Wie der Name es sagt ist das Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) ein Krankheitserreger vorwiegend bei Tomaten, aber auch Paprika und weitere Nachtschatten- und Amaranthgewächse oder Zierpflanzen können infiziert werden. Es stellt nach heutigem Wissenstand keine Gefahr für Kartoffeln oder Auberginen dar. 

Sein zweiter Name «Jordanvirus leitet» sich vom israelischen Fluss ab, da das Virus in dieser Region seit 2014 präsent ist und 2015 in Jordanien zum ersten Mal entdeckt und beschrieben wurde. 

Verfärbungen und Deformationen

Die Symptome unterscheiden sich je nach Pflanzensorten. Folgendes deutet auf einen Befall hin:

Tomaten:

  • Gelbliche Blätter mit mosaikartigen Flecken, gelegentlich verformt oder verengt. 
  • Möglich sind auch dunkle Flecken an Blütenkelchen, Frucht- und Blattstielen.
  • Früchte können unregelmässig reifen mit gelben oder braunen Flecken. Auch Deformationen sind möglich. 

Peperoni (Paprika):

  • Verformte und vergilbte Blätter mit mosaikartigen Verfärbungen. 
  • Früchte mit gelben oder braunen Stellen, grünen Streifen oder Deformationen. 

Versuche bei Tomaten haben gemäss einem Merkblatt von Agroscope gezeigt, dass hier Symptome etwa 12 bis 18 Tage nach der Infektion auftreten. Ausserdem reagierten Paprikapflanzen mit einer Resistenz gegen verwandte Viren (andere Tobamoviren) besonders sensibel auf eine Infektion. 

Leichte Übertragung und hohe Stabilität

Befallene Wirtspflanzen produzieren grosse Mengen des Jordanvirus, eine Infektion ist durch kleinste Wunden möglich. Entsprechend schnell passiert eine Übertragung:

  • Mechanisch über Berührung (Hände, Werkzeug, Kleidung).
  • Kontakt von Pflanze zu Pflanze
  • Über die Bewässerung
  • Durch kontaminiertes Saatgut
  • Bei der vegetativen Vermehrung 
  • Durch Hummeln bei der Bestäubung

Infizierte Jungpflanzen und Samen verbreiten das ToBRFV über weite Strecken. Ausserdem ist es sehr stabil und kann auch ohne Wirtspflanzen über Monate auf verschiedenen Oberflächen wie etwa Erde oder auf Pflanzenresten überdauern. 

Bekämpfung ist schwierig

Die schnelle Ausbreitung in Israel hat gezeigt, dass sich die Bekämpfung des Jordanvirus schwierig gestaltet. Daher sind strenge Quarantänemassnahmen nötig, sobald ein Verdachtsfall auftritt. Zur Prävention sind Betriebe, die Tomaten oder Peperoni produzieren, dazu angehalten, strenge Hygienemassnahmen einzuhalten. Ausserdem sollte nur Saat- und Pflanzgut mit Pflanzenpass verwendet und die Bestände regelmässig auf Symptome kontrolliert werden. 

Nach der Bestätigung eines Befalls mit dem Jordanvirus müssen die infizierten Pflanzen und ihre Nachbarpflanzen gemäss Anweisungen des kantonalen Pflanzenschutzdienstes fachgerecht vernichtet werden. Dabei gilt: Verbrennen, nicht kompostieren. Auch bei der Räumung ist Hygiene das oberste Gebot, um nicht noch mehr Pflanzen anzustecken. Die Ausrüstung ist zu desinfizieren. 

Mehr über Hygieneregeln in Gewächshäusern erfahren Sie hier.  

Verdachtsfälle melden

Das Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) oder Jordanvirus ist in der Schweiz ein potenzieller Quarantäneorganismus und damit melde- und bekämpfungspflichtig. Bei einem Verdacht muss der kantonale Pflanzenschutzdienst informiert werden. 

Seit Anfang 202 wurden laut Bundesamt für Landwirtschaft mehrere Verdachtsfälle gemeldet, 2021 trat das Jordanvirus nachgewisesenermassen im Kanton Thurgau auf. Im Rahmen der Gebietsüberwachung von Quarantäneorganismen untersuchen die kantonalen Pflanzenschutzdienste proportional zur gesamten Gewächshausfläche Tomatenkulturen auf Symptome.

PflanzenschutzPotenziell verheerendes Tomatenvirus im Kanton Thurgau festgestelltMittwoch, 4. August 2021   In Gewächshäusern können sich Schädlinge und Krankheiten schnell ausbreiten. Hygienemassnahmen sind insbesondere bei Quarantäneorganismen wichtig. (Bild BauZ / Andrea Wyss) TomatenErstmals Jordanvirus bei Schweizer Tomaten – So schützen Sie Ihr GewächshausDonnerstag, 19. August 2021

Weitere Informationen