Loris ist stolz auf seinen virtuellen Betrieb im Landwirtschaftssimulator und durfte dank der Stiftung Wunderlampe und der Bauernfamilie Gätzi stundenlang auf dem Schiltrac mitfahren. «Mein Mann Pius wäre an diesem Nachmittag sowieso Mist streuen gegangen», erklärt Miriam Gätzi gegenüber der BauernZeitung. Loris habe die Fahrt sichtlich genossen, «er wäre wahrscheinlich noch lange sitzen geblieben», meint die zweifache Mutter lächelnd.

Die Wunscherfüllung ist ganz individuell

Die Stiftung Wunderlampe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen mit schweren Erkrankungen oder Beeinträchtigungen ihre Herzenswünsche zu erfüllen. «Wünsche mit Tieren oder landwirtschaftlichen Arbeiten sind relativ häufig», sagt Leiterin und Mitbegründerin Karin Haug. In einem ersten Schritt gelte es, die Vorstellungen des Kindes genau abzuklären. Anschliessend suchen die Mitarbeitenden der  Stiftung – sofern es sich um einen Wunsch im Zusammenhang mit der Landwirtschaft handelt – einen passenden Hof in der Nähe des Wohnorts des betreffenden Kindes und starten eine Anfrage. «Wir stossen auf sehr viel Bereitschaft und Herzlichkeit seitens der Bauernfamilien», berichtet Haug dankbar. So sei es meistens möglich, die Kinderwünsche zu erfüllen.

Am liebsten auf dem Traktor

Dem landwirtschaftsbegeisterten Loris macht es am meisten Spass, Traktor zu fahren – virtuell, denn der Jugendliche lebt mit einer Cerebral Parese. Darunter werden laut dem Universitätsspital Zürich verschiedene Symptome zusammengefasst, die mit einer Schädigung des Gehirns während dessen Entwicklung zusammenhängen. Die Folge sind z. B. Bewegungsstörungen oder geistige Beeinträchtigungen.

Mit der Aussicht, bald einen Tag auf einem echten Landwirtschaftsbetrieb zu verbringen, legte sich Loris gleich seine Arbeitskleidung bereit. Mit der Zustimmung der Familie Gätzi stand der Erfüllung seines Herzenswunsches nichts mehr im Wege.

Betreuende und Eltern sind dabei

Bei den Missionen der Stiftung Wunderlampe sind jeweils ein oder zwei «Wunschbetreuer(innen)» dabei, die sich um die Kinder und Jugendlichen kümmern. Ausserdem begleitet sie mindestens ein Elternteil. «Das ist gut, denn die Eltern kennen ihre Kinder schliesslich am besten», gibt Miriam Gätzi zu bedenken. Sie ist ausgebildete Sozialpädagogin sowie Fachkraft für tiergestützte Interventionen und arbeitet Teilzeit in einer heilpädagogischen Schule mit jungen Menschen, die eine Lernunterstützung brauchen oder eine geistige Beeinträchtigung haben. Nicht immer könne man als Aussenstehende(r) die Gefühle der Kinder und Jugendlichen einfach lesen. «Da ist es schön, von den Eltern direkt eine Rückmeldung zu bekommen.»

Die passende Arbeit gefunden

«Es sollte etwas mit Maschinen sein, eine Feldarbeit», umreisst Miriam Gätzi die Vorgaben, damit Loris’ Wunsch erfüllt werden konnte. Angesichts von Wetter und Jahreszeit sei das nicht so einfach gewesen. Am Ende habe sich die Fahrt mit dem Schiltrac angeboten. Das hügelige Appenzeller Land rund um den Hof der Familie Gätzi machte das Ganze zusätzlich zum Erlebnis. «Hügel auf und ab, das hat Loris gefallen», meint die Bäuerin. Er sei friedlich neben ihrem Gatten gesessen und habe insgesamt etwa drei Stunden auf dem Betrieb verbracht.

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Eine bleibende Erinnerung schaffen

Loris’ Bauernhof-Tag wurde vom Team der Stiftung Wunderlampe mit Bildern und einem Video festgehalten, damit er sich immer wieder daran erinnern kann. «Die Wünsche sind immer ganz individuell», versichert Karin Haug, «für ein anderes Kind wäre vielleicht ein anderer Landwirtschaftsbetrieb der passende». Miriam Gätzi hat Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen und bietet zusammen mit ihrem Mann auf ihrem Landwirtschaftsbetrieb mit Schwerpunkt auf der Milchproduktion ausserdem eine Ferienwohnung und den Erlebnisbauernhof an. Für ihren Beitrag an der Erfüllung von Loris’ Herzenswunsch hat die Bauernfamilie keine Entschädigung verlangt, für sie habe das so gepasst. «Es ist für einen guten Zweck», betont die Bäuerin.

«Man erfährt, was man bewirken konnte»

Die Stiftung Wunderlampe finanziert sich über Spendengelder, «wir haben keine grossen Sponsoren», gibt die Leiterin Auskunft. Vor 21 Jahren wurde die Organisation gegründet und habe seitdem über 3000 Herzenswünsche erfüllen können.

Miriam Gätzi zieht ein positives Fazit. Sie arbeite gerne mit Menschen und schätze es, neue Leute kennenlernen zu können. «Es ist immer schön, jemanden auf dem Hof zu haben und zu zeigen, was wir machen.» Ausserdem habe sich Loris sichtlich gefreut, was seine Mutter bestätigte. «Da merkt man 1:1, was man bewirken konnte», freut sich Gätzi.

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