«Irgendwann habe ich eine Bauernhofspielgruppe», sagte Vivienne Bucher vor einigen Jahren zu Angela Bütler. Die beiden kennen sich aus der Guggemusig. Auch das Logo und den Namen «Glöckspöuz» hatte sie schon. Die beiden jungen Frauen sind auf einem Hof aufgewachsen, Bucher hat letztes Jahr zudem den Fachkurs Bäuerin absolviert und macht demnächst auch den Fachausweis. Das Modul Bildung auf dem Bauernhof, sowie das Praktikum, bei dem jeweils mittwochs Tageskinder vor Ort waren, führten ihr die Idee wieder vor Augen.

Die Idee verwirklichen

Dieses Jahr war es so weit. Das Konzept und das Leitbild hatte Vivienne Bucher bereits geschrieben, einzig ein Hof fehlte der 22-Jährigen noch, sowie die Ausbildung zur Spielgruppenleiterin, die sie aber ebenfalls Anfang des Jahres begonnen hat. Über eine gemeinsame Bekannte erfuhr Bucher, dass die Familie Roth aus Altwis LU auf Facebook ein Inserat geschaltet habe. Sie suchten eine Spielgruppe, die auf ihrem Hof angeboten werden könnte.

Für Bäuerin Stefanie Roth war klar, dass sie es nicht selbst machen möchte. Ihr Mann arbeitet auswärts, sie schaut zum Hof, den Tieren und den beiden Kindern (4 und 2). Kindern die Natur näherzubringen, erachtet Stefanie Roth als sehr wichtig. Dazu erzählt sie gerne diese Begebenheit: Einmal habe sie ein Mädchen für die riesigen Tomaten im Garten gelobt, es waren allerdings Kürbisse. Für ihre Kinder sei es normal, den Unterschied zu kennen, für andere leider nicht.  

In der Natur lernen

Genau das war auch die Intention von Vivienne Bucher für die Bauernhofspielgruppe. «Wenn ich in den Stall gehe und die Kinder sehen, wie ein Huhn ein Ei legt, ist das ein totaler Lerneffekt», meint sie. Es müsse nicht alles bis ins kleinste Detail erklärt werden und alles geschehe spielerisch, eigentlich sogar unterbewusst, sagt sie. Und die Kinder tragen dies auch nach Hause. Eine Mutter erzählt von ihrem Sohn, der ein Ei mit nach Hause nehmen durfte, und zu ihr sagte: «Jetzt gibt's Omelette zum Zmittag.» 

Jetzt im Herbst machen sie in der Spielgruppe mit den Kindern Apfelringli und Süessmost, bei der Eröffnung gab es Stockbrot über dem Feuer.

«Es können viele coole Projekte entstehen.»

Vivienne Bucher, Spielgruppenleiterin.

Auf dem rund 19 ha grossen Biobetrieb der Familie Roth gibt es Hühner, Ziegen, Schafe, Katzen und Hunde – dazu einen Heilkräutergarten und einige Hochbeete. Letztere dürfen Vivienne Bucher und Angela Bütler mit den Kindern bepflanzen. Auf dem Hof selbst musste nichts geändert werden. Den bestehenden Bauwagen haben sie gemeinsam angemalt, und dürfen ihn nun als Stauraum nutzen, das Spiel- und Klettergerüst war ebenfalls bereits vorhanden. «Wir schauen einfach, dass wir jeweils am Montagmorgen nicht mit den grossen Maschinen über den Hof fahren müssen», erklärt Stefanie Roth. Denn unter anderem genau das wurde von der KESB kontrolliert.

Viele Auflagen, die regional sehr unterschiedlich sind

Die Hürde, die Spielgruppe zu eröffnen, sei gross gewesen, meint Vivienne Bucher. Sie musste bei der Gemeinde ein sehr umfangreiches Dossier einreichen. Die KESB kontrollierte den ganzen Hof auf Gefahrenstellen und prüfte, ob alles dem Dossier entspricht, da es sich um eine reine Aussenspielgruppe handelt. Zudem musste Bucher die Ausbildung zur Spielgruppenleiterin machen, ohne hätte sie die Spielgruppe nicht eröffnen dürfen. 

Die 30-jährige Angela Bütler, die einen Master in humanitärer Hilfe hat, ist bei ihr angestellt. «Die Auflagen sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich», seufzt Vivienne Bucher. Ein paar Gemeinden weiter, hätte es kaum halb so viele Auflagen gegeben, erzählt sie. Da sollte man sich unbedingt vorher erkundigen. Falls man Innenräume nutzen wolle, müsse man sich zusätzlich noch erkundigen, ob dies zonenkonform sei.

Abgrund der ganzen Auflagen konnten sie erst viel später Werbung für die Spielgruppe machen, als geplant – erst im April für den Start Mitte August. Nun haben sie eine kleine Gruppe von vier Kindern, wobei sie für das zweite Semester bereits Anmeldungen haben. Gesamthaft können sie 10 bis 12 Kinder aufnehmen. 

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Die Krux ist, sich zu suchen und zu finden

Die grösste Hemmschwelle, das Projekt auf einem fremden Hof zu machen, sei es gewesen, überhaupt eine Bauernfamilie anzusprechen, meint Vivienne Bucher. 

Und auch Stefanie Roth erzählt, sie habe nicht damit gerechnet, dass sich überhaupt jemand melde. Sie hatte dann erstaunlich viele Anfragen , wobei es mit Vivienne Bucher und Angela Bütler einfach am besten passte. «Vielleicht sollte es eine Plattform geben, wo ein Hof, ein Wald, ein Grundstück, eine Wiese oder was auch immer, ausgeschrieben und entsprechend gefunden werden können», meint Stefanie Roth. 

«Es könnten viele coole Projekte entstehen, wie unseres», pflichtet Vivienne Bucher ihr bei. 

www.spielgruppeglückspilz.ch