Knackige Essiggurken sind während der Grill- und Picknicksaison besonders beliebt. Hugo Reitzel in Aigle im Kanton Waadt ist der einzige Hersteller von Essigkonserven in der Schweiz. Weil die einheimische Produktion rückläufig war, rief seine Firma im vergangenen Herbst Produzenten dazu auf, in die Produktion von Cornichons einzusteigen – allerdings nur mit teilweisem Erfolg. Bei den Thurgauer Landwirten zum Beispiel ist es bei den vier langjährigen Produzenten geblieben. Deshalb hat Ferdinand Vogel, Landwirt und Präsident der IG Essiggurken Schweiz, Mitte Juli zu einer Informationsveranstaltung im Moosholz in Kesswil eingeladen. 

Imposante Erntemaschine

Gesamtschweizerisch wird 2017 eine Ernte von etwa 400 Tonnen erwartet. Produziert wird auf zehn Hektaren.Ferdinand Vogel hat mit 3,5 Hektaren die grösste Anbaufläche von Essiggurken in der Schweiz. Entsprechend ist er eingerichtet. Seine Erntemaschine, der sogenannte «Gurkenflieger», hat links und rechts eine Tragfläche, auf der je sechs Erntehelfer auf dem Bauch liegen. Diese pflücken die Gurken von Hand, legen sie auf ein Förderband, welches die Gurken in einen Sammelbehälter transportiert. Sortiert wird die Ernte aus den Grosskisten seit letztem 
Jahr direkt bei der Firma Reitzel, welche die Gurken aus der ganzen Schweiz zusammenführt. 

65 Meter pro Stunde

Wenn die Gurken am Stock zu gross werden, kann man sie nicht mehr als Essiggurken verkaufen. Übergrosse Gurken zehren zudem an den Kräften des Stocks und lassen die kleinen verkümmern. Deshalb darf Vogels «Gurkenflieger» der Marke Eigenbau nicht schneller als 65 Meter pro Stunde fahren. Die Essiggurken sind eine der intensivsten landwirtschaftlichen Kulturen mit einem Anteil an Handarbeit von etwa 80 Prozent. Konsumenten erkennen Schweizer Essiggurken am Schweizerkreuz auf dem Deckel des Glases, am Markennamen «Reitzel» und an der Bezeichnung «Tante 
Anita’s Gurken».  

«Fangt mit einer kleinen Fläche an, damit ihr die Gurken im Griff habt und nicht sie euch», riet Ferdinand Vogel. Und: «Die Gurken wachsen bei warmem Wetter zwei Zentimeter pro Tag, wenn die Nächte warm sind, drei.» Da müsse man vorher abklären, ob zur Erntezeit genügend Erntehelfer bereit sind. Neuanfänger unter den Gurkenproduzenten müssen sich auch gut überlegen, in welches Erntesystem sie investieren wollen. Dann aber, so Vogel, könne die Essiggurke eine lukrative Nischenproduktion werden.

Trudi Krieg

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