Für Thomas und Marianne Zaugg und ihren Sohn Matthias, den zukünftigen Betriebsleiter, aus Wyssachen  war es immer klar, dass sie auch in Zukunft auf die Milchproduktion setzen wollen. Auch der zweite Sohn Simon, der eine Lehre in der Autobranche gemacht hat und derzeit am Technikum ist, mag 
es seinem Bruder gönnen, dass er einen neuen Stall erhalten hat.


Eine gute Zusammenarbeit


Da der alte Stall den Tierschutzvorschriften nicht mehr genügte, musste bei Zauggs ein Neubau ins Auge gefasst werden. Aber leichter gesagt als getan. Das stattliche Emmentaler Bauernhaus steht unter Heimatschutz und gilt sogar als schützenswert. Auch rund ums Gebäude durften sie laut Behörden keinen neuen Stall bauen. «Es gab nur eine Lösung. Der alte Anbindestall musste in einen Laufstall umgebaut werden», sagt Thomas Zaugg. «Steht das Bauernhaus unter Heimatschutz, ist es von Vorteil, wenn man schon von Anfang an mit den zuständigen Ämtern und Behörden zusammenarbeitet», sagt der Betriebsleiter.


Sohn Matthias hatte eine genaue Vorstellung, wie der Stall aussehen sollte. «Als Betriebshelfer komme ich viel herum, muss mit verschiedenen Stall- und Melksystemen zurechtkommen. Da weiss ich bestens, was mich ärgert und was nicht», lacht er. Fast wie ein Profi hat Matthias den Stall selber geplant und auf Papier gezeichnet und ihn später dem Architekten unterbreitet. Er wusste, wo der Melkstand, die Abkalbebox und der Jungviehstall einmal stehen sollten. «Ich wollte möglichst alle Tiere im gleichen Gebäude haben, um die Arbeitsabläufe so einfach wie möglich zu gestalten.»

Vor dem Baustart sei es wichtig, sich den geeigneten Architekten und Bauplaner zu suchen. Auch das Finanzielle müsse geklärt werden. «Da wir auch öffentliche Gelder in Anspruch nahmen, hatten wir Hilfe von einem Berater von einer landwirtschaftlichen Schule», sagen Marianne und Thomas Zaugg. Um solche Gelder zu beanspruchen (im Kanton Bern BAK oder Berghilfe), brauche man neben der Offenlegung der Buchhaltung auch ein entsprechendes Gutachten. «Diese Arbeit nehmen dir die Berater ab und erledigen den Bürokram», sagt Thomas Zaugg.

Wird das Baugesuch einmal ausgeschrieben, geben sich die Stallbaufirmen automatisch die Türklinke in die Hand. «Hier sollte jeder Betriebsleiter genau wissen, was er will. Denn die meisten Firmen wollen nur ihr Stallbausystem verkaufen», sagt der Betriebsleiter. «Natürlich haben wir auch von all den Firmen Offerten eingeholt, um die Preise vergleichen zu  können.» Hier sei es wichtig, dass man Gleiches mit Gleichem vergleiche. «Die Preisdifferenz unter den Firmen war aber am Schluss nicht mehr so gross», stellt die Familie fest.


Überlegungen machen


Im Oktober 2014 war bei Zauggs der Spatenstich. Der alte Stall wurde ausgehöhlt und die First 13 Meter weiter nach hinten gezogen. «Wir bewirtschaften zurzeit 19,5 ha Land, da konnten wir nicht beliebig gross bauen», stellt der Betriebsleiter klar. «So haben wir insgesamt 30 Liegeboxen auf drei Reihen verteilt», sagt der Junior-Chef. Direkt vis-à-vis vom Futtertisch wurde der Laufstall des Jungviehs angebracht. So können die Futterreste direkt den Rindern zugeschoben werden. Mehr Überlegungen gab es bei der Melkanlage anzustellen. «Wir wollten auf gar keinen Fall einen Melkroboter», sagen Vater und Sohn. Auch ein Tandemsystem kam nie in Frage. «Mir schwebte vor, dass ich immer eine Gruppe gleichzeitig melken konnte», sagt Matthias. «Ich hasse es, wenn immer ein Geläuf im Melkstand ist. Das heisst, wenn eine Kuh gemolken wird, kommt die nächste rein.»


So kam schlussendlich ein 2×3-Fischgrät zum Zuge. «Mit diesem System sind wir sehr zufrieden. In einer halben Stunde haben wir alle Kühe gemolken.» Und auch hier haben die Zauggs einen Tipp: «Holt verschiedene Offerten ein, denn die Preisunterschiede bei den Melkanlagen sind gross.» Und: «Probiert auch immer noch den Preis zu verhandeln.»

Viel Eigenleistung

Während der Bauzeit sei es wichtig, dass man sich an das halte, was geplant sei und nicht immer zusätzliche Bauarbeiten ins Auge fasse. «Die Kosten laufen sonst aus dem Ruder», sagt Thomas Zaugg. «Bei uns hat das sehr gut geklappt, und während der fünfmonatigen Bauzeit haben wir auch viele Stunden Eigenleistungen erbracht.» Dadurch konnten Zauggs auch in diesem Bereich einige Tausend Franken einsparen.


Peter Fankhauser