trockenheitsgefährdeten Böden. So seien auch trockenheitsresistente Pflanzen für die Übersaaten zu wählen, wie Knaulgras oder Rohrschwingel.

Der Unkrautdruck sei klar höher geworden aufgrund der trockeneren Jahre. «Hirsen sind nur die Spitze des Eisberges. Wir müssen uns darauf einstellen.»

Trockenstress der Gräser

Das starke Aufkommen der Hirsen bestätigt Willi Gut, Lehrer und Berater am LBBZ Schluechthof. Borstenhirsen, vor allem am Walchwilerberg ein Problem, würden sich nun überall von Strassenrändern in die Wiesen verbreiten, stellt er im Zugerbiet fest. Und dass die Blutfingerhirsen so häufig sind, führt er wie Schmid auf die trockenheitsbedingten Lücken im Juli zurück, wo sich die vielen Samen vom Vorjahr nun entwickeln konnten. Vor allem wenn Italienisches Raigras zu trocken habe, ziehen sich die Büschel zusammen und bilden Lücken.

Überhaupt verbreiten sich auch viele andere Ackerunkräuter bei Trockenheit in Wiesenlücken. Gut empfiehlt Säuberungsschnitte und Verhinderung von Lücken in den kommenden Jahren.