Warum sollte man nicht auch im Getreide das einsetzen, was sich bei klassischen «Reihenkulturen» mittlerweile breit etabliert hat – die Einzelkornsaat? Das dachten sich wohl die Ingenieure beim schwedischen Landmaschinenhersteller «Väderstad» und bauten die Einzelkornsämaschine «Proceed».
Optimaler Platz fürs Korn
Die Idee hinter der Maschine ist einfach. Jedem Getreidekorn soll im Boden der grösstmöglich verfügbare Platz ab Saat zur Verfügung stehen. Erreicht wird dies üblicherweise mit Einzelkornsämaschinen, welche bisher für Kulturen mit tiefen Saatstärken wie zum Beispiel Mais (8–11 Körner/m2) oder Sonnenblumen (6–7 Körner/m2) eingesetzt werden.
[IMG 2]
Sie arbeiten entweder mit sogenannten Zellenrädern, die mechanisch die Körner vereinzeln und nach unten in das Saatbett befördern oder mit Lochscheiben, die mithilfe eines pneumatischen Saugdruckes das Korn an der Scheibe ansaugen und so vereinzeln.
Vorteile der Einzelkornsaat
Bei der «Proceed» wird letztere Technik mit Überdruck eingesetzt, aber im Getreide, d.h. bei Saatstärken von 100–350 Körner/m2. Die Maschine punktet laut Hersteller mit den gleichen Vorteilen wie herkömmliche Einzelkornsämaschinen, nämlich:
Genaue Saatgut-Ablage: Durch die genaue Ablage des Saatkorns hat jede Pflanze von Anfang an den optimalen Platz, den sie für ihr Wachstum benötigt. Die Saat-Abstände in der Reihe sind elektronisch regulierbar und erlauben Abstände von 2,5–6 cm im Getreide von Korn zu Korn.
[IMG 3]
Variable Einsetzbarkeit: Die einzelnen Reihen sind einzeln zu- und abschaltbar. Die Säbreiten können von 225/250 mm (Getreide), 450/500 mm (Raps, Zuckerrübe, Mais) und 750 mm (Mais/Sonnenblumen) variieren. Die Maschine lasse sich somit ideal mit einer mechanischen Unkrautbekämpfung kombinieren. Auch eigne sie sich für die unterschiedlichsten Methoden der Saatbettbereitung wie Pflug, Mulch- und Direktsaat.
[IMG 4]
Weniger Saatgut: Durch die genauere Saatgutablage werde der vorhandene Platz besser ausgenutzt. Das erlaube wiederum, die Saatmengen zu reduzieren. Je nach Kultur werden gemäss Hersteller dieselben Erträge mit bis zu 50 Prozent weniger eingesetztem Saatgut erzielt. Die Maschine wurde vom Hersteller an zahlreichen Kulturen im Feld getestet.
Resultate im Feld
Schnellere Keimung: Durch den Einsatz von Andruckrollen haben die Körner besseren Bodenschluss. Der Bestand läuft schneller auf.
Gleichmässigere Bestände: Durch die exakte Ablage waren die Bestände synchroner in ihrer Entwicklung. Behandlungen wie ein Düngereinsatz oder eine Fungizidapplikation hätten somit eine bessere Wirkung erzielt.
[IMG 5]
Höhere Erträge: In Versuchen mit Winterweizen, Wintergerste und Erbsen habe die Kultur, welche mit der «Proceed» gesät wurde, höhere Erträge (bis zu 15 %) erbracht – und das bei teilweise geringeren Saatdichten. Der Hersteller erklärt das mit der exakten Saatablage und dem besseren Bodenschluss, welche durch die Maschine erzielt worden sei.
Mit ihrer stolzen Arbeitsbreite von 6 m ist die «Proceed» sicher nicht für kleine und mittlere Schweizer Landwirtschaftsbetriebe geeignet.
[IMG 6]
Eignung für die Schweiz
Für eine grössere Verbreitung stellt sich darum die Frage, ob sie eventuell vom Hersteller auch in einer kleineren Version verfügbar sein werde. Bedingt durch ihren Einzelkornsaatcharakter wird sie preislich sicher teurer als eine herkömmliche Drillsämaschine. Hier stellt sich dann die Frage, ob der höhere Anschaffungspreis durch ihre Vorteile – höherer Ertrag und weniger Saatgutkosten – wieder wettgemacht werden kann.
Die Herstellerfirma Väderstad plant eine Markteinführung per Ende 2024. Interessent(innen) können die Maschine an der nächsten Agritechnica, die vom 12. bis 18. November in Hannover (Deutschland) stattfindet, besichtigen.

