Beim Mähen von Extensivwiesen sollen die produktionstechnischen Ansprüche mit der Aufgabe der Extensivwiesen unter einen Hut gebracht werden. Die «Aufgabe» der Extensivwiese ist, verschiedenen Pflanzen die Möglichkeit zum Absamen zu geben sowie Lebewesen wie Insekten und bodenbrütende Vögel zu schonen.

Diese Tiere können in intensiven Futterbau- und Ackerbauflächen nämlich nicht mehr überleben und brauchen deshalb diesen Rückzugsraum. Am meisten Schaden bei den Lebewesen richten die rotierenden Mähsysteme (Trommel- und Scheibenmäher) und die Aufbereiter an. Aber natürlich sind die schlagkräftigen Mähsysteme wichtig für die Effizienz im Futterbau und die Aufbereiter optimal für eine gute Futterqualität. Es gilt also, einen Kompromiss zu finden. Doch – worauf kommt es an?

1. Lieber schneiden als rotieren

Rotierende Systeme haben eine verheerende Wirkung auf Kleinlebe- wesen. Die Messergeschwindigkeit ist mit 60 bis 80 m/s rund zwanzig bis dreissig Mal schneller als bei einem Messerbalken (2 bis 4 m/s). Darüber hinaus entsteht durch die rotierende Bewegung ein Sog, der die Kleinlebewesen geradezu in die Messer hineinzieht.

2. Lieber morgens und abends

Idealerweise wird morgens und abends gemäht. Am meisten Honigbienen fliegen zwischen elf Uhr Vormittags und drei Uhr Nachmittags. Als Faustregel gilt: Wenn pro Quadratmeter eine Biene zu sehen ist, sollte nicht gemäht werden. Mähen Sie generell keine blühenden Bestände. Beispiel: Wird eine blühende Löwenzahnwiese bei warmem, sonnigem Wetter gemäht, kann das zwei bis drei Bienenvölkern den Tod kosten.

3. Auf Aufbereiter verzichten

Auf Flächen der Qualitätsstufe II muss bereits auf den Aufbereiter verzichtet werden. Für diese Flächen reicht es nicht, den Aufbereiter «aufzumachen»: Durch die Fahrbewegung dreht er trotzdem mit und schadet. Dreht er nicht mit, verstopft er.

Falls Sie das Mähen ausgelagert haben: Wechseln Sie allenfalls für das Mähen der Extensivwiesen zu einem Lohnunternehmer mit entsprechender Ausrüstung. Falls Sie eine Neuanschaffung planen: Erwägen Sie ein getrenntes System (Mähgerät an der Front, Aufbereiter am Heck).

4. Rückzugsstreifen stehen lassen

Die direkte Schädigung durch Messer und Aufbereiter ist nur eine Hälfte des Problems. Die Kleinlebewesen werden auch dadurch geschädigt, dass sie keine Rückzugsmöglichkeit mehr haben. Aus diesem Grund sollten Rückzugsstreifen stehen gelassen werden. Dabei handelt es sich um 5 bis 10 Prozent der Fläche, die bei jedem Schnitt stehen gelassen werden müssen. Um Vergandung zu vermeiden, sollten Sie die Rückzugsstreifen bei jedem Schnitt an einem anderen Ort stehen lassen.

Beginnen Sie in der Mitte, wenn Sie die ganze Fläche mähen. So können die Tiere vor dem Mäher her an den Wiesenrand und in eine angrenzende Fläche flüchten. Wird von aussen her nach innen gemäht, bleibt den Kleinlebewesen keine Fluchtmöglichkeit mehr.

5. Schnitthöhe 10 bis 12 cm

Die Vorgabe von 10 bis 12 cm ist in der Praxis oftmals schwierig einzuhalten. Die Messerbalkensysteme sind nicht ganz einfach einzustellen. Trommel- und Scheibenmäher können besser eingestellt werden. Nehmen Sie sich die Mühe und stellen die Schnitthöhe, bevor dem Extensivwiesen mähen, um.

Insbesondere die extensiven Gräser wachsen auch besser auf, wenn sie nicht zu niedrig abgeschnitten werden. Achtung: Obwohl meist nur über das Mähen gesprochen wird, sind die anderen Ernteschritte für die Tiere ebenso problematisch. Rein die Durchfahrt eines Traktors führt zu toten Tieren. Daher gilt, die Durchfahrten möglichst zu minimieren.

Katharina Scheuner

Den Artikel mit allen Bildern lesen Sie in der "grünen" Nummer 11 vom 28. Mai 2015.