2020 war ein gutes und rentables Jahr für die Schweinehalter, daran ändert auch der Preissturz seit November von Fr. 4.60 auf aktuell Fr. 4.10 nichts mehr. Dieser Produzentenpreis bezieht sich auf ein Kilo Schlachtgewicht (SG) für Schweine ab Stall, welche die Grundanforderungen von QM (Qualitätsmanagement) Schweizer Fleisch ­erfüllen. 2020 lagen die Durchschnittspreise mit Fr. 4.53 um 19 Rappen höher als 2019. Dazu verkauften die Bauern laut den ersten Schätzungen von Agristat im Jahr 2020 fast 2000 Tonnen mehr Schweinefleisch.

90 bis 93 % wären ideal

Das kommt ein schöner Batzen zusammen, welche die Schweinehalter im guten Jahr 2020 ­verdienten. Nach ganzen neun Monaten mit stabiler Marktlage und einem guten Preis von Fr. 4.60 für Schlachtschweine sank der Schlachtschweinepreis um 20 Rappen per 6. November 2020. «In den Wochen 40 bis 49 hatten wir eine Mehrproduktion von 1,7 Prozent auf das Schlachtgewicht bezogen», erklärt Raphael Helfenstein von der Suisseporcs. Bis Oktober lag die Selbstversorgung mit Schweinefleisch bei 92 Prozent, ab November stieg sie laut Helfenstein auf 95 Prozent. «Ein Inlandanteil von 90 bis 93 Prozent ist ideal», schilderte der Schweinemarkt-Spezialist Helfenstein Ende November in der BauernZeitung. Auch sorge ein tiefer Selbstversorgung um die 90 Prozent für eine bessere Ausgangslage für Preisverhandlungen, erklärte er damals.

Aufruf zum Sauen reduzieren

Bereits Ende November startete die Suisseporcs einen Aufruf, dass die Zahl der Zuchtsauen reduziert werden müsse. Eigens dazu schuf die Suisseporcs dazu den «Schweinebarometer», der von Oktober bis Januar auf rot steht. Rot heisst: Jetzt muss der Zuchtsauenbestand reduziert werden. Nützte dieser Aufruf? «Wir wissen erst 42 Wochen später, ob dieser Aufruf wirkte», gibt Helfenstein zu. Denn insgesamt 42 Wochen dauere es von der erfolgreichen Belegung der Zuchtsau über die Säugezeit bis zur Schlachtung des daraus entstehenden Mastschweins. Kann sich der aktuelle Schweinepreis von Fr. 4.10 halten? Raphael Helfenstein weiss die Fakten: «In den ersten zwei Monaten des kommenden Jahres bleibt die Lage auf dem Schweinemarkt unsicher», schätzt er ein. Mit Sicherheit könne er einzig sagen, dass es in der nächsten Zeit genug Schweine auf dem Markt habe.

Der Jagermarkt lief super

Der durchschnittliche sogenannte «Börsenpreis» für 20 Kilo schwere Jager lag im zu Ende gehenden Jahr 2020 bei Fr. 8.36 je Kilo lebend ab Stall. Das wären 87 Rappen mehr als im guten Jahr 2019. Das heisst, auch die Züchter profitierten vom guten 2020. Zu den Jagerpreisen kommen noch allfällige Qualitäts- und Labelzuschläge hinzu.

Neues einheitliches Label

Coop gibt die Verantwortung für ihr Naturafarm-Schweineprogramm auf den 1.1. 2021 an die IP-Suisse ab. «Zusätzliche Leistungsanforderungen an die Landwirtschaftsbetriebe und weniger Prämie für die Mehrwerte sind offeriert», zog Adrian Schütz von der Suisseporcs laut dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID) das Fazit über dieses Geschäft. Der Wechsel von Coop zu Migros hat für die Schweinehalter, welche bisher für Coop-Naturafarm produzierten, ab 2021 folgende Konsequenzen:

Prämie: Anstelle einer bisherigen fixen Prämie von 50 Rappen je Kilo SG gibt es neu eine Prämie von 25 bis 45 Rappen je kg SG. Diese Prämie liegt zwar um 5 Rappen höher als sie bisher die Migros bezahlte, aber für Coop-Naturafarm-Schweinebauern bedeutet sie einen Abschlag.

Absatzmenge: Die Migros übernimmt nächstes Jahr 50 000 Labelschweine mehr als bisher. Coop kauft 2021 unverändert 220 000 Label-Schweine. Der bisherige Coop-Naturaplan-Lieferant Urs Haslebacher aus dem bernischen Lohnstorf zeigt sich erfreut über diesen Mehrabsatz.

Zugleich ist Haslebacher aber enttäuscht über die tiefere Label-Prämie. Er erwartet von Coop, dass die Menge der abgenommenen Schweine erhöht werde. Denn Coop könne ja jetzt günstiger einkaufen, erklärte er Anfang Dezember der BauernZeitung. Trotz allem sehen die Schweinehalter positiv in die Zukunft. Es besteht die Möglichkeit, dass die Schweinezüchter dem Aufruf der Suisseporcs Folge leisten und das Angebot an Jager reduzieren. «Die gut ausgebildeten Schweinehalter sehen der Zukunft dank hochstehender Qualität zuversichtlich entgegen», verkündet Schütz von der Suisseporcs.

  • 12 134 Schweine mehr sind 2020 von Januar bis November geschlachtet worden als in derselben Zeit 2019.
  • 75 Gramm schwerer waren die geschlachteten Schweine als 2019.
  • 1941 Tonnen mehr Schweinefleisch fielen deshalb 2020 an.
  • 4,53 Franken beträgt 2020 der Durchschnittspreis je kg SG für QM-Tiere.