«Süss und reif müssen unsere Früchte sein!», erklärt Manuela Bleuler. «Damit wir das Obst und die Beeren ganz frisch verkaufen können, fahren wir dreimal in der Woche auf den Markt und beliefern Läden direkt. Das braucht etwas mehr Zeit, aber es lohnt sich. Unsere Kundschaft schätzt das sehr.» Sie gehe gerne «z'Märt», so die Bäuerin, denn dort erhalte sie ein direktes Feedback zu ihren Produkten. Zudem könne sie mit den verschiedensten Leuten reden und komme aus dem Tal.


Die strengste Zeit ist die schönste


Das Bachsertal bei Dielsdorf: eine eigentliche Idylle, unverbaut, von der Landwirtschaft dominiert. Manuela Bleuler ist dort als Bauerntochter aufgewachsen. Nun lebt sie mit ihrem Mann Daniel, ihren zwei Kindern sowie ihren Eltern auf dem Hof. Auch ein Tageskind stösst regelmässig zu ihnen. Eine Hühnerschar versorgt Bleulers mit frischen Eiern. Bienenvölker bestäuben die Obstbäume und Beerenstauden.


«Es ist streng, aber schön!», hält die 42-Jährige voller Überzeugung fest. Ihr Betrieb ist mit acht Hektaren einer der kleinsten im Tal. Johannis-, Cassis-, Erd- und Himbeeren, Äpfel, Birnen, Zwetschen, Aprikosen, Pfirsiche, Nektarinen sowie Kirschen bauen Bleulers an. Eine Lieblingsfrucht oder -beere hat die Bäuerin nicht. «Doch die schönste Zeit ist die Erdbeerzeit», meint sie. «Es ist zwar sehr intensiv, die Erdbeeren zu pflücken und am gleichen Tag in die Läden zu bringen. Aber wenn es so richtig läuft, ist das toll.»


Der Mensch plant, das Leben entscheidet


Manuela Bleuler liebt ihre Arbeit. Wer sie mit Begeisterung über ihren Familienbetrieb reden hört, käme nicht auf die Idee, dass sie früher ganz andere Ziele hatte: «Ich lernte Konditor-Confiseur. Doch meine zwei Geschwister wollten den Hof nicht übernehmen. Und dann habe ich meinen Mann kennengelernt, der Landwirt war, aber selber keinen Betrieb hatte.»

Zunächst pachtete das junge Ehepaar den Hof, vor fünf Jahren hat es diesen übernommen.

Die beruflichen Erfahrungen im Umgang mit Lebensmitteln kommen Manuela Bleuler bei der Produktverwertung zugute. Denn ein Teil der Ernte wird zu Sirup, Konfitüre, Gelee und Dörrobst verarbeitet, direkt während der Saison oder aus tiefgefrorenen Früchten im Winter.

Konfitüre mit Apfel und Zimt

Vier- bis fünftausend Gläser Konfi füllt Manuela Bleuler pro Jahr in ihrer blitzblanken Arbeitsküche ein. Dabei ist sie äussert kreativ. Bis zu vierzig verschiedene Sorten führt sie im Sortiment. «Wenn alle Früchte da sind, probiere ich etwas Neues aus, Mischungen, die es in den Läden nicht gibt», erzählt sie. So ist zum Beispiel die «Aufstellerkonfi» aus Erdbeeren mit Pfeffer entstanden und auch Apfel mit Zimt ist ein Renner. Die aromatische Süsse der ausgereiften Früchte macht sogar weniger Zucker als üblich in der Konfi-türe nötig.


Aus vier Tonnen Äpfeln jährlich dörrt Manuela Bleuler zudem «Öpfelringli». Eine besondere Spezialität aber ist das «Bachser Gold», getrocknete Erdbeeren, die den Geschmack des Sommers für die kalte Jahreszeit bewahren.


Sie wagen immer wieder Neues


Zurzeit steht dem Hof ein ganz besonderer Höhepunkt bevor, der Apfel-Sonntag am 17. August. Diesen erwarten die Bäuerin und ihre Familie mit Spannung. Letztes Jahr führten Bleulers den Anlass zum ersten Mal durch. Gut dreihundert Leute besuchten den Hof und liessen sich die Welt der Äpfel erklären, machten Führungen mit, erlebten verschiedenste Attraktionen, genossen frische Apfelküchlein. Der Aufwand war gross. «Doch beim zweiten Mal geht alles etwas leichter», findet Manuela Bleuler.


Ein bisschen Freizeit nehmen kann sich die Bäuerin aber trotzdem. Sie ist eine der drei Bachser Ortsvertreterinnen der Zürcher Landfrauen-Vereinigung. Die Damenriege bietet ihr ebenfalls Abwechslung zum Alltag: Fitness und die Möglichkeit, sich mit anderen Frauen regelmässig auszutauschen.


Ist die Beeren- und Früchtesaison jedoch zu Ende, kommen auch die Hobbys zum Zug, die Manuela Bleuler und ihr Mann gemeinsam haben: Wandern und vor allem Skifahren. «Dann kompensieren wir den strengen Sommer», sagt die Bäuerin schmunzelnd.


Sanna Bührer Winiger