Besonders grosse Mengen an Pflanzenschutzmittel (PSM) können in Gewässer gelangen, wenn Oberflächenwasser z. B. bei Regen direkt von Feldern, Strassen und Wegen über Schächte, Rinnen und Entwässerungsgräben in Bäche geleitet werden. Denn bei solchen hydraulischen Kurzschlüssen fehlen eine Kläranlage oder der Boden als Filter. Eine Untersuchung der Wasserforschungsanstalt Eawag im Rahmen des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel zeigt nun, dass deren Bedeutung bei der Verunreinigung von Gewässern bisher unterschätzt worden ist. 

Mehr als die Hälfte der Parzellen kurzgeschlossen

Anhand von 20 Einzugsgebieten von Gewässern im Mittelland und dem Jura konnte gezeigt werden, dass 55 Prozent der untersuchten Ackerflächen, die mit einem Bachlauf oder Fluss verbunden sind, mit diesem über Schächte und dergleichen kurzgeschlossen sind. Entsprechend dürfte die PSM-Belastung auf diesem Weg «erheblich» sein, schreibt die Eawag. Insbesondere die Abschwemmung von PSM ab Strassen und Wegen bei Niederschlag dürfte deutlich höher sein, als bisher angenommen.

Wasserproben bestätigten dies: An Einlaufschächten stiegen die PSM-Konzentrationen während Regenfällen stark an.

Kurzschlüsse zur Risikoreduktion miteinbeziehen

Um die PSM-Einträge in Gewässer effektiv zu senken, müsse man hydraulische Kurzschlüsse besser berücksichtigen, so die Eawag. Bisher sind 6 Meter Pufferstreifen entlang von offenen Gewässern für Ackerflächen vorgeschrieben, aber nur 0,5 Meter für Strassen. In der Studie wird Folgendes vorgeschlagen: 

  • Pufferstreifen entlang von Strassen und hydraulischen Kurschlüssen
  • Das Wasser aus dem Oberflächenabfluss versickern lassen, bevor es einen Schacht oder Ähnliches erreicht
  • Allgemein würden Massnahmen zur besseren Versickerung des Wassers den PSM-Transport reduzieren
  • Alternativ könnte man bei den Kurzschlüssen selbst ansetzten, indem diese in kleine Versickerungsbecken umgestaltet oder in solche umgeleitet werden, oder indem man sie verschliesst

Weiter müsse man beim Zulassungsprozess auch Massnahmen in Bezug auf hydraulische Kurzschlüsse festlegen. Bisher berücksichtige man hierbei lediglich direkten Oberflächenabfluss, Erosion, Drainagen und Abdrift. 

Deckel müssen intakt sein

Gemäss den Gewässerschutz-Vorschriften müssen Schächte aller Art, die direkt in Gewässer führen, vor Dünger und Pflanzenschutzmitteln geschützt werden. Dies z. B. mit einem intakten Deckel. Die Agridea illustriert das so:

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Eine Galerie mit weiteren Bildern zum korrekten Gewässerschutz finden Sie hier. 

 

PSM auf Strassen 

Zwar werden Pflanzenschutzmittel bzw. Herbizide z. T. auch auf Strassen eingesetzt (z. B. um die Strassenränder unbewachsen zu halten), in der Eawag-Studie wurden Strassenzüge aber nicht deshalb als Quelle für Pflanzenschutzmittel-Einträge über hydraulische Kurzschlüsse bezeichnet. Vielmehr schildern die Autoren, dass sich abgedriftete PSM auf Strassen ablagern und dann mit dem Regen weggewaschen werden. 

Mikroplastik von Autoreifen

Strassen sind ausserdem die grösste Quelle für Mikroplastik in der Umwelt. Diese Partikel entstehen aus dem Abrieb von Reifen und werden ebenfalls bei Niederschlag in Gewässer und Strassenböschungen geschwemmt. Mehr dazu lesen Sie hier: 14'000 Tonnen Plastikabfall landet pro Jahr in der Natur