Der Hochsommer war heiss. Die Gülle musste trotzdem raus. Ein schwieriges Unterfangen. Schleppschlauch, kühle Temperaturen und Güllen unter der Woche helfen, um Reaktionen tief zu halten. Einige Landwirte sind proaktiv. Mit sehr gutem Erfolg.

Informieren vor dem Güllen

«Wir bauern mitten im Dorf», sagt Bäuerin Silvia Koller aus Nebikon LU. Ihre Felder verlaufen entlang von Quartieren oder sind gar in unmittelbarer Nähe eines Freibades. Ihr Mann, Fredy Koller, unterhielt sich nach einer Feuerwerhrprobe mit einem Nachbarn zum Thema Güllen. Dieser meinte freundlich, dass er zufälligerweise meistens Wäsche am Trocknen habe draussen, wenn Kollers Jauche ausbringen. Fredy Koller sagte ihm, er solle doch eine Art Infokanal einrichten, er sei offen diesbezüglich. Gesagt getan. Der Nachbar gründete eine «Bschütti-Whatsapp-Gruppe». Dort schreiben Kollers seitdem hinein, wann sie Güllen. Mit Erfolg. Die Gruppe wurde laufend grösser. «Die Leute finden das super, es wird sehr geschätzt», bilanziert Silvia Koller. Es gab dadurch auch neue Kontakte und zusätzliche Kunden in ihrem Hofladen «Chreisulade». Ihr Aufwand für diese gute Nachbarschaft sei minim. Ganz ähnliche Erfahrungen machte Jonas Hunkeler vom Rankhof in Oberkirch LU. Er ist Obst- und Weinbauer. Seine Anlagen sind teils in unmittelbarer Nähe zu einem neueren Einfamilienhaus-Quartier. Es bringe nichts, darüber zu lamentieren, wer nun zuerst hier gewesen sei, sagt Hunkeler. Wichtig sei schlicht eine gute Nachbarschaft.

An einem Quartierfest entstand die Idee der Whatsapp-Gruppe. Seitdem meldet Hunkeler mindestens einen halben Tag vorher, wann und wo er seine Kulturen behandelt. Der Chat werde auch von Privaten genutzt, etwa wenn es wegen einem Geburtstagsfest etwas lauter werden könnte. Hunkeler hat bereits drei Jahre Erfahrung damit. Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv. Der Kontakt wurde enger, der Aufwand für ihn minim. «Ja, von uns Bauern muss auch etwas kommen», sagt Nestor Wyss, Präsident des Bauernvereins Oberer Sempachersee zum Thema.

Imagepflege leicht gemacht

Wyss nervt sich, wenn er zur Imagepflege Lockpfosten aufstellt und dann bei schönstem Wetter im Naherholungsgebiet Sempachersee auf ebenem Land mit dem Prallteller gegüllt wird. Da mache man einfach viel wieder kaputt.Die Bauern müssten das Heft selber in die Hand nehmen, so brauche es auch keine neuen Vorschriften. Die Schweizer Bauern würden mit grossen Aufwand Imagekampagnen fahren, es dürfe nicht sein, dass ein paar wenige den Goodwill leichtfertig wieder verspielten.