Im Mittelland war das Futter Mitte Mai teilweise doch schon älter und erste Analyseergebnisse zeigen, dass die Qualität wetterbedingt dieses Jahr sehr schnell abgenommen hat. Im Berggebiet hat sich Geduld für einmal bezahlt gemacht, schauen wir doch auf ein Pfingstwochenende mit topp Erntebedingungen zurück. Gerade bei etwas nutzungselastischer Beständen und spätreifenden Gräsern konnten sehr hohe Erträge bei immer noch guter Qualität geerntet werden, dies mit hoher Schlagkraft und ohne Bodenschäden zu verursachen. Für eine abschliessende Beurteilung liegen momentan aber noch zu wenig Daten vor.
Der pausenlose Biswind führt im Gegenteil schon jetzt dazu, dass der Oberboden hart wird und sich stellenweise eine Trockenphase ankündigt. Das Graswachstum betrug vergangene Woche zwischen 60 bis 90 kg TS/ha/Tag und dürfte sich mittelfristig um die 60kg TS/ha/Tag stabilisieren, sofern der Boden noch genügend Wasser nachzuliefern vermag.
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Zeit für Weidepflege
Um für den Sommer eine hohe Grasqualität zu sichern, sollten jetzt möglichst viele überständige Weideflächen abgeräumt werden. Nebst Heubereitung ist bei den momentan trockenen Verhältnissen auch das Pre-Topping («Vormähen») eine gute Variante. Als Nebeneffekt werden mit einem gezielten Schnitt auch unerwünschte Samenunkräuter eingedämmt: Scharfer Hahnenfuss ist kurz nach dem Aufblühen zu mähen, damit ein Absamen wirkungsvoll verhindert wird – im Zweifelsfall Weidereste besser abführen – Achtung nur bei einjährigen Pflanzen, die durch einen Schnitt mehrjährig werden können. So ist das Einjährige Berufkraut bei vereinzeltem Auftreten mitsamt Wurzeln auszureissen, damit es nicht weiterwächst. Bei flächenhaftem Auftreten kann manchmal eine radikale Bewirtschaftungsänderung Abhilfe schaffen (z. B. von extensiver zu mittel-intensiver Bewirtschaftung). Informationen über diese und weitere Unkräuter finden Sie auf www.eagff.ch .
Futtervorräte überwachen
Geerntet ist erst halb gemacht: Jetzt unbedingt die gut gefüllten Heustöcke täglich überwachen und sicherstellen, dass der Heustock auf der ganzen Fläche gleichmässig fertig trocknet. Feucht-kalte Stellen weisen auf eine schlecht durchlässige Schicht irgendwo im Stock hin und sollten unbedingt genauer inspiziert und behoben werden. Wenn Erwärmung bzw. erwärmungsbedingte Gerüche festgestellt werden, muss auch in den tieferen Schichten nach der Ursache gesucht werden. Die lokalen Feuerwehren besitzen hierzu geeignete Heumesssonden. Bei Temperaturen über 45°C sind weitere Abklärungen und erhöhte Vorsichtsmassnahmen geboten. Auf einer gut geführten Belüftungsanlage sollte es aber normalerweise zu keiner Selbsterwärmung oder Gärung des Futters kommen.
Auch ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt, um die Feldaufzeichnungen zu vervollständigen und sich gegebenenfalls Notizen zum Reifestadium und Zustand der verschiedenen Futterposten zu machen. Exakte Aufzeichnungen auch über den genauen Lagerort helfen später bei der gezielten Fütterung der Tiere, beispielweise, wenn teilweise schmutziges und nasses Gras einsiliert wurde.
Aufruf: Futteranalysen 1. Schnitt 2023 gesucht
Der erste Schnitt ist mengenmässig und für die Energieversorgung der Tiere von grösster Bedeutung. Weil die Ernte 2023 teilweise unter erschwerten, nassen Bedingungen gestartet hat, soll in dieser Serie die Futterqualität des ersten Schnittes beleuchtet werden. Senden Sie bitte vorliegende Analyseergebnisse oder auch Fütterungserfahrungen per WhatsApp an Martin Zbinden 031 636 41 34. Wichtige Angaben: Postleitzahl, Angaben zur Art des Futters und zu den Erntebedingungen, evtl. Foto des betroffenen Futterpostens.