Forschung2020 sind die Landwirtschaftlichen Einkommen zwar gestiegen – 2021 sind aber deutlich geringere Produktionswerte zu verzeichnenDienstag, 5. Oktober 2021Im Vergleich zu 2019 stieg das Landwirtschaftliche Einkommen 2020 durchschnittlich um 6,7 Prozent, wie Agroscope kürzlich an der Agrarökonomie-Tagung erläuterte. Nach Meinung des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands (SBLV) ist das nur bedingt ein Grund zur Freude. Die Berechnungsmethode könne gar die finanzielle Situation der Schweizer Landwirtschaft verzerren, warnt der SBLV in einer Mitteilung.

Einkommen von ausserhalb zählen auch

Für den Mittelfluss und die Liquidität der Betriebe wie auch für das Grundeinkommen der Bauernfamilien werde weiterhin das ausserlandwirtschaftliche Einkommen miteinbezogen, einschliesslich desjenigen der Lebenspartnerin oder des Lebenspartners. Neben der Verzerrungsgefahr sei diese Methode auch wenig zeitgemäss. Ausserdem steige der Anteil der externen Einkünfte.

Jedenfalls helfe diese Praxis nicht, Klarheit über den Arbeits- und Finanzbeitrag der Ehegatten, insbesondere der Bäuerinnen für Fortbestand und Entwicklung des Hofs zu schaffen, fasst der SBLV zusammen.

Arbeitsbelastung auf weniger Schultern verteilt

Der Arbeitsverdienst steige deshalb, weil weniger Familienarbeitskräfte daran beteiligt sind. Das heisst, die Arbeitsbelastung verteilt sich auf eine kleinere Anzahl Personen. Diese Auswirkung werde nicht gemessen, könne aber möglicherweise negative Folgen haben.

Noch immer liege das Landwirtschaftliche Einkommen deutlich unter jenem von Arbeitnehmenden im zweiten und dritten Sektor, heisst es weiter. Je nach Höhenlage betrage der Unterschied zwischen 12‘000 (Flachland) und 29‘000 (Berggebiet) Franken pro Jahr und Familienarbeitskraft. Der Median des Arbeitsverdienstes liege somit in der Landwirtschaft bei 85 respektive 56 Prozent des vergleichbaren Lohns.

Der Bundesrat sollte handeln

Mit diesen Tatsachen vor Augen müsse die positive Bilanz relativiert werden, findet der SBLV. Auch ist aus seiner Sicht fraglich, warum der Bundesrat nicht aktiv wird – schliesslich stehe im Artikel 5 Absatz 2 des Landwirtschaftsgesetzes: «Sinken die Einkommen wesentlich unter das vergleichbare Niveau, so ergreift der Bundesrat befristete Massnahmen zur Verbesserung der Einkommenssituation».

Der Mehrwert kommt nicht an

Solange die Transparenz und bessere Verteilung der Margen von in der Schweiz hergestellten Lebensmitteln nicht entlang der ganzen Wertschöpfungskette gewährleistet sei, werde es schwierig, den Bauernfamilien Nachhaltigkeit in allen drei Dimensionen (sozial, ökonomisch und ökologisch) zu garantieren. «Der grösste Teil des Mehrwerts bleibt in den Zwischenstufen stecken, ohne an den Ort zu gelangen, an dem er tatsächlich produziert wird», kritisiert der SBLV. Dabei sei dies ein Weg, um das Landwirtschaftliche Einkommen konkret zu verbessern.

Düsterer Ausblick für 2021

Es gibt eine Reihe von Anzeichen, die das laufende Jahr in einem weit weniger optimistischen Licht erscheinen lassen, so der SBLV. So würden die Effekte, die den Jahresabschluss 2020 positiv beeinflusst hätten, 2021 nicht zum Tragen kommen. Auch könnte sich der im letzten Jahr beobachtete Kostenanstieg bestätigen oder verstärken, heisst es weiter. Und die Witterungsbedingungen seien überdies das ganze Jahr über schlecht gewesen.