«Das werden wir auch nach Ende des HAFL-Projekts weiter so machen», ist Michael Gygax überzeugt. Der Landwirt aus Deisswil BE und sein Vater bauen HOLL-Raps seit drei Jahren mit einer Kombination aus Untersaat und Rübsen-Randstreifen an. Das erwies sich als wirtschaftlich und löst ausserdem mehrere Beiträge.

Nach dem Mulchen kommmt der Blühstreifen

«Die Untersaat kommt am selben Tag wie der Raps mit der Säkombination in den Boden», erklärt Michael Gygax. Der Raps folgt mit der Einzelkornsämaschine. Den etwa drei Meter breiten Rübsenstreifen säen Gygax’ von Hand, um ihn anschliessend mit der Frontrolle anzuwalzen. Die Rübsen blühen vor dem Raps und ziehen die Rapsglanzkäfer an, die so das Feld verlassen bzw. gar nicht erst einfliegen. Wenn der Streifen vor der Rapsblüte gemulcht wird (um Kreuzungen mit der Kultur und Verunreinigungen im Erntegut zu verhindern), fliegen sie nicht wieder ein. «Nach dem Mulchen eggen wir die Rübsenfläche ab und säen einen einjährigen Blühstreifen», schildert Michael Gygax. Mit einer Standdauer von 100 Tagen erfüllt dieser die Vorgaben eines Acker-BFFs und sichert somit den entsprechenden Beitrag.

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Unkraut wird nicht problematisch

Der Rübsenstreifen gegen Rapsglanzkäfer ist ein Teil der Strategie, die im Beratungs-Projekt «nachhaltiger Rapsanbau» (siehe Kasten) untersucht wird. Eine weitere Massnahme ist die Untersaat im Raps selbst. Ihre Funktion ist die Prävention gegen Erdflöhe und auch damit haben Gygax’ gute Erfahrungen gemacht. Sie verwenden UFA-Colzafix, eine Mischung, die über den Winter zuverlässig abfriere und für den Raps keine starke Konkurrenz wird. Der Herbizidverzicht ist dem Feld in Münchenbuchsee zwar anzusehen, «wir hatten aber deswegen nie Ertragseinbussen», hält Michael Gygax fest (je nach Jahr ernte er zwischen 30 und 45 dt/ha). Gelegentlich wuchs die Sommerwicke kräftiger, doch deren Samen liessen sich leicht in der Sammelstelle aussortieren. Für den Herbizidverzicht gibt es weiterhin einen Bundesbeitrag, ebenso wie für die «angemessene Bedeckung des Bodens», wozu auch Untersaaten gezählt werden.

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Verzicht auf PSM möglich 

Dank Untersaat und Rübsenstreifen mussten Michael Gygax und sein Vater nicht gegen Erdfloh und Glanzkäfer spritzen und meist blieb auch der Befall des Rapsstängelrüsslers unter der Bekämpfungsschwelle. So lassen sich die Beiträge für den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (ehemals Extenso) sichern. «Nur letztes Jahr hatten wir massiven Befall mit Stängelrüsslern, z. T. über 100 Stück pro Falle», erinnert sich Michael Gygax. Damals war sein Rapsfeld nicht so abseits auf einer Anhöhe wie heuer, sondern in einer Ebene mit mehr Ackerbau und entsprechend höherem Schädlingsdruck. Da führte kein Weg ums Spritzen herum.[IMG 3]

Ein wirtschaftliches System

Unter dem Strich beurteilt der IP-Landwirt das System als wirtschaftlich. Die Saatgutkosten für die Untersaat sind etwa gleich hoch wie jene fürs Spritzmittel und der Aufwand hält sich in engen Grenzen. Hinzukommen die Direktzahlungen für den Verzicht auf Herbizide und Pflanzenschutzmittel sowie den bedeckten Boden. Michael Gygax hat aber nicht nur Zahlen im Sinn, wenn er an den Raps mit Rübsenstreifen und Untersaat denkt: «Man muss im Ackerbau einfach etwas ausprobieren», findet er, «die zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmittel werden auch nicht mehr».

 

Massnahmenpaket im Praxistest
Das Beratungs-Projekt «nachhaltiger Rapsanbau» soll Landwirte motivieren, ein Massnahmenpaket umzusetzen. Der Anbau erfolgt ohne Herbizide und Fungizide, Insektizide werden gezielt eingesetzt und die Stickstoff- und Schwefeldüngung erfolgt nach den Düngungsnormen. Elf Praxisbetreibe, verteilt über das gesamte Schweizer Mittelland, setzen dieses Anbausystem während drei Jahren um, in enger Begleitung durch die HAFL, das Forum Ackerbau und die Groupe Culture Romandie. Finanziert wird das Projekt vom BLW und Partnern entlang der Wertschöpfungskette. Das Ziel ist es, zu zeigen, dass die erfolgsversprechenden Massnahmen aus Versuchen auch in der Praxis funktionieren und so zu einem nachhaltigen Rapsanbau beitragen können, mit dem die Gesamtmenge gehalten sowie die Nachfrage erfüllt werden kann.