Am Montag präsentierte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) den Agrarbericht 2022. Dabei hat es die ökonomische, die ökologische und soziale Situation der Landwirtschaft im Jahr 2021 analysiert.

Bevölkerung gibt gute Noten

Das Monitoring umfasst unter anderem die «Einschätzungen der Bevölkerung über die Schweizer Landwirtschaft». Eine Umfrage des Forschungsinstituts gfs-zürich im Auftrag des BLW bei 700 Stimmberechtigten zeigt laut BLW, dass die Landwirtschaft ein gutes Image geniesse.

  • So sind neun von zehn Personen der Meinung, die Bäuerinnen und Bauern seien bestrebt zu produzieren, was die Konsumentinnen und Konsumenten wünschen.
  • Eine tierfreundliche Haltung, die gesicherte Ernährung in Krisenzeiten und die Produktion von Lebensmitteln werden als die wichtigsten Aufgabenbereiche der Landwirtschaft bewertet. 
  • Im Vergleich zur letzten Umfrage von 2018 wird vor allem die Versorgung in der Krise stärker gewichtet.
  • Unter anderem zeigt die Umfrage auch, dass sich eine grosse Mehrheit der Befragten eine Landwirtschaft wünscht, die konkurrenzfähiger ist und günstiger produziert.

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Fünfte Umfrage - eine Langzeitbeobachtung
Die Univox-Befragung wird seit 1996 regelmässig durchgeführt, seit 2009 wird sie vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in Auftrag gegeben.

Im April 2022 realisierte gfs-zürich zum fünften Mal nach 2009, 2012, 2015 und 2018 für das BLW 700 persönliche Interviews.

Befragt wurden Stimmberechtigte, davon 70 % aus der Deutschschweiz und 30 % aus der Romandie, repräsentativ nach Geschlecht sowie Alter verteilt.

Mehr Beschäftigte in der Landwirtschaft

Weiter geht der Agrarbericht auf ökonomische Aspekte ein. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren ist die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft wieder gestiegen. Insgesamt waren im Berichtsjahr 150'231 Personen in einem Landwirtschaftsbetrieb beschäftigt (2020: 149'521).

Am stärksten zugenommen mit 472 Personen hat die Kategorie der Teilzeitbeschäftigten mit einem Pensum unter 50 %. Bei den Frauen stieg sowohl die Zahl der Vollzeit- als auch der Teilzeitbeschäftigten um insgesamt 476 Personen. Mehr als drei Viertel der Beschäftigten waren Familienmitglieder und 12 % ausländische Staatsangehörige.

Etwas mehr Betriebsleiterinnen

Grundpfeiler bleibt die Bauernfamilie. Mehr als drei Viertel der Beschäftigten gehören zur Betriebsleiterfamilie. 

Von den rund 54'700 in Landwirtschaftsbetrieben beschäftigten Frauen im Jahr 2021 waren 6 % als Betriebsleiterinnen tätig.

Trotz der Abnahme der Betriebszahl wurden 2021 129 Betriebe mehr von Frauen geleitet als im Vorjahr. Am höchsten war der Zuwachs mit je 28 Betrieben bei den Kleinbetrieben mit weniger als 1 Hektare und den Betrieben von 5 bis 10 Hektaren.

Strukturwandel verlangsamt sich

Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe sank 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 1,0% auf 48'864. Der Rückgang lag damit  unter dem Mittelwert der letzten fünf Jahre (-1,5 %). Die Zahl der Betriebe mit einer Fläche von 5 bis 20 Hektaren nahm um 2,8 % ab, jene mit einer Fläche von über 30 Hektaren hingegen um 1,3 % zu. Im Durchschnitt umfassten die Betriebe 21,3 Hektaren. 2021 gab es 7670 Bio-Betriebe, ein Plus von 1,4 % gegenüber dem Vorjahr.

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Selbstversorgungsgrad je nach Produkt unterschiedlich

Mit dem aktuellen Produktionsportfolio erreicht die Schweiz einen Brutto-Selbstversorgungsgrad von 56 Prozent (Netto: 49 Prozent). Allerdings muss man dabei beachten, dass die Zahlen aus dem Jahr 2020 und nicht aus dem Jahr 2021 stammen. «Das ist ein etwas ein Schönheitsfehler», sagte BLW-Direktor Christian Hofer am Montag vor dem Medien. Wegen der Komplexität der Berechnung hinke man hier immer ein Jahr hinterher. 

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Den höchsten Selbstversorgungsgrad (SVG) weist die Schweiz bei Milch und Milchprodukten auf, bei denen regelmässig mehr als 100 Prozent des inländischen Bedarfs produziert werden. Hingegen liegt er bei pflanzlichen Ölen und Fetten bei nur 24 Prozent. Bei allen Nahrungsmitteln ist der SVG leicht rückläufig.

Getreideernte beeinträchtigt

Diese Tendenz sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Bevölkerung stärker gewachsen ist als die Nahrungsmittelproduktion, hiess es von den BLW-Vetreter(innen). Zudem beeinträchtigte der nasse Sommer 2021 insbesondere die Getreideernte.