Wenn Kunden um zwei Uhr morgens frische Eier brauchen, ist Lukas Birrer froh, dass sein Automat den Verkauf abwickelt. Der junge Landwirt und Geflügelfachmann hat 2500 Legehennen und vermarktet einen Teil seiner Freilandeier direkt in seinem Hofladen Teuflibach in Cham. Als Kind erlebte er, wie seine Eltern manchmal am Sonntag im Laden bedienten oder wegen eines langen Schwatzes von der Arbeit abgehalten wurden. Für Birrer war deshalb klar: «Mein Hofladen soll sich so weit wie möglich selbst versorgen.»

Automatisch über 800 Eier täglich

Im ehemaligen Kuhstall hat er nun seinen Verkaufsraum umgebaut. Darin stehen vier grosse VT-Automaten. Aus insgesamt 84 Fächern können Kundinnen und Kunden Produkte auswählen und bequem per Karte oder Twint bezahlen. Dann springt die Tür auf und die Ware ist griffbereit. Die Fächer ermöglichen ein assortiertes Angebot. Birrer befüllt sie gruppenweise mit Eiern verschiedener Grössen- und Güteklassen. Eine Unterteilung besteht auch bei den Verkaufseinheiten. Es gibt Fächer mit Zehnerschachteln, Sechserschachteln oder mit Höckern zu je 30 Stück.

«Das Sortieren bereitet mir zwar viel Arbeit, aber meine Kundinnen und Kunden aus der Chamer Agglomeration sind bereit, dafür zu bezahlen. Deswegen kommen sie ja zu mir», sagt Birrer. Ein Kühlaggregat brauchen seine Automaten nicht: «Eier können problemlos bei Raumtemperatur gelagert werden. Wichtig ist, dass sie keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind», weiss der Geflügelfachmann. Damit spart Birrer eine Menge Energie und Kosten. Durchschnittlich 820 Eier verkauft er täglich über die vier Automaten. Der zweite Verkaufskanal ist sein Lieferservice für die Abo-Kundinnen und -Kunden in der Region.

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Technisch ist fast alles möglich

Das Automatenkonzept funktioniert an vielen Standorten. Je nach Sortiment sind passende Geräte verfügbar. Ein umfassendes Angebot, insbesondere für Direktvermarkter in der Landwirtschaft, bietet die Firma Agridee im Kanton Solothurn. Geschäftsführer Thomas Stuber sieht deren Vorteil überall, wo Produkte verkauft werden. Auch direkt an der Strasse, wie das Beispiel des Landwirtepaars Monika und Moritz Naef zeigt. Ihr Hof im luzernischen Eich liegt weit entfernt vom Dorfkern, aber direkt auf dem Heimweg vieler Berufspendler. Bereits seit 20 Jahren betreiben die Naefs dort eine Direktvermarktung unweit vom Hof.

Das Angebot von frischem Brot und Süssgebäck ergänzen sie, dank technischer Raffinessen, durch weitere verarbeitete Produkte wie Apfelsaft, Apfelringe oder Konfitüren. Saisonal kommen Kartoffeln oder Kirschen hinzu. «Die Kombination verschiedener Elemente erlaubt es, in einem Automaten ungekühlte, gekühlte und tiefgefrorene Produkte zu verkaufen», sagt Automatenlieferant Stuber. Insbesondere in Hinblick auf die Hygiene sieht er einen klaren Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Selbstbedienung: «Die Produkte können nicht angefasst werden, zudem werden die Automaten vom Lebensmittelinspektorat regelmässig geprüft.»

Direktvermarktung - ein Betriebszweig mit Potenzial
2021 legt der LID mit einer Serie den Fokus auf die Direktvermarktung. Unterstützung und Tipps zur Öffentlichkeitsarbeit und Kundenkontakt gibt es unter www.lid.ch/bauern.

Kein Verlust wegen Diebstahls

Einen entscheidenden Pluspunkt bieten Automaten in der Selbstbedienung in Sachen Diebstahlschutz, wie Moritz Naef selbst erfahren durfte. Am Anfang verkauften sie ihre Ware in Vitrinen. «Das Geschäft lief gut, aber es wurde viel gestohlen oder auch einfach zu wenig bezahlt. Unser Verlust lag bei rund 15 Prozent des gesamten Warenwerts.» An der Luzerner Landwirtschaftsmesse Luga liessen sie sich von den technischen Möglichkeiten der Verkaufsautomaten inspirieren und entschieden sich für eine Kombination verschiedener Geräte.

Rund 40 000 Franken haben sie vor drei Jahren investiert und bieten ihre Hofprodukte seither in einem runden SPC-Automaten (Karussell) und drei VT-Elementen (Einzelfächer) an. «Der SPC-Automat ist gekühlt, da haben wir Rüeblicakes und Kirschen drin. Praktisch ist, dass die Fächer an die Produktgrösse angepasst werden können. Wenn die Kundin oder der Kunde auf den Knopf drückt, dreht sich die Platte und die Produkte werden präsentiert. So kann man bequem auswählen», erklärt Naef.

Investieren, wenn der Umsatz stimmt

Am Sonntagmorgen füllt er den Automaten im Halbstundentakt nach. «Der frische Butterzopf ist sehr beliebt», erzählt Naef. Ansonsten sei am Abend immer viel los, wenn Leute auf dem Nachhauseweg ein Brot mitnähmen. Auch Lukas Birrer in Cham muss sonntags mehr als einmal Eier nachfüllen, ausser an Ostern und Weihnachten sei die Nachfrage sehr ausgeglichen. Birrer wie auch Naef betonen, dass die Automaten sehr pflegeleicht und betriebssicher seien. Ausserdem hätten sich die Leute sehr schnell an das System gewöhnt. Naef würde den Verkaufsautomaten weiterempfehlen, wenn der Umsatz stimmt.

Gemäss Stuber von Agridee müssen Betriebe beim Einstieg in die automatisierte Direktvermarktung mit Investitionen von mindestens 6000 Franken rechnen, wobei auch Occasionsgeräte in Betracht gezogen werden können. Als Finanzierungsmodell bietet die Firma ein Leasing an. Nach eingehender Absprache können ganze Anlagen auch gemietet werden.