Vorfälle mit Nutztieren im Zugverkehr kommen immer wieder vor. Gemäss den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gab es im Jahr 2021 auf dem Bahnnetz der SBB insgesamt vier Kollisionen mit Kühen oder Pferden sowie eine Kollision mit Kleinvieh, vermeldet die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) in einer Mitteilung. In 30 Fällen sei eine Sichtung von Nutztieren auf den Gleisen gemeldet worden, was zu einer Notbremsung des jeweiligen Zuges oder zu einer «Fahrt auf Sicht» geführt habe.

Weniger als im Vorjahr

Die Zahl der Kollisionen habe damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen, heisst es weiter. 2020 seien zwölf Kollisionen mit Kühen oder Pferden registriert worden. In den letzten zehn Jahren kam es laut BUL im Durchschnitt pro Jahr zu 8.1 Kollisionen mit Grossvieh und zu 3.5 Kollisionen mit Kleinvieh.

Mehr Sichtungen

2021 seien 140 Mal Nutztiere in Gleisnähe gemeldet worden, also Tiere, die sich ausserhalb von Zäunen in unmittelbarer Nähe zu den Gleisen und damit in mittelbarer Kollisionsgefahr befanden. Im Vorjahr seien es 111 gewesen und im Durchschnitt der letzten 10 Jahre 91.5 Meldungen pro Jahr. Hier stelle die Bahngesellschaft über die vergangenen Jahre eine deutliche Zunahme fest, schreibt die BUL, was der SBB Sorgen bereite.

Tierhalter haften

Die Kollision mit einem grösseren Tier sei mit Risiken für den Bahnbetrieb verbunden und könne letztlich bei Extremereignissen auch Menschen gefährden. Die Tierhalter und -halterinnen würden für die Schäden haften, welche ihre Tiere anrichten. Solche Vorkommnisse können laut BUL neben Verlust und Aufwand auch mit rechtlichen und finanziellen Konsequenzen verbunden sein.

So können Unfälle an Geleisen vermieden werden

Die Zäune sollten stabil und geeignet für die Tierart sein, z.B. betreffend Höhe. Ausserdem sollten sie regelmässig kontrolliert werden.

Weidewechsel oder das Verladen von Gross- und Kleinvieh müssen gut vorbereitet und mit geeigneten Hilfspersonen durchgeführt werden. Bei Bedarf genügend Hilfsmittel wie Panels, Zusatzzäune, Absperrband, Treibwagen usw. einsetzen. Ein rechtzeitiger Weidewechsel bremst den Drang der Tiere, auszubrechen, wenn das frische Futter zur Neige geht.

Tiere in Gleisnähe müssen in ihrem Verhalten regelmässig beobachtet werden. Gerade die Anwesenheit von Wildtieren kann ganze Herden aufschrecken und Ausbrüche provozieren.

Begeben Sie sich niemals selbst auf ungesicherte Gleise. Das Einfangen von Tierherden auf der Flucht ist gefährlich und erfordert erfahrene Hilfspersonen sowie ein koordiniertes Vorgehen.

Beim Ausbruch von Tieren oder weiteren Ereignissen, die den Bahnverkehr gefährden, muss sofort die Polizei unter 117 alarmiert werden.

Andere Zuggesellschaften auch betroffen

Auch andere Bahngesellschaften verzeichnen laut BUL immer wieder Ereignisse mit Nutztieren, so auch die BLS und die Rhätische Bahn (RHB). Die BLS habe in den vergangenen fünf Jahren mindestens eine Kollision pro Jahr gemeldet. Zudem seien aufgrund von Nutztieren im Gleisbereich immer wieder Geschwindigkeitsreduktionen notwendig, verlässt die Bahngesellschaft verlauten.

Die RHB habe im vergangenen Jahr acht Ereignisse im Zusammenhang mit Nutztieren verzeichnet, schreibt die BUL. Davon sei in einem Fall eine Kuh angefahren worden, in vier Fällen hätten sich Tiere im Gleis befunden. Häufige Meldungen durch das Lokpersonal seien auch infolge defekter Zäune erfolgt.

Für allgemeine Fragen zum Thema Landwirtschaft und Bahnverkehr stehen die Anlaufstelle der SBB unter landwirtschaft@sbb.ch oder die Kundendienste der jeweiligen Bahngesellschaften zu Verfügung. Auch die BUL gibt Auskunft.