«Schadstoffe sind der Killer für die Lunge»: Im Fach Tierhaltung geht es am LBBZ Schluechthof am Mittwochmorgen um Kälbergesundheit und das so wichtige Stallklima. Mit Bildern und Videos bringt Lehrerin Franziska Duss den angehenden Landwirten EFZ dieses Wissen näher, bevor es nach draussen in den Stall geht.
Doppelt sehen
Fünf junge Männer sind vor wenigen Wochen ins erste Lehrjahr gestartet. Alle kommen sie von einem Hof, die meisten wussten schon von Kindesbeinen an, dass sie Bauer werden wollen, wie sie der BauernZeitung erzählen.
Die Journalistin fragt sich kurz, ob sie doppelt sieht, aber nein, es sind die eineiigen Zwillinge Silvan und Philipp Zollinger aus Hirzel ZH. Die Lehre absolvieren sie auf unterschiedlichen Betrieben, aber später wollen sie gemeinsam den elterlichen Hof übernehmen. Mit dem Zwillingsbruder die Schulbank zu drücken, mache Spass, sagt Philipp Zollinger.
Während Lockdown Traktor repariert
Obwohl im Unterricht mitunter gelacht wird, es sind ernste Zeiten, in denen die Lernenden ihren neuen Lebensabschnitt in Angriff genommen haben. Sie haben in den letzten Monaten ihrer regulären Schulzeit Historisches erlebt. Lockdown wegen des Coronavirus, Schulschliessung, von einem Tag auf den anderen zu Hause bleiben, Online-Unterricht.
Sie haben die Zeit genutzt, um zu Hause mitzuhelfen. Silvan Zollinger reparierte als Abschlussarbeit einen alten Traktor, sein Klassenkamerad Fabian Steiner aus Steinen SZ widmete sich ganz praktisch dem Thema Schauvorbereitung bei Milchkühen.
Keine Maskenpflicht - meistens
In den Stall geht es auch in der zweiten Lektion Tierhaltung. Sie sollen sich in einem Halbkreis aufstellen und den Abstand einhalten, fordert Franziska Duss die Lernenden im Laufhof der Kälber auf. Die Lernenden tragen Plastiküberzüge über den Schuhen, aber keine Hygienemasken. Am Schluechthof gilt noch keine Maskenpflicht. «Wir hoffen, dass wir möglichst lange mit Abständen und ohne Maskenpflicht arbeiten können», sagt Martin Abt, Leiter Grundbildung.
Nicht immer geht es ohne Maske. Wenn die Lernenden mit dem Schulbus zum landwirtschaftlichen Betrieb der Schule, der Chamau, fahren, ist sie Pflicht. Auch sonst gibt es klare Regeln. Die Klassen sollen sich nicht durchmischen und müssen in den Pausen und beim Mittagessen unter sich am jeweils eigenen Tisch bleiben.
Sollte es zu einem Krankheitsfall kommen, müsste so womöglich nur die betroffene Klasse in Quarantäne und nicht die ganze Berufsschule vorübergehend geschlossen werden. Nach der Kaffeepause schwirrt sofort die Mitarbeiterin der Kantine durch den Raum und desinfiziert das Mobiliar. Auch baulich hat der Schluechthof auf Covid-19 reagiert. Während der Sommerferien wurden unter Hochdruck gleich drei neue Schulzimmer gebaut, unter anderem in ehemaligen Stallungen.
Fenster auf
Um ein gutes Klima geht es nicht nur im Fach Tierhaltung, sondern indirekt auch im allgemeinbildenden Unterricht mit Martin Abt. Die Fenster stehen während der Lektion offen. Auch das ist eine Corona-Schutzmassnahme, während die Lernenden mit Abt Lernstrategien durchnehmen. Jeder soll für sich erarbeiten, was er zu einem persönlichen Lernerfolg braucht.
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Abstand halten im ABU-Unterricht bei Martin Abt: In einer Klasse mit nur fünf Lernenden gut möglich. (Bild jw)
Höchststand an Lernenden
Einen Erfolg konnte das LBBZ Schluechthof vergangenes Jahr feiern. Während die Lernendenzahlen im Berufsfeld Landwirtschaft schweizweit um fast zehn Prozent sanken, «hatten wir einen Höchststand an Lernenden und erstmals zwei Klassen im dritten Lehrjahr als Landwirt/in EFZ», so Martin Abt. Generell sei der Beruf in der Region immer noch beliebt, «unsere Lehrbetriebe sind fast ausgebucht». Ein Grund zur Freude, selbst in Zeiten von Corona. «Wir wollen nicht in Hysterie verfallen und versuchen, den Alltag so normal wie möglich zu gestalten», hält Martin Abt fest.