«Es wäre ein schönes Zeichen gewesen», meint Roman Hodel bedauernd. Aus dem Plan, Anfang Woche auf einer Wiese vor dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) einen Kartoffelacker anzulegen, wurde nichts. «Schade, denn dann hätte das BLW auf ein Stück Produktion statt auf eine Blümchenwiese blicken können.» Stattdessen blieb es bei in Harassen verpackten Kartoffelpflanzen.
«Schwierig bis unmöglich»
Die Verantwortlichen der «Bäuerlichen Basisbewegung» hätten die Sache vorgängig abgeklärt, versichert Roman Hodel. «Wir hatten die mündliche Zusage vom BLW zu Beginn der letzten Woche, aber am Freitag, kurz vor Büroschluss, kam die Absage per Mail.» In dieser Nachricht, die der BauernZeitung vorliegt, gibt BLW-Direktor Christian Hofer folgende Begründung: Das BLW habe zusammen mit dem Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) verschiedene Flächen auf dem Areal rund um das BLW geprüft, «mit der Absicht, diesen Event am Montag zu ermöglichen.»
Die Flächen schienen aber mit Strom- und Sickerleitungen, Baustelleninstallationen usw. versehen zu sein. Bei gewissen handle es sich um verpachtete Biodiversitätsförderflächen. «Es scheint schwierig bis unmöglich, Kartoffeln zu pflanzen auf diesem Areal und in dieser kurzen Frist.» Das BBL sage klar, dass der geplante Event nicht stattfinden könne. «Es tut mir leid, ich hätte mich organisiert und gerne mitgemacht», schliesst Hofer in der Mail und kündigt an, sich nachmittags nochmals kurz mit dem Empfänger in Verbindung zu setzen.
Nicht für Traktoren gemacht
Das BLW habe am Mittwoch aus den Medien von der geplanten Aktion erfahren, stellt Sprecherin Florie Marion auf Anfrage klar. Christian Hofer habe danach Verbindung zu den Organisatoren aufgenommen. Nachdem sie am Donnerstag eine konkrete Beschreibung der Aktion gesendet hätten, habe das BBL, das für das Areal zuständig sei, unverzüglich Abklärungen vorgenommen. «Wir haben hier kein Feld vor dem BLW, wir sind in der Stadt», gibt Marion zu bedenken. «Es tut uns leid, es war nicht möglich mit dieser kurzen Frist, auch aus Sicherheitsgründen.» Das Areal sei nicht dafür gemacht, mit einem Traktor befahren zu werden – zumal mit unterirdischen Sitzungsräumen und einer Einstellhalle. Das BLW sei aber klar bereit gewesen, die Landwirte zu empfangen.
Am Ende nur ein Vorwand?
Man habe den Organisatoren die Kontaktperson des BBL angegeben, um die Pflanzaktion auf einer geeigneten Parzelle an einem späteren Datum durchzuführen. Ausserdem bleibe das BLW gerne mit ihnen in Kontakt. «Am Montagmorgen haben wir dann die Harasse mit den Kartoffelpflanzen und einer Medienmitteilung vor dem BLW vorgefunden», schildert Florie Marion.
Roman Hodel sieht in dieser Begründung einen Vorwand, zumal Leitungen tiefer vergraben seien, als ein Pflug reichen würde. «Im Juni machen wir einen Anlass, der nicht abgesagt werden kann», kündigt er an.
Politik nicht den Verbänden überlassen
Mit der Reaktion auf ihre Kartoffel-Pflanzaktion ist die Bewegung ebenso unzufrieden wie mit den Resultaten des Treffens mit dem Bundesamt Anfang Jahr. Die Protestler empfinden es als respektlos, dass sie zur Kommunikation ihrer Anliegen auf die landwirtschaftlichen Verbände verwiesen werden. «Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass die sich nur im Kreis drehen», kritisiert Roman Hodel. Überall laufe es «nicht ganz sauber» bzw. seien die Verbände mit Abstimmungskämpfen beschäftigt. «So sind wir in der Situation, dass z. B. Milchproduzenten für den Export von Butter zahlen müssen, während der Staat im Fall von Butterimporten profitiert.» Das zeigt in Hodels Augen, dass man die Politik nicht den Verbänden überlassen dürfe.
Dass das BLW mit politischen Prozessen und den damit verbundenen Fristen argumentiert, überzeugt den Luzerner auch nicht. «Da wird der Ball hin und her gespielt.» Dabei habe das Volk klar in Abstimmungen gezeigt, dass es hinter der Landwirtschaft stehe. Und am Beispiel Digiflux, das mittlerweile nicht mehr parzellenscharf umgesetzt werden soll, werde der eigentlich vorhandene politische Spielraum sichtbar.
Politik nicht den Verbänden überlassen
Es sei ein erster Schritt gewesen, beim BLW – also auf Stufe Verwaltung – anzusetzen. «Wir wollen Einfluss nehmen auf die laufenden Arbeiten zur AP 30+, bevor es zu spät ist», begründet Roman Hodel. Der geplante nächste Anlass solle sich aber wiederum an eine breite Öffentlichkeit inklusive Politiker(innen) wenden. Zur Rolle der Marktakteure hält Hodel fest, dass eben alle etwas verdienen wollten. «Mit den politischen Verträgen, die unseren Schweizer Markt immer weiter öffnen, müssen nachgelagerte Stufen vorhandene Schlupflöcher nutzen», sagt der Landwirt. Daher sei es wichtig, den Konkurrenzdruck aus dem Ausland und damit den Preiskampf im Inland zu entschärfen. Ein besserer Grenzschutz gehört zu den Kernforderungen der Basisbewegung.
Der Zuspruch für die Bewegung wächst
Es treten derzeit vier Landwirte aus der Zentral-, West-, Ost- und Nordwestschweiz öffentlich als Sprecher der bäuerlichen Basisbewegung auf. «Es stehen zahlreiche Leute hinter unseren Anliegen», ist Roman Hodel sicher. Vielen sei es aber nicht möglich, mit ihrem Namen hinzustehen. «Ich liefere Industriemilch, da ist das kein Problem», gibt der Luzerner zu bedenken. Insgesamt erhalte die Bewegung viel Zuspruch, in Chats oder in den sozialen Medien. «Nur wenige verlassen die Gruppe oder teilen unsere Beiträge nicht weiter.»
Laut Hodel schliessen sich im Gegenteil immer mehr Personen der Bewegung an, was er darauf zurückführt, was bisher zur AP 30+ bekannt geworden ist. «Manche hatten noch gehofft, es würde besser – aber das zeichnet sich überhaupt nicht ab.» Er befürchtet etwa, dass schattige BFF keine Beiträge mehr bekommen könnten, wenn diese an der Wirkung flexiblerer Massnahmen bemessen werden. «Die BTS-Beiträge nur einmal zu prüfen, klingt zwar gut», fährt Hodel fort. «Aber nicht, wenn man dann die Beiträge abschaffen will.»
Weitere Gespräche mit dem BLW strebe die Basisbewegung nicht an. Der Druck müsse jetzt von oben kommen, meint Roman Hodel und verweist erneut auf den nächsten Event Anfang Juni. Und ein kleines Zeichen des Protests gab es diese Woche trotzdem. Es seien ein paar Harasse mit Kartoffeln vor dem BLW platziert worden, berichtet Hodel.