Die BauernZeitung hat mit Albrecht Dreier über seinen Rücktritt gesprochen. Es gehe ihm gut, sagt er, nun könne er den Züchtern wieder in die Augen schauen. Zu lange habe er die Vorkommnisse, die im Verband stattfinden, gedeckt. Immer wieder versucht, zu beschwichtigen. «Ich habe genug von diesem ewigen Terror», sagt er.

Stark attackiert worden

Dreier musste sich im vergangenen Monat einiges anhören, wie er beschreibt. Er sei stark attackiert worden, insbesondere von einem Züchterkollegen, der ebenfalls im Vorstand des SFV sitzt. Nun hat der Siegerhengst von Glovelier JU das Fass anscheinend zum Überlaufen gebracht. Dieser wurde vom Vorstand des SFV vom Stationstest zurückgezogen. Das notabene einen Monat nach seiner Selektion.

Diskussion um Weiss an den Beinen

Ein Rückenschuss für Dreier? Er, als Präsident der Zuchtkommission, könnte das jedenfalls so empfinden. Schliesslich hat man seinen Entscheid, den Hengst zu kören, überworfen. Klar ist, das Weiss an den Beinen von Cartoon du Padoc war schon in Glovelier JU, Anfang Januar, ein Thema. Zu viel, sagten die Züchter. Dreier wusste, dass es ein Kritikpunkt ist und entschied sich zusammen mit seinen Kollegen für den Hengst. Der Zuchtwert für die weissen Abzeichen sei in Ordnung und entlaste den Hengst.

Willy Birrer ist entrüstet

Jetzt ist Cartoon aber disqualifiziert. Noch stehe er am Nationalgestüt in Avenches VD. Es ist nicht auszuschliessen, dass es zu einem Rekurs kommt. Einige Hengsthalter und -aufzüchter jedenfalls sind schockiert. «So etwas geht einfach nicht», sagt beispielsweise Willy Birrer, Luthern LU. Der Hengst gehöre sofort wieder zum Test zugelassen. Ihn einen Monat nach der Selektion zu disqualifizieren, ist für Birrer nicht tolerierbar. Zudem ist für ihn fragwürdig, wozu es eine Zuchtkommission brauche, wenn der Vorstand einfach bemächtigt sei, Hengste im Alleingang vom Test auszuschliessen.

Susanne Schwenter-Wolff spricht von dilettantischer Vorgehensweise

Die Machtverhältnisse beim SFV werfen tatsächlich Fragen auf. Züchterin Susanne Schwenter-Wolf beispielsweise macht in einem offenen Brief an den SFV auf den Missstand aufmerksam. Darin schreibt sie: «Mit Wut im Bauch und Empörung habe ich, wie die meisten Züchterkollegen dem Aufruhr an der Basis nach zu urteilen, die unsäglich dilettantische Vorgehensweise bei der Rückweisung des Siegerhengstes von Glovelier vom Stationstest in Avenches zur Kenntnis genommen. Durch dieses inakzeptable Manöver wird die Freibergerzucht auf ganzer Linie der Lächerlichkeit preisgegeben, viel Porzellan wurde zerschlagen, der Verband wird von aussen als «Kasperleverein» wahrgenommen.

«Unerträgliche Unprofessionalität»

«Das, was mit der nachträglichen Rückweisung dieses Hengsts nun passiert ist, zeugt von unerträglicher Unprofessionalität, Parteinahme, personenbezogenen und -abhängigen Entscheidungen, es ist hinter vorgehaltener Hand überall von mafiaähnlichen Strukturen, Verflechtungen und Filz die Rede, gar davon, dass Entscheidungsträger massiv bis hin zum Rücktritt unter Druck gesetzt werden und wurden. Zu viele narzisstische Profilneurotiker und Egomanen, die dem öffentlichkeitswirksamen persönlichen Erfolg alles andere unterordnen, scheinen hier am Werk zu sein», ist die Züchterin sicher.

Marie Pfammatter erklärt die Vorgehensweise

Und was sagt der Verband? Marie Pfammatter, Geschäftsführerin des SFV, erwähnt gleich zu Beginn des Gesprächs mit der BauernZeitung, dass es bedauerlich sei, dass dieser Hengst den Stationstest nicht beenden könne. Die Tatsache, dass das Reglement in Glovelier nicht beachtet worden sei, wiege aber schwerer. Reglemente seien da, um befolgt zu werden. «Der Vorstand hat die Verpflichtung, diese Reglemente zu beachten», erklärt sie. Und das ohne Ausnahme.

Ausschluss oder Ausnahme

Auf die Kritik, dass der Ausschluss des Hengsts erst einen Monat später erfolge, als es eigentlich laut Reglement hätte passieren müssen, sagt Pfammatter: «Die erste Vorstandssitzung, in der man Bilanz zur Selektion gezogen hat, hat erst am 30. Januar stattgefunden. Vielleicht war sie etwas zu spät angesetzt, das kann sein, dann kann man das künftig ändern.» Aber am Umstand, dass Cartoon einfach zu viel Weiss an den Extremitäten habe, ändere das nichts. Der Vorstand habe sich nicht leichtgetan, mit dem Entscheid, ihn auszuschliessen. Es habe zwei Möglichkeiten gegeben, man disqualifiziere ihn aufgrund der Reglementsmissachtung oder aber, man mache eine Ausnahme. Der Vorstand habe sich nach mehrstündiger Diskussion für den Ausschluss entschieden. 

Keine neue Diskussion

Über die weissen Abzeichen spricht man in der Freibergerszene nicht zum ersten Mal. Dieser Fall lässt davon ausgehen, dass es schon bald zu einer Entschärfung des Reglements kommen könnte und man nur noch den Zuchtwert beachtet, nicht aber die effektiven Abzeichen an den Beinen und am Kopf.

Der Vorfall sei ein Nebenschauplatz

Der Ausschluss dieses Hengsts wiegt schwer in Freibergerkreisen. Der Fall ist noch nicht gegessen. Ein Deutschschweizer Züchter und Hengsthalter, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, spricht über den Vorfall aber von einem Nebenschauplatz. «Das Problem sind nicht solche Vorfälle, sondern die Machtverhältnisse und die unzähligen Hüte, die einige in diesem Club tragen», sagt er. «Hengstaufzüchter, die gleichzeitig Richter, Vorstandsmitglied, Kommissionspräsident sind und dazu noch cholerisch veranlagt sind, gehören in die Schranken gewiesen.» Auf die Frage, wer das denn seiner Meinung nach machen sollte, lächelt er nur und schweigt.