Knapp vier Tage ohne Niederschläge war für viele Landwirte und Landwirtinnen Mitte der vergangenen Woche das Zeichen dafür, mit dem Mähen zu beginnen und das Risiko in Kauf zu nehmen. Für Einige ging die Rechnung just auf - für andere reichte es nicht. Vielerorts wurde die noch auf dem Feld liegende Silage oder stellenweise sogar Heu, nass. Konnten Sie Ihr Futter trocken nach Hause bringen? Geben Sie Ihre Stimme ab.
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Die Furcht vor den Buttersäurebakterien
Dass verschmutzte und nasse Silage die Silagequalität verschlechtert, ist allgegenwärtig. Die gefürchtete Buttersäuregärung ist eine Konsequenz davon. Das Einregnen bei der Silage, wie es gestern vielerorts vorgekommen ist, geht mit hohen Energie-Einbussen (bis zu 22%) und einer verminderten Futteraufnahme einher. Dies, weil die Buttersäure unangenehm, ranzig und schweissartig riecht. Das Auftreten von Buttersäure in der Silage, welche durch Clostridien produziert werden, kann auch die Milchqualität negativ beeinflussen.
Hier gehts zum kurzen Interview mit René Bünter, Geschäftsführer der Silovereinigung Schweiz: «Nasse Silage kann zu statischen Problemen im Hochsilo führen»
Trockensubstanz der Grassilage
- Günstig: 35 bis 45% TS bei Grassilage (Anwelksilage)
- Ungünstig: < 25% oder > 50% TS bei Grassilage
Ein zu tiefer TS-Gehalt führt zu einem hohen Risiko von Fehlgärungen und Gärsaftverlusten
Zu wenig Zucker im Futter, zu geringer pH-Wert
Buttersäure entsteht auch, wenn der Zuckergehalt im Ausgangsmaterial (aufgrund des fehlenden Anwelkens) sowie der natürliche Besatz an Milchsäurebakterien zu gering war. Das Problem des zu geringen Zuckergehaltes ist es, dass zu wenig verfügbare Energie für die Milchsäurebakterien vorhanden ist, um zügig und ausreichende Mengen an Milchsäure zu bilden. Eine zu geringe Menge an vorhandener Milchsäure führt wiederum zu einer unzureichenden Absenkung des pH-Wertes und somit zu instabilen Silagen. Diese Verhältnisse begünstigen die Vermehrung der Clostridien, welche die vorhandene Milchsäure in Buttersäure umwandeln und so den pH-Wert wieder steigen lassen. Dies kann dann die Silage zum Umkippen und Verderben bringen.
Milchsäurebakterien (Laktobazillen)
Man unterscheidet zwei Arten von Milchsäurebakterien. Laktobazillen vergären unter anaeroben Bedingungen leichtlösliche Kohlehydrate im Ausgangsmaterial und produzieren Milchsäure. Diese senkt den pH-Wert und macht das Futter haltbar. Im Ausgangsfutter sind die Milchsäurebakterien gegenüber den Gärschädlingen in der Minderzahl. Erst durch die Schaffung guter Gärungsbedingungen wie starke Verdichtung und luftdichten Abschluss können sie die Oberhand gewinnen.
Homofermentative Milchsäurebakterien (z. B. Lactobacillus plantarum): bilden vor allem Milchsäure. Bei diesem Vorgang beträgt der Energieverlust nur rund 3 Prozent.
Heterofermentative Milchsäurebakterien-Arten (z. B. Lactobacillus buchneri): bilden neben Milchsäure auch Essigsäure sowie weitere Abbauprodukte und CO2 , was bei der Gärung zu höheren Verlusten führt. Die Energieverluste können bis 20 Prozent betragen. Ein kleiner Anteil an heterofermentativen Milchsäurebakterien kann aber durchaus sinnvoll sein, da Essigsäure die Entwicklung der unerwünschten Hefen hemmt. Dadurch ist die Silage weniger anfällig auf Nachgärungen.
Buttersäurebakterien (Clostridien)
Buttersäurebakterien: sind im Boden weit verbreitet und gelangen durch Futterverschmutzungen ins Silo. Sie bauen wie die Milchsäurebakterien Zucker ab. Daneben können sie auch die erwünschte Milchsäure zu Buttersäure verarbeiten, wodurch die für die Stabilität und die Lagerfähigkeit der Silage nötige pH-Wert-Senkung verhindert wird. Zudem bauen sie Protein zu Ammoniak ab. Buttersäurebakterien können sich nur unter sauerstofffreien Bedingungen und bei pH-Werten über 4,2 entwickeln. Sie bevorzugen verschmutzte Nasssilage und hohe Temperaturen um 30 bis 40 °C. Das Anwelken des Futters schränkt ihr Wachstum ein.
Hier finden Sie weitere hilfreiche Informationen der eAGFF rund ums Silieren.