Die Beständeschauen sind gesichert. Bundesrat Johann Schneider-Ammann «gedenkt die traditionellen Viehschauen nach dem 1. Januar 2015 weiter zu unterstützen».

Das ist einem von Schneider-Ammann persönlich unterzeichneten Schreiben an den Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR), Markus Zemp, zu entnehmen. Der Brief an Markus Zemp ist datiert auf den 20. Dezember und liegt der «BauernZeitung» vor.


Die finanziellen Beiträge an die Schauen sollen künftig gestützt auf die landwirtschaftliche Absatzförderungverordnung (LAfV) ausgerichtet werden. Das Absatzförderungsprojekt der ASR soll demnach um das Teilprojekt «Traditionelle Viehschauen mit Punktierung durch Experten» erweitert werden.


«Nicht alles fressen, was aufgetischt wird»

Die Basis wertet diesen Entscheid äusserst positiv. «Darüber bin ich sehr glücklich», beispielsweise Urs Kipfer, Präsident des Solothurnischen Fleckviehzuchtverbands, auf Anfrage. «Dank dem, dass wir uns hier zur Wehr gesetzt haben, konnte etwas erreicht werden. Wir müssen nicht einfach immer alles fressen, was uns aufgetischt wird», bringt es der Viehzüchter auf den Punkt. Es sei ein wichtiges Beispiel, was passieren könne, «wenn die Bauern einmal zusammenstehen und Einigkeit zeigen», ist er sicher.


Für den Bauern soll künftig nichts ändern

Auch im Lager der Berner ist man erleichtert. Gerade dort sei die finanzielle Unterstützung mit dem landesweit weitaus höchsten Anteil der an Beständeschauen punktierten Kühe existenziell. Über 43 00 Kühe werden dort auf den Schauplatz geführt. Für den Bauern sollte künftig nichts ändern, hofft Christian Burkhalter, Geschäftsführer des Bernischen Fleckviehzuchtverbands. Er verzichtet aber darauf, sichere Zugeständnisse zu machen.

«Ganz Genaues kann man erst nach der ersten Abrechnung  sagen», äussert der Geschäftsführer. Er weiss, dass ein gewisser administrativer Aufwand wartet. Für die Ausrichtung der jährlich maximal 300 00 in Aussicht gestellten Franken muss jedes Jahr ein Gesuch eingereicht werden.

So steht im Verordnungstext: «Die Gesuche für national und überregional organisierte Vorhaben sind jeweils im Vorjahr bis zum 31. Mai einzureichen. Sie müssen folgende Angaben und Unterlagen enthalten: Eine Beschreibung des Vorhabens, einen Businessplan, ein Budget, einen Finanzierungsplan und ein Konzept für das Marketing-Controlling.»

Zudem äussert der Bundesrat in seinem Schreiben, dass die formalen Anforderungen sowie das gemeinsame Erscheinungsbild «Schweiz. Natürlich.» gemäss LAfV einzuhalten seien. In welchem Rahmen der oben abgebildete Balken an den Beständeschauen in Erscheinung tritt, ist noch nicht bekannt.


2012 flossen 661'000 Franken zugunsten «Lebende Tiere»

Auf die Frage, welche Zahlungen denn bislang im Rahmen des Projekts an den ASR fliessen, äussert Matthias Schelling, Direktor Swissherdbook und Geschäftsführer der ASR: «Jährlich kommen zwischen 30 und 40 Gesuche zusammen, die den verhältnismässig strengen Regeln des Bundes genügen müssen. Das Schwergewicht liegt auf der Förderung des Absatzes von Schweizer Vieh und Genetik ins Ausland. Im Inland konzentriert sich diese Förderung auf einige wenige Ausstellungen.»

Die Summe der 2012 an die Kategorie «Lebende Tiere» ausbezahlten Mittel belaufen sich laut BLW auf 661'000 Franken. Darin sind die Zahlungen an die ASR, aber beispielsweise auch jene an den Freibergerverband enthalten. Die von Bundesrat Johann Schneider-Ammann in Aussicht gestellten Mittel an die Viehschauen mit Punktierung sollen aber die Zahlungen an bisherige Projekte nicht konkurrenzieren, bestätigt Schelling.


Zanetti brachte den Stein ins Rollen
Es «schaut» also gut aus. Einzig stellt sich die Frage, was den Bundesrat dazu bewogen hat, die Viehschauen nun doch zu unterstützen, nachdem sie wegen vermeintlich mangelnder Wissenschaftlichkeit aus der Tierzuchtförderung gekippt wurden. Und das notabene noch bevor die Motion von Ständerat Roberto Zanetti vom Nationalrat behandelt wurde. Nachdem es den Solothurner Viehzüchtern gelang, den Politiker für ihr Anliegen zu gewinnen, kam der Stein ins Rollen. Davon ist auch Zanetti überzeugt.

Schneider-Ammann habe sich persönlich an einer Viehschau vom Engagement der Bauernfamilien überzeugt. Der SP-Ständerat, der bereits Anfang Oktober gegenüber dieser Zeitung äusserte, dass die Absatzförderung das richtige Instrument sei, ist überzeugt: «Wäre der Vorstoss von Seiten der SVP gekommen, hätte man der Geschichte kaum diese Aufmerksamkeit geschenkt», ist er sicher.


Mit dem Schreiben vom 20. Dezember kann die Motion Zanetti erfüllt werden, äussert der Bundesrat. «Das ist Politik», so Zanetti, der nach eigenen Aussagen die Motion nicht mehr zurückziehen kann. Diese wird am 24. / 25. Februar in der WAK Nationalrat behandelt. Dann könnte es heissen: «Ablehnen, weil erfüllt», eben Politik.


Simone Barth