Berner KonventionDer Wolf bleibt in Europa «streng geschützt»Dienstag, 29. November 2022 Erst kürzlich wurde bekannt, dass das zweite Referendum gegen das revidierte Jagdgesetz nicht zustande kommt. Nun lanciert ein Komitee aus sieben Privatpersonen ohne Partei oder Verband eine neue nationale Initiative: Die Wolfsinitiative will das Grossraubtier ausserhalb der Schweizer Nationalpärke zur jagdbaren Art erklären.

Das Ausland macht es vor

«Ziel ist es, dass die Kantone nach einem Ereignis schnell und unbürokratisch handeln können», sagt Miriam Grab, Pferdehalterin aus Unterägeri ZG stellvertretend für das Komitee. Über den richtigen Weg in ihrem Hoheitsgebiet sollen die kantonalen Behörden selbstständig entscheiden können. Es gebe Länder und Regionen – etwa Schweden, Österreich oder Bayern – die eine Umsetzung vormachen. Der Blick über die Grenze zeigt nach Meinung des Initiativ-Komitee aber auch die mögliche Zukunft, wenn nicht gehandelt wird. «Da werden Waldkindergärten geschlossen, Ponys und Pferde getötet, schwer verletzt oder gar beim Ausreiten verfolgt und angegriffen», schildert Grab. Die Tourismusbranche beklage sich über Stornierungen.

Argumente von Wolfsschützer sind widerlegt

Die Initianten sind überzeugt, dass sich die Lage seit der letzten Abstimmung mit mehr als einer Verdoppelung des Wolfsbestands verändert hat. Immer mehr Leute seien von der Grossraubtier-Präsenz betroffen und die Argumente von Wolfsschützern widerlegt. «Wölfe spazieren jetzt bei Tag und völlig entspannt über Felder und durch Dörfer, auch im Mittelland und sogar auf Höfen werden Tiere gerissen», erläutert Miriam Grab. Der Wolf mache mittlerweile auch vor grossen Tieren nicht mehr Halt. Trotzdem sehen sie und ihre Mitstreiter Wölfe nicht als Bestien: «Es sind wunderschöne Tiere, aber keine Kuscheltiere – es sind und blieben Grossraubtiere.»

Zäune zerstören Lebensräume für Wildtiere

Alpsaison steht vor der TürSo werden die neuen vier Millionen Franken für den Herdenschutz 2023 eingesetztDonnerstag, 6. April 2023 Um sie in den Griff zu bekommen, seien die vom Parlament beschlossenen Anpassungen des Jagdgesetzes nicht ausreichend. «Der strenge Schutz wurde nur minim gelockert und die Entscheidung über Abschüsse liegt noch immer beim Bund», hält die Pferdehalterin fest. Es werde zu wenig über die negativen Folgen des allseits geforderten Herdenschutzes gesprochen. Denn Zusatzkosten und Mehraufwand seien das eine, die Zerstörung von Lebensräumen für Wildtiere durch das massive Aufrüsten mit Zäunen und Herdenschutzhunden das andere. Genau jene, die jetzt nach Zäunen rufen, hätten vor rund 10 Jahren für das Gegenteil gekämpft. Auch, weil sich immer wieder Wildtiere in den Zäunen verheddern und verenden. «Wer einen guten Zaun erstellt, zerstört den Lebensraum von manchem Wildtier, nur der Wolf lässt sich davon nicht aufhalten», fasst Miriam Grab zusammen.

Biodiversitäts-Hotspots in Gefahr

Das Komitee ist der Meinung, dass der Wolf der heimischen Biodiversität schadet. Denn extensive Wiesen und Weiden gelten als Hotspot der Vielfalt, drohen aber wegen zunehmender Wolfspräsenz aufgegeben zu werden. Womit die psychische Belastung der Betroffenen angesprochen ist, die endlich besser zu berücksichtigen sei.

«Bei vielen löst der Wolf Ängste und damit längerfristig psychische und gesundheitliche Probleme aus»,

ergänzt Miriam Grab.

Unterschriftensammlung startet

Der erklärte Wunsch einer artgerechten Tierhaltung in Offenställen und auf Weiden, ohne dass durch Schutzmassnahmen Lebensräume zerstört werden müssen sowie das Weiterbesteden der Möglichkeit für entspannte Ausflüge oder Joggingrunden in der Natur eint die Initianten. Für den Text ihrer Vorlage haben sie sich Unterstützung von einer Fachperson geholt, die Bundeskanzlei hat ihn formell an das geltende Recht angepasst. Nun gilt es, fristgerecht die nötigen 100'000 gültigen Unterschriften zu sammeln. «Wir werden an diversen Anlässen vor Ort sein, aber vor allem über die Sozialen Medien auf unser Anliegen aufmerksam machen», so Miriam Grab. Auf der Website www.wolfsinitiative.ch gibt es ausserdem weitere Informationen und Unterschriftenbögen.   

Ein kurzer Initiativtext
Der Text der Eidgenössischen Volksinitiative «Zum Schutz von Mensch, Haus- und Nutztieren vor dem Wolf» lautet folgendermassen:
Art. 79a Wölfe
1. Auf dem Gebiet des Schweizerischen Nationalparks hat der Wolf den Status einer geschützten Art.
2. Im übrigen Gebiet der Schweiz gelten Wölfe als ganzjährig jagdbare Art.