LID: Herr Stäger, wie viel Zucker kann die Schweizer Zucker AG dieses Jahr in Aarberg und Frauenfeld produzieren und wie viel davon ist Schweizer Zucker?

 

Guido Stäger: Es ist noch zu früh für genaue Zahlen. Die Rübenschätzungen sind noch ungenau und der Zuckergehalt ist recht tief, die Tendenz leicht sinkend. Ganz grob rechnen wir total, einschliesslich dem Biozucker, mit etwa 240'000 t Zucker. Beim konventionellen Zucker ist etwa 90% Schweizer Zucker.

Reicht die Zuckermenge, um den Schweizer Markt zu versorgen?

Nein, leider haben wir zu wenig nachhaltig in unseren Fabriken produzierten Zucker, um den Bedarf unserer Kunden abzudecken. Wir werden wieder bedeutende Mengen importieren müssen und wir unternehmen grosse Anstrengungen, um die Anbaufläche in der Schweiz zu stabilisieren.

Inwiefern hat der nasse Herbst die Rüben-Verarbeitung beeinflusst?

Wettermässig ist es erneut ein schwieriges Jahr. Im Sommer fehlte der Regen und jetzt haben wir zu viel davon. Das konstant nasse Wetter erschwert die Erntearbeiten auf den Feldern und führt zu einem deutlich erhöhten Erdanhang der Rüben. Das führt für die Pflanzer zu ärgerlichen Abzügen und in der Fabrik zu Verarbeitungsproblemen. Die Erde kann nicht vollständig abgewaschen werden und verstopft die Filteranlagen im Verarbeitungsprozess, was sich negativ auf die Tagesleistung auswirkt.

Hatten die vor rund einem Jahr getroffenen Massnahmen des Bundes bereits Auswirkungen auf die Anbaubereitschaft?

Die Massnahmen des Bundes haben auf jeden Fall positive Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der Wertschöpfungskette. Der Pflanzer profitiert vom höheren Einzelkulturbeitrag, und das unabhängig von z.B. ungenügenden Zuckererträgen. Der Grenzschutz hilft der Schweizer Zucker AG die generell etwas gestiegenen Zuckerpreise auch am Markt durchzusetzen und damit den Rübenpreis für ein paar Jahre zumindest zu sichern, vielleicht sogar leicht zu erhöhen. Andererseits kämpfen die Pflanzer auch mit neuen Herausforderungen. Die zunehmenden Einschränkungen beim Pflanzenschutz machen den Rübenanbau noch anspruchsvoller und neue von Insekten übertragene Krankheiten führen zu Ertragsverlusten. Glücklicherweise gibt es auch positive Anzeichen aus der Sortenprüfung. Es gibt Sorten, die sind deutlich resistenter gegen Pilzkrankheiten und auch zumindest teilweise resistente Sorten gegen die neue Krankheit mit den von Bakterien verursachten tiefen Zuckergehalten. Es bleibt aber für alle beteiligten Kreise ein wichtiges Anliegen, die Anbaubereitschaft zu stabilisieren und wieder zu steigern, denn der Schweizer Zucker hat bei unseren Kunden einen guten Ruf.