Für Menschen und Tiere stellen resistente Keime, die über die Nahrung oder Umwelt übertragen werden können, ein enormes Gesundheitsrisiko dar.

Antibiotikaresistenzen entstehen, wenn Bakterien durch wiederholte Antibiotikaexposition unempfindlich werden. Dieser Prozess wird besonders bei Tränkern verstärkt, welche im «Immunloch» zwischen passiver und aktiver Immunisierung den Betrieb wechseln und mit Tränkern verschiedener Herkunft vermischt werden. Ein Ansatzpunkt ist deshalb das Abtränken von Kälbern auf dem Geburtsbetrieb.

Starker Kostendruck für Geburtsbetriebe

Trotz der Vorteile wird das Abtränken auf dem Geburtsbetrieb bisher wenig praktiziert, die Gründe dafür sind vielfältig. Viele Betriebe stehen unter starkem Kostendruck, der Verkauf der Tränker ist effizienter, als diese zwei zusätzliche Monate auf dem Betrieb zu behalten. Zudem sind Betriebe strukturell oft nicht darauf ausgelegt, Kälber längerfristig zu halten.

Ein 10 Rappen höherer Milchpreis würden reichen

Um das Abtränken auf dem Geburtsbetrieb attraktiver zu machen, sind bessere Rahmenbedingungen notwendig. Ein Marktanreiz wäre beispielsweise ein 10 Rappen höherer Milchpreis für Betriebe, die ihre Kälber auf dem Geburtsbetrieb abtränken, koordiniert mit Branche und Detailhandel.

Analog der Ammoniakreduktion durch Förderung des Schleppschlauches ist auch eine Antibiotikareduktion durch Förderung des Abtränkens auf Geburtsbetrieben im Rahmen der Ressourceneffizienzbeiträge (REB) denkbar. Investitionshilfen (IK) bei Stallumbauten könnten Kälberställe spezifisch fördern. Zudem sind Berufs- und Weiterbildung gefragt, beispielsweise für die Förderung von Partnerschaften zwischen Milch- und Mastbetrieben, um geschlossene Systeme zu schaffen.

«Zu Hause gross werden»

Das von Bio Luzern initiierte und vorwiegend von der Albert-Koechlin-Stiftung finanzierte Projekt «Zu Hause gross werden» zeigt, wie das Abtränken auf dem Geburtsbetrieb erfolgreich gelingen kann.

Interessierte Betriebe aus der ganzen Schweiz können bis 2026 ein Gesuch für einen Infrastrukturbeitrag bei Bio Luzern und bei KAG Freiland einreichen. Das Projekt wird auch vom BBZN Luzern unterstützt.

Aldi macht mit

Die Vereine Demeter Schweiz und Bio Fair Schweiz zeigen ebenfalls, dass Abtränken auf dem Geburtsbetrieb möglich ist. Aldi Suisse leistet mit «retour aux sources» begleitet vom Institut für Agrarökologie dabei wertvolle Pionierarbeit, unterstützt von der gesamten Wertschöpfungskette. Der Rindergesundheitsdienst (RGS) führt das Projekt «Regiokalb» durch, wo ebenfalls Systeme mit Partnerbetrieben gefördert werden.

Ohne gezielte Anreize wird der Wandel nicht gelingen. Es braucht den klaren politischen Willen sowie die Unterstützung der gesamten Milch- und Fleischbranche.