Wie ich in meinen früheren Artikeln erwähnt habe, gibt es mehrere Projekte, bei denen ich vorankommen muss. Nun sind die Legehennenställe an der Reihe.

Eier für die Stadt Trinidad

Als mein Bruder Jan hier in Uruguay war, haben wir eine kleine Umfrage über den Verbrauch von Eiern hier in Trinidad gemacht. Es stellte sich heraus, dass der Pro-Kopf-Verbrauch sehr hoch ist (zirka 300 Eier pro Kopf und Jahr). Wir haben einige Verkaufsstellen befragt, die sehr positiv reagiert haben und Interesse am Kauf unserer zukünftigen Produktion von Freilandeiern haben.

Die meisten Eier kommen aus der Gegend von Montevideo, etwa 250 Kilometer von Trinidad entfernt. Unser Ziel ist nicht nur, Freilandeier zu produzieren, sondern auch, zu versuchen, den langen Transport von Gütern zu vermeiden. Die Idee ist, die Stadt Trinidad mit ihren rund 22 000 Einwohnern mit Eiern zu beliefern, da es derzeit nur einen Betrieb gibt, der in der Gegend verkauft und mit dem konventionellen System produziert.

Nach Schweizer System geplant

Das traditionelle Haltungssystem in Uruguay ist hauptsächlich die Batteriehaltung. Dieses Haltungssystem kam für uns nicht infrage, da uns das Tierwohl von Bedeutung ist. Unser Freilandhaltungssystem ist so angedacht, wie man es in der Schweiz kennt.

Geplant ist der Bau von zwei Ställen mit je zwei Einheiten darin. Jede Einheit hat eine Kapazität von jeweils ca. 800 Legehennen. Somit werden wir am Ende etwa 2500 Legehennen auf dem Hof haben.

«Unser Ziel ist es, unseren ersten Stall bis Ende 2024 fertig zu bauen und Anfang 2025 die Hühner zu kaufen.»

Thomas Siegenthaler hat den Zeitplan für den Stallbau erstellt und konkrete Ziele definiert. 

Wir haben die entsprechenden Pläne gemacht und uns entschieden, den Stall mit einer Metallkonstruktion zu bauen und mit Sandwichpaneelen zu isolieren. Damit schützen wir die Tiere vor den hohen Temperaturen im Sommer. Die Sommertemperaturen erreichen hier oft mehr als 40 Grad Celsius. Wir haben alle Details für das Innere des Stalls wie das Belüftungssystem, einen Hygienetrakt, Futtertröge, Wasser, Zugang für die Reinigung usw. sowie alle Details im Aussenbereich wie Schutz vor der Sonne, vor Raubvögeln und Raubtieren wie Füchsen ausgearbeitet.

​Die Vogelgrippe rückt näher

Während wir noch dabei waren, die Details für den Bau der Ställe zu planen, erreichte uns eine sehr schlechte Nachricht. Die ersten Fälle von Vogelgrippe traten in der Gegend von Montevideo auf und breiteten sich in kurzer Zeit auf andere Gebiete aus. Uruguay war bislang frei von diesem Virus und ordnete daher sofort die Kontrolle aller Geflügelbetriebe an.

Wir hatten unsererseits ein Treffen mit dem Landwirtschaftsministerium (MGAP) vereinbart, um unser Projekt vorzustellen und so die Genehmigungsverfahren einleiten zu können. Leider wurde unser Agroforstprojekt nicht sehr positiv aufgenommen, da es eine völlige Veränderung der Geflügelhaltung bedeutete. Laut Gesetzgebung sind weder Bäume noch Büsche in den Ausläufen von Hühnern erlaubt. Alles, was Vögel anzieht, ist tabu.

Zudem war es wegen der Vogelgrippe momentan nicht möglich, die Tiere auf der Weide zu halten.

Neue Idee akzeptiert

Daraufhin mussten wir die Planung erneut in Angriff nehmen. Wir entschlossen uns, die Ställe nun auf einer Freifläche zu bauen, entfernt von jedem Strukturelement. Zudem werden wir Wintergärten an die Ställe anbauen, sodass die Tiere zumindest Sonnenlicht zu sehen bekommen. Den Tieren würde weiterhin eine Weide zur Verfügung stehen.

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Wir entwarfen die Pläne mit den entsprechenden Änderungen und trafen uns erneut mit dem MGAP. Wir präsentierten die neue Idee, die glücklicherweise akzeptiert wurde, und so konnten wir weitermachen. Die endgültige Bewilligung erhalten wir, wenn der Stall fertig gebaut und von den Behörden abgenommen ist.

Schliesslich haben wir alle Änderungen vorgenommen und die entsprechenden Materialien bestellt, die im Laufe des Jahres eintreffen werden. Unser Ziel ist es, unseren ersten Stall bis Ende 2024 fertig zu bauen und Anfang 2025 die Hühner zu kaufen.

Grosser Schrecken vor der Ernte

Nach einem Sommer mit der grössten Dürre der letzten 75 Jahre und einer praktisch verlorenen Sojaernte, bei der wir nur etwa 10 Prozent ernten konnten, hatte die Weizenernte im letzten Winter die besten Wetterbedingungen. Ich wollte gerade ins Dorf fahren, um Papierkram zu erledigen, als ich am hinteren Ende des Feldes einen sehr starken schwarzen Rauch und Flammen entdeckte. Ich dachte, es handle sich um unser Feld, das kurz vor der Weizenernte stand. Panisch hängte ich meinen Feuerwehrtank an den Traktor, um so schnell wie möglich zum Brandherd zu fahren.

Der Mähdrescher hatte auf dem Feld nebenan, auf dem man gerade Weizen erntete, Feuer gefangen. Mithilfe einer weiteren Person begann ich, das Feuer auf dem Feld zu löschen, um ein Übergreifen auf unser Feld zu verhindern.

Mit vollem Einsatz sofort losgelegt

Mit viel Körpereinsatz und einer Menge Nerven gelang es mir, das Feuer unter Kontrolle zu bringen und eine Katastrophe zu verhindern. Glücklicherweise herrschte zu diesem Zeitpunkt kein starker Wind, was mir half, die Situation zu retten. Leider brannte die Erntemaschine komplett ab und dazu zirka drei Hektaren Weizen, aber glücklicherweise wurde niemand verletzt. Da geplant war, dass genau dieser Mähdrescher am nächsten Tag unseren Weizen ernten sollte, mussten wir eine neue Erntemaschine suchen.

«Diese Einnahmen werden uns helfen, dieses grossartige Projekt weiter zu finanzieren.»

Ehrgeizige Projekte wollen umsichtig finanziert werden. Durch den Verkauf des Getreides fliessen finanzielle Mittel zurück auf den Betrieb.

Unser Pächter organisierte eine neuere John Deere. Nach diesem Schreck kam die gute Nachricht: Die Weizenernte war ausgezeichnet. Der Ertrag lag bei etwa 4,5 Tonnen pro Hektare. Diese Einnahmen werden uns helfen, dieses grossartige Projekt weiter zu finanzieren, über das ich in meinen nächsten Artikeln berichten werde.

[IMG 3]Zur Person: Thomas Sigenthaler ist in Argentinien geboren und in Ganterschwil aufgewachsen. Er hat  Polymechaniker studiert und hatte den Wunsch, etwas anderes in seinem Leben zu machen. Er liess sich in Trinidad, Uruguay, nieder, wo er einen agroforstwirtschaftlichen Betrieb gründete, mit dem Ziel, auf nachhaltige Weise verschiedene Produkte wie Pekannüsse, Eier im Freiland und Viehzucht zu produzieren und betreiben.