Geht es um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, stehen Landwirte stark im Fokus. Während die Kompetenz von anderen Fachleuten selten angezweifelt wird, ist die Landwirtschaft vonseiten Gesellschaft immer wieder gefordert, ihre Arbeit zu erklären. Dies sind mögliche Argumente:

  • Die Landwirtschaft nimmt die Probleme ernst und ist sich ihrer Verantwortung der Umwelt und den Konsumenten gegenüber bewusst. Sie produziert die Lebensmittel nachhaltig nach aktuellstem Wissen und bestem Gewissen.
  • Die Landwirtschaft setzt sich für eine gesunde Umwelt ein und ist für die Lebensmittelproduktion auch auf sauberes Wasser angewiesen. Wir haben sauberes Wasser. Bei Importprodukten stellt der Konsument die Frage nach dem Wasser, welches in der Produktion verwendet wurde, vielfach nicht.
  • Alle in der Landwirtschaft eingesetzten Pflanzenschutzmittel haben die ordentlichen Zulassungsverfahren durchlaufen und werden nach den Vorgaben der Hersteller eingesetzt. Ohne Pflanzenschutz werden die Pflanzen krank und die Ernte erfüllt die Einkaufskriterien nicht mehr. In vielen Fällen droht ein Totalausfall der Ernte. Diese Lebensmittel müssten dann importiert werden.
  • Die Landwirtschaft liefert Lösungen für bestehende Problematiken, wie beispielsweise das Berner Pflanzenschutzprojekt, welches nun auch in die Agrarpolitik des Bundes einfliesst.
  • Oftmals wird in der Berichterstattung der Markt aus­geblendet und damit auch der Konsument und sein Einkaufsverhalten. Der Kon­sument wie auch der Detailhandel haben eine Verantwortung. Konsumenten können jeden Tag vor dem Regal entscheiden, welche Produktion sie unterstützen wollen und welche nicht. Auch der Detailhandel hätte die Verantwortung, gewisse Produkte nicht anzubieten. 

 

Der Boden der Tatsachen

Redaktorin Daniela Joder betont in ihrem Kommentar, dass die Landwirtschaft auch unbequeme Antworten geben muss. 

Unser Dasein hinterlässt Spuren. Immer. Unser Einkaufsverhalten bestimmt Grösse, Ort und Form unseres Fussabdrucks. Vielfach entscheiden unsere finanziellen Mittel darüber, wie gross unser Stück vom Glück ist. Der ausschweifende und weitgehend sorglose Lebensstil des Westens ist mehrheitlich auf der Bedürftigkeit der Entwicklungsländer aufgebaut. Es wäre ein Leichtes, auch die Schattenseiten der Lebensmittelproduktion dorthin auszulagern. Dass die Moral des Menschen oft nur bis zum eigenen Portemonnaie reicht oder bis zu einem unbeobachteten Augenblick, ist nicht neu. Die Frage, welche Regeln es in der gesamten Wertschöpfungskette braucht, damit die Menschheit nicht ihren Lebensraum dem Profit opfert, muss darum dringend diskutiert werden. Die anstehenden Initiativen bieten Gelegenheit, die Tatsachen auf den Tisch zu bringen und auch unbequeme Fragen zu stellen.

Die Schweizer Landwirtschaft wird auch unbequeme Antworten geben müssen. Die Zeiten, als die Konsumenten glaubten, die Hühner spazierten von der Weide in den Laden, um ihr Ei zu legen, dürfen getrost der Vergangenheit angehören. Die Landwirtschaft steht mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen. Nun darf auch der Konsument dort ankommen.