Der Klimawandel bedroht die Bierproduktion in Europa. Sowohl die Menge als auch die Qualität von Hopfen nehmen laut einer neuen Studie wegen der steigenden Temperaturen und der trockeneren Sommer ab.

Erträge drastisch zurückgegangen

Zur Stabilisierung des Bier-Sektors seien sofortige Anpassungsmassnahmen notwendig, schreiben die Studienautoren aus der Schweiz, Grossbritannien und Tschechien in der am Dienstag in der Fachzeitschrift «Nature Communications» erschienenen Studie. Die Forscher werteten für die Studie Daten zum Ertrag und zum Alpha-Gehalt von Bierhopfen zwischen 1971 und 2018 aus den Hauptanbaugebieten in Deutschland, Tschechien und Slowenien aus.

In den rund 50 Jahren von 1970 bis heute ist der jährliche Hopfenertrag pro Hektar demnach im Schnitt um rund 200 Kilogramm zurückgegangen. Der Alpha-Gehalt der Hopfen, an dem in der Studie die Qualität gemessen wurde, ist um 0,6 Prozent gesunken. Der Alpha-Gehalt ist für den bitteren Geschmack des Bieres verantwortlich.

Weiterer Rückgang erwartet

Bis 2050 rechnen die Forscher in der Studie mit einem weiteren Ertragsrückgang um rund vier bis 18 Prozent und mit einer Abnahme des Alphagehalts um 20 bis 31 Prozent. Die stärksten Rückgänge erwarten die Forschenden dabei in den südlichen Anbaugebieten. Dazu gehören die Anbaugebiete in Süddeutschland, die bis zur Schweizer Grenze reichen, sowie Anbaugebiete in Slowenien. Grund dafür seien die steigenden Temperaturen und häufigeren Dürreperioden, wie Ulf Büntgen, Mitautor und Forscher an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.

Die Temperaturveränderungen haben laut Büntgen den Beginn der Wachstumsperiode von Hopfen im Schnitt um 20 Tage vorverschoben. Durch diese sogenannten phänologischen Veränderungen verschob sich die kritische Reifezeit in den wärmeren Teil der Saison, was sich negativ auf den Alphagehalt auswirkte. «Interessant ist dabei, dass wir diesen Effekt in allen Regionen beobachten konnten», sagte Büntgen. «Wenn ein Trend überregional zu beobachten ist, dann weiss man, dass dieser fast nicht anders als mit Klimaveränderungen zu erklären ist.»

Auch andere Pflanzen betroffen

Bier ist nach Wasser und Tee das am dritthäufigsten konsumierte Getränk der Welt, wie die Forschenden in der Studie betonen. «Es wird notwendig sein, die Fläche für Aromahopfen um 20 Prozent im Vergleich zur aktuellen Anbaufläche zu erweitern, um einen zukünftigen Rückgang des Alpha-Gehalts und/oder der Hopfenproduktion auszugleichen», schreiben sie in der Studie.

Um weiterhin qualitativ hochwertiges Bier zu produzieren, müssen die traditionellen Anbaumethoden für Bierhopfen angepasst werden, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels in Europa abzumildern, so die Autoren. Hopfen sei dabei aber nur ein Beispiel unter vielen, stellte Ulf Büntgen klar. «Wir versuchen herauszufinden, wie verschiedene Ökosysteme und letztlich die Landwirtschaft auf sich verändernde Umweltbedingungen reagieren», sagte der Wissenschaftler.