Frau Büchel-Marschall, was hat Sie ursprünglich in die Landwirtschaft geführt?

Daniela Büchel-Marschall: Die vielen Tage auf dem Landwirtschaftsbetrieb meiner Grosseltern haben sicher eine wichtige Rolle gespielt – ebenso mein Vater, der als Agronom tätig war. Als Kinder begleiteten wir ihn oft auf Feldbesichtigungen, das hinterliess sicher Spuren. Nach meinem Agronomiestudium an der ETH zog es mich ins Rheintal ans Landwirtschaftliche Zentrum Salez (LZSG).

Und was hält Sie bis heute dabei?

Die Landwirtschaft ist mit der Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln für unsere Lebensgrundlage verantwortlich und da bin ich gerne ein Teil davon. Besonders fasziniert mich, was auf den Betrieben im Bereich der Spezialkulturen auf einem sehr hohen Niveau tagtäglich geleistet wird.

Sie leiten am LZSG das Ressort Acker- und Spezialkulturen. Was bereitet Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag am meisten Freude – und weshalb?

Am meisten Freude bereitet mir die Zusammenarbeit im Team, mit den Betrieben und mit den angehenden Landwirtinnen und Landwirten im Unterricht sowie die Vielseitigkeit meines Berufs. Gemeinsam mit den Betrieben und Partnern aus Forschung, Beratung und Wirtschaft entwickeln wir praxistaugliche Lösungen und setzen sie um. Besonders spannend finde ich die Arbeit an neuen Kulturen wie Ribelmais, Schwefelbohne oder Chia für die St. Galler Öle. In Zusammenarbeit mit der vor- und nachgelagerten Branche entsteht dadurch Wertschöpfung vom Feld bis auf den Teller.

Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die grössten Herausforderungen im Pflanzenbau – und wie gehen Sie am LZSG damit um?

Die grösste Herausforderung ist derzeit die zunehmend angespannte Situation rund um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Es wird immer schwieriger, Nahrungsmittel in der gewünschten Qualität und Menge wirtschaftlich zu produzieren. Gleichzeitig steigen die gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft.Eine zentrale Grundlage sind gesunde, robuste Kulturen. Deshalb investieren wir am LZSG vermehrt in Sortensichtung und Züchtung. Daneben entwickeln wir ressourceneffiziente Strategien für den praktischen Anbau – etwa mit einem umfassenden Monitoring und Prognosediensten für Krankheiten und Schädlinge. Damit unterstützen wir die Betriebe beim gezielten Einsatz der vorhandenen Mittel.

Gab es in den letzten Jahren eine Sorte oder Kultur, die Sie fachlich besonders positiv überrascht hat?

Ja – der Rheintaler Ribelmais. Seit 1990 züchten wir am LZSG an dieser Landsorte, um ihre agronomischen Eigenschaften zu verbessern. Heute wird Ribelmais auf über 100 ha im St. Galler Rheintal erfolgreich angebaut und regional verarbeitet. Produkte wie die Ribelmaischips der Lütolf Spezialitäten AG oder die Ribelmaispoularden der Geflügel Gourmet AG zeigen mit ihren guten Verkaufszahlen, welches Potenzial in dieser Kultur steckt.

Wenn Sie ein Versuchsfeld ganz nach Ihren eigenen Vorstellungen anlegen könnten – was würden Sie dort ausprobieren?

Sobald es die rechtlichen Rahmenbedingungen erlauben, würde ich auf unseren Versuchsflächen Sorten testen, die mit neuen Züchtungstechnologien wie Crispr-Cas entwickelt wurden. Ziel ist es, unserer Land- und Ernährungswirtschaft robuste und leistungsfähige Sorten zur Verfügung zu stellen, die eine ressourceneffiziente Produktion ermöglichen.

Wie gelingt es Ihnen, nach einem langen Tag im Feld oder im Büro abzuschalten?

Zu Hause sorgen meine drei Töchter dafür, dass die Arbeit schnell in den Hintergrund rückt. Ausserdem tanke ich Energie beim wöchentlichen Volleyballtraining.