In der Landtechnikbranche ist ein Paradigmenwechsel in Gang. So findet im Bereich der Traktorkabinen ein Aufrüsten statt. Insbesondere die ganz grossen Schlepper waren über lange Zeit im Interieur sehr spartanisch ausgestattet. Weil das Personal, das sie bediente, keine grossen Ansprüche stellte, bestand kaum Bedarf, in den Komfort zu investieren.

Akuter Fachkräftemangel

Nun rüsten verschiedene Hersteller aber auch im Inneren der Traktoren auf. Ein Hauptgrund dafür ist, dass in der Landwirtschaft ein akuter Fachkräftemangel herrscht, wie Daniel Bernhard, Leiter New Holland Center Schweiz, weiss. Fachkräftemangel in einer Branche, in der gerade junge Leute zu begeistern sein sollten? «Das stimmt grundsätzlich», sagt Bernhard und verweist auf die unregelmässigen Arbeitszeiten. «Im Sommer, wenn es in der Badi schön ist, sitzen die Maschinisten auf den Traktoren – das ist nicht bei allen populär», weiss er und ergänzt: «Die Landwirtschaft ist nicht die einzige Branche. Der Fachkräftemangel ist ein weit verbreitetes Problem und hat aus meiner Sicht weniger mit den Maschinen oder Branchen zu tun, sondern eher mit unserer Gesellschaft und deren Trends.»

Arbeitsplatz erhält stets grössere Bedeutung

Aus diesem Grund kommt dem Arbeitsplatz eine immer grössere Bedeutung zu. Die Kabinen müssen vielen Kriterien standhalten. «Insbesondere die gesundheitlichen Aspekte stehen im Zentrum. Lautstärke, Vibration und Schwingungen haben einen grossen Einfluss auf die Gesundheit der Fahrer», weiss Bernhard.

Auf Automobil-Niveau

[IMG 2] New Holland Agriculture hat seinen Traktor T7 Heavy Duty (HD) überarbeitet. Der Gross-Traktor ist mit einer Kabine versehen, die dem Automobil-Niveau entspreche. 7,5 % mehr Kabinenvolumen, 11 % mehr Fensterfläche, ein 33 % grösserer Kabinenzustieg und eine um 14 % grössere Kabinentür hat der neue T7 erhalten. Eine serienmässige eingebaute Vorderachse mit Kabinenfederung und eine umfassende Auswahl an Fahrersitzen sollen dafür sorgen, dass Stösse oder Schwingungen im Arbeitsalltag auf dem Feld und der Strasse von der Fahrerin ferngehalten werden.

Ergonomisch angeordnete Bedienelemente

Es stehe aber nicht nur der Fahr- und Sitzkomfort im Fokus, wie Daniel Bernhard weiter ausführt: «Hinzu kommt eine immer komplexere Bedienung von Anbaugeräten. Ergonomisch angeordnete Bedienelemente sind daher sehr wichtig.» Weiter helfe die Digitalisierung, das Zusammenspiel zwischen Motor, Getriebe und Hydraulik besser zu steuern. «Hierzu braucht es Monitore, um die Einstellungen bedarfsgerecht machen zu können. Ein Traktor ist heute nicht nur ein Zugpferd, sondern eine komplexe Maschine, welche für zahlreiche Anwendungen individuell eingestellt und optimiert werden muss», sagt Bernhard.

Andere Modelle werden folgen

Der T7 ist aber (noch) keine Maschine für den durchschnittlichen Schweizer Landwirtschaftsbetrieb. Werden bei New Holland künftig auch andere Modelle mit solchen Kabinen ausgestattet? «Bei den grösseren Profi-Traktoren wird diese Kabine sicher als Vorlage dienen und wir gehen davon aus, dass diese Kabine auch auf weiteren Modellen eingesetzt wird. Jedoch wird es nach wie vor auch kleine, einfachere Traktoren geben. Hier wird schon aus Gründen der Platzverhältnisse nicht dieser Standard angeboten werden können», so der Branchenexperte. Die Komplexität und Digitalisierung auf diesem Niveau werde aber auch aufden kleineren Traktoren Einzug halten.

Traktoren werden regelmässig überarbeitet

Wie Daniel Bernhard erklärt, werden die Produkte in regelmässigen Abständen überarbeitet. «Wenn der Aufwand zu gross ist, um den nächsten technischen Schritt zu machen, werden die Produkte oft neu aufgelegt», fast er zusammen. In diesem Fall bestehe die Möglichkeit die Produkte umfangreicher zu überarbeiten und Komponenten anzupacken, welche unter Umständen grossen Einfluss auf das Gesamtkonzept haben. «Im Fall des T7 HD stand eine umfangreiche Überarbeitung an, welche genutzt wurde, um die Kabine vollständig neu zu konzipieren und auf den neusten Stand der Technik zu bringen.»

Viel Neues wird kommen

Die Landtechnik habe sich seit jeher ständig entwickelt und neue Innovationen auf den Markt gebracht. «In den letzten Jahren standen die Hersteller stark unter Druck, um die Motorentechnik so zu entwickeln, dass sie den neuen gesetzlichen Anforderungen gerecht wurden. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Jahren im Bereich der Digitalisierung viel Neues auf uns zukommen wird und dadurch die Traktoren und Maschinen noch produktiver und nachhaltiger werden. Die technische Reise ist definitiv noch nicht zu Ende», schliesst Bernhard mit Blick in die Zukunft.