Am vergangenen Mittwoch wurde in Weinfelden TG die Interessengemeinschaft «Neue Schweizer Kuh» gegründet (die «BauernZeitung» berichtete).  Als Swiss-Fleckvieh-Züchter ist auch Andreas Freiburghaus aus Wünnewil FR in der Kerngruppe der IG mit dabei. «Ich bin sozusagen in diese Kerngruppe reingerutscht», erklärt Freiburghaus schmunzelnd.

Und warum braucht es aus seiner Sicht diese neue IG? «Viele Landwirte suchen in Zukunft eine problemlose Kuh. Vor allem für die grossen Ostschweizer Betriebe steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund», sagt Freiburghaus. Diese wollten keine übergrossen «Schaukühe» in ihrem Stall, sondern eine Kuh, die robust sei, tiefe Zellzahlen habe und sehr gute Fitnesszuchtwerte vorweisen könne. «Diese Zuchtstrategie ist genau auf die heutige Agrarpolitik mit der graslandbasierten Fütterung (GMF) ausgerichtet», hält Freiburghaus fest.

Aus der Initiative von Tierzuchtlehrern und Beratern

Die Gründung der «IG Neue Schweizer Kuh» ist aus der Initiative von Tierzuchtlehrern und Betriebsberatern entstanden und nicht in erster Linie von Züchtern. «Da ich selber zusätzlich bei einer Agro-Treuhand arbeite, habe ich Einblick in viele Buchhaltungen. Da sehe ich oftmals, dass eine robuste, effiziente Grundfutterkuh für viele Betriebe rentabler ist als eine Kuh mit 10 000 kg Milchleistung, welche diese Leistung mit viel Kraftfutter erreicht.»

Auf die Frage, ob die Swiss Fleckviehkuh die Anforderungen der neuen IG nicht bereits erfülle, meint der Züchter: «Ja, in erster Linie schon. Aber bei der «Neuen Schweizer Kuh» sind alle Rassen miteinbezogen und nicht nur das Swiss Fleckvieh.» Das heisst, Stiere, die verschiedene Kriterien erfüllen, werden in einer speziellen Liste aufgeführt, welche dann für die Mitglieder ersichtlich ist.

Wenn man mit Andreas Freiburghaus über die Zucht spricht, merkt man sofort, dass für seinen Betrieb nur die Swiss-Fleckvieh-Kuh in Frage kommt. «Wir wollen möglichst eine problemlose Kuh, welche die meiste Milch mit Raufutter produziert.» Der Züchter weiss, wovon er spricht, denn Freiburghaus war auch einige Jahre in der Rassenkommission Swiss Fleckvieh.

Die Familie bewirtschaftet einen 16-ha-Betrieb

Andreas und Erika Freiburghaus bewirtschaften zusammen mit einem Lehrling einen 16-ha-Betrieb. Im Stall stehen durchschnittlich 18 Kühe, mit denen ein Lieferrecht von 117 000 kg Milch gemolken wird. Die Milch wird in der Dorfkäserei zu Greyerzer verarbeitet. Neben der Milchproduktion werden noch IP-Suisse-Weizen, Futterrüben und Kartoffeln angebaut. Der Rest der Fläche dient zur Futterproduktion.

«Als ich den Betrieb 1988 von meinen Eltern übernahm, waren noch einige Simmentalerkühe im Stall. Aber stark eingekreuzt habe ich nie», sagt der Züchter. «Mein Vater meinte zwar immer, die Kühe von den Nachbarn geben mehr Milch», lacht er. Aber Freiburghaus liess sich nicht von seiner Zuchtstrategie abringen. Denn: «Hochleistungskühe mit über 10 000 kg Milch sind bei diesem Milchpreis und den Kraftfutterkosten nicht rentabel.» Auch die Fruchtbarkeit leide darunter und nicht zu vergessen seien auch die erhöhten Tierarztkosten.

Die Kraftfuttergaben auf 400 kg gesenkt

Andreas Freiburghaus weiss wovon er spricht, denn früher hat er 900 kg Kraftfutter pro Kuh und Jahr verfüttert und heute seien es noch 400 kg. «Natürlich musste ich dadurch Abstriche bei der Milchleistung machen.» Aber auch bei den Milchgehalten sei ein leichter Rückgang zu bemerken. «Aber unter dem Strich geht die Rechnung mit dieser Strategie auf», sagt er.

Fortan will der Züchter mit auserlesener Genetik den Fett- und Eiweissgehalt steigern. «Ja, ich setze jetzt vorwiegend gehaltsstarke Stiere wie Saiko oder Orson ein.» Einen Rundgang auf der Weide widerspiegelt die Zuchtstrategie bei der Züchterfamilie. Die Kühe, welche ausnahmslos im Zweinutzungstyp dastehen, überzeugen nicht nur durch ihre Kapazität, sondern auch durch ihre sehr guten Euter und Fundamente. Zwei Kühe sind sogar mit Excellent beurteilt.

Peter Fankhauser