Traktoren sind breite und gefährliche Fahrzeuge. Sind sie mit Anbaugeräten oder Anhängern ausgestattet, die über den Traktor hinaus ragen, führt dies zu Sicherheits- und Sichtbarkeitsproblemen im Strassenverkehr. «Das Unfallrisiko ist daher hoch und eine geeignete Konstruktion zur Kennzeichnung solcher Fahrzeuge ist dringend notwendig.»

Das sagt Sebastian Tobler, Professor für Fahrzeugtechnik, Konstruktion und Fertigung an der Berner Hochschule für Technik und Informatik in Biel. Er hat die Bachelorarbeit von Noé Riat (25) begleitet. Riat ist Bauernsohn und ging dieser Problematik im Rahmen seines Studiums nach.

Aufprall-Energie absorbieren

«Die Idee entstand aus dem Wunsch, eine Struktur zu schaffen, die die Sichtbarkeit von Traktoren im Strassenverkehr verbessert und gleichzeitig die Benutzer im Falle einer Kollision schützt», erklärt Sebastian Tobler. Dank des Unterfahrschutzbalkens werde verhindert, dass ein entgegenkommendes Fahrzeug bei einem Frontalzusammenstoss unter den Traktor gerät. So könne die Fahrzeugfront des Autos die Aufprall-Energie absorbieren und materielle sowie körperliche Schäden begrenzen.

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Anforderungen sind erfüllt

Im Rahmen des Projekts wurde ein Lastenheft erstellt, das die Anforderungen der Landwirte sowohl für den Strassenverkehr als auch für die Arbeit auf dem Feld berücksichtigt. Die Schweizer Gesetzgebung und die ISO-Normen für Konstruktionen wurden untersucht, um die Anforderungen an den Strassenverkehr und die Masstoleranzen zu erfüllen. Da die Schweizer Gesetzgebung keine Regelungen für Unterfahrschutz an der Vorderseite von landwirtschaftlichen Fahrzeugen bietet, wurde entschieden, sich an der europäischen Regelung ECE-R 93 zu orientieren, die normalerweise für Lastwagen gilt.

Das Team erstellte Skizzen, 3D-Modelle und Finite-Elemente-Methode-Simulationen (FEM), um die Belastungsfälle und die Unterfahrschutznorm zu erfüllen. Die Konstruktion umfasst ein 600-kg-Gegengewicht, das dank eines Kombisystems aus Hakenverschlüssen und Halteschuhen austauschbar ist. Die Staubox hat ein Volumen von 230 Litern und ist mit einem wasserdichten Deckel ausgestattet. Die Struktur kann durch Schnellverschlüsse von 2,3 m auf 3 m verbreitert werden und ist mit einem Beleuchtungssystem ausgestattet.

Drei Vorteile auf einen Schlag

Die Konstruktion integriert Funktionen, die ihre Einsatzmöglichkeiten erweitern. «Auf dem Feld wird häufig ein Stauraum geschätzt, um beispielsweise Saatgutsäcke oder Werkzeugkisten unterzubringen», wie Tobler ausführt. In solchen Fällen sei ein Gegengewicht notwendig, um die Masse des hinteren Anbaugeräts auszugleichen und die Lenkung der Vorderachse zu gewährleisten.

«Die Konstruktion kombiniert daher drei zentrale Elemente, Gegengewicht, Stauraum und Unterfahrschutz, in einem Element», so Sebastian Tobler.