Munikälber von Hochleistungs-Milchrassen setzen bei der Mast zuwenig und vor allem zu wenig schnell Fleisch an. Rein wirtschaftlich betrachtet, sind sie überflüssig. Eine Arbeitsgruppe «Tränker» unter der Leitung von Peter Schneider von Proviande will bis zur nächsten Abkalbesaison eine Lösung für diese Milchgenetik-Kälber.

Gesextes Sperma bringt Wunschkalb


Kein Wunder, rufen viele Milchbauern für ein erkranktes Stierkalb den Tierarzt nicht oder noch schlimmer, sie töten es gleich nach der Geburt. So sind 2014 laut Tierverkehrsdatenbank 10'100 Kälber der Rassen Holstein und Red Holstein entweder tot zur Welt gekommen oder bis drei Tage nach der Geburt gestorben. Das ist unschön und kann zur Negativwerbung für Rindfleisch und Milch werden.

Medien und der Tierschutz verurteilen dieses Kälbertöten und ein Fleischverarbeiter bezeichnete dies im «Tagesanzeiger» gar als ein «Pulverfass». Als Lösung bietet sich das Spermasexing an. Dieses betrachtet auch der Schweizer Tierschutz in einer Medienmitteilung vom Februar dieses Jahres als «kurz und mittelfristige» Lösung um diese Problematik zu entschärfen. Die Samendosen, die mit 90% Garantie ein Kuhkalb bringen, heissen bei Swissgenetics SeleXion und die für Stierkälber wYn.

Im Geschäftsjahr 2009/2010 verkaufte Swissgenetics davon 20'000 Dosen, 2013/14 rund 50'000 Dosen und laut dem Swissgenetics-Sprecher René Bucher waren es im Geschäftsjahr 2014/15 nochmals 35% mehr, das wären 68'000 Dosen. «Bei unseren Samendosen für Milchrassen ist bereits jede achte Samendose SeleXion», bestätigt er. Die Sicherheit, das gewünschte Geschlecht des Kalbes zu erhalten, lag laut Bucher im letzten Geschäftsjahr bei 91,1%.


40 Prozent aller Milchkühe sind von Fleischrassen trächtig


Laut René Bucher teilen zunehmend Milchbauern ihre Herde in Nachzucht- und Produktionskühe auf. Die Nachzuchtkühe werden mit SeleXion und die Produktionskühe mit Fleischrassen, im Idealfall mit wYn besamt. «40% aller Milchkühe werden mit Fleischrassen-Stieren belegt», schliesst Bucher.

Hans Rüssli

Die Branche diskutiert eine neue Mindesthaltedauer für Kälber. Mehr dazu in der BauernZeitung vom 3. Juli 2015 auf Seite 3.