Vor den regional auftretenden Gewittern und Hagel hat man wohl am meisten Sorge. Man kann einfach nur hoffen, dass man bzw. die Kulturen gut durch die Gewittersaison kommen. Krankheiten und Schädlinge hat man bislang ganz gut im Griff. 

Weizen: Septoriadruck hat zugenommen

Die Weizenbestände haben sich in den vergangenen Tagen sehr schnell entwickelt. In der Breite ist das letzte Blatt, also das Fahnenblatt (DC 39), fast komplett geschoben. In den frühen Lagen und frühen Sorten sind die Ähren zum Teil schon zu ¾ geschoben. 

Der Infektionsdruck mit Septoria hat durch die Niederschläge vergangener Woche zugenommen. Diese hat sich die Blattetagen mittlerweile empor gearbeitet. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 20 Prozent der viert­obersten Blätter mit Befall. Damit das Fahnenblatt geschützt ist, muss die erste bzw. zweite Fungizidbehandlung baldmöglichst gemacht werden. Der vereinzelt gesichtete Gelbrost dürfte bei den überwiegend trockenen Bedingungen kein Problem mehr darstellen. Mehltau kommt auch vereinzelt vor, sollte aber auch keine grösseren Probleme machen. 

Bisher weniger Getreidehähnchen als erwartet

Bislang überraschend ist das tiefe Aufkommen der Getreidehähnchen. Eiablagen sieht man hie und da, ebenso mal eine einzelne Larve. Die Schadschwelle – Stadium DC 39–50 (Fahnenblatt bis Ährenschwellen), zwei Larven pro Halm und ab Stadium DC 51–61 (Ährenschieben), zwei Larven pro Fahnenblatt – ist aber weit weg und bislang nirgends erreicht. Aufgrund des stabilen warmen Wetters gehen wir davon aus, dass sich die Lage hier bald ändern dürfte.

Zuckerrüben: Einmaliger Einsatz von Tappeki erteilt

ZuckerrübenHaben Sie schon Ihre Zuckerrüben gedüngt?Samstag, 21. Mai 2022 Bei einem grossen Teil der früh gesäten Zuckerrübenfelder wurde der letzte Split bereits vorgenommen. Auf vielen Zuckerrübenfeldern finden sich Schwarze Bohnenläuse und auch die Grüne Pfirsichblattlaus. Der Druck ist deutlich grösser als letztes Jahr, aber noch weniger hoch als beim extremen Vergilbungsjahr vor zwei Jahren. Die Schwarzen Bohnenläuse übertragen nicht die Viröse Vergilbung, aber spielen bei der Verbreitung eine wichtige Rolle, sobald das Vergilbungsvirus durch die Grüne Pfirsichblattlaus ins Feld gebracht wurde. 

Die kantonalen Pflanzenschutzfachstellen überwachen das Aufkommen. Aufgrund der aktuellen Situation wurde diese Woche in Absprache mit der Fachstelle Zuckerrüben die Freigabe für den einmaligen Einsatz von Teppeki in den Ostschweizer Kantonen inklusive Luzern erteilt. Der Grund hierfür ist, dass es bereits sehr viele Nützlinge (Marienkäfer) in den Feldern gibt und Teppeki als nützlingsschonend eingestuft ist. 

In den westlich vom Aargau gelegenen Kantonen wurde bereits letzte Woche die einmalige Freigabe für Acetamiprid-haltige Mittel erteilt. Zu der Zeit waren noch weniger Nützlinge in den Feldern zu finden. Die Lage und Entwicklung der Läuse wird weiterhin überwacht, vorerst hat man für die Dauer von mindestens zwei Wochen aber Ruhe. Blattlausmittel können im Grundsatz zum Herbizid gemischt werden, sofern die Behandlungen zur selben Zeit anfallen. Achtung: Insektizide dürfen nicht in Rüben eingesetzt werden, welche bei IP-Suisse angemeldet sind. 

Mais: Unkraut früh wie möglich behandeln

Schnecken sind aktuell kein Problem. Wo die Unkrautbekämpfung im Mais noch offen ist, sollte der Mais so früh als möglich behandelt werden. Aber Achtung: Um Schäden an der Kultur zu vermeiden, gilt es zu beachten, dass nach starken Niederschlägen mit der Herbizidbehandlung mindestens drei Tage zugewartet werden muss. Dies, damit sich die gestressten Maispflanzen wieder erholen und eine Wachsschicht aufbauen können. Eine Bekämpfung der Problemunkräuter (Blacken, Winden, Disteln) im Mais erfolgt am besten in einem separaten Durchgang im 6-Blatt-Stadium mit Dicamba. Das ist am verträglichsten und die Problemunkräuter haben genügend Blattmasse gebildet.

Kartoffeln: Weitere Kantone von Krautfäule betroffen

Aus den Kantonen BE, VD, SO, AG, TG, ZH, SG wurden Krautfäuleinfektionen (alles Folienkartoffeln) gemeldet. Aufgrund der Gewittersaison ist eine Entwicklung schwierig vorherzusagen. Im Umkreis von 20 km um die Befallsherde müssen abgedeckte Frühkartoffeln mit einem teilsystemischen Fungizid behandelt werden, um den Schutz zu gewährleisten. Eine Fungizidbehandlung muss bei anfälligen Sorten im Reihenschluss ebenfalls erfolgen. Die Begrenzung der Anwendungshäufigkeit (Ranman Top oder Leimay, max. drei Behandlungen pro Parzelle und Jahr) ist zu beachten. Krautfäuleinfektionen müssen den kantonalen Fachstellen für Pflanzenschutz oder an Phyto-PRE gemeldet werden. 

Einjähriges Berufkraut: Wo noch nicht erfolgt, dringend bekämpfen

Es wurde bereits mehrmals dazu aufgerufen, das einjährige Berufkraut zu bekämpfen. Dort wo dies noch nicht erfolgt ist, sollte dies schleunigst noch gemacht werden. Der Boden hat immer noch genügend Feuchtigkeit und man kann das Kraut relativ einfach mit der Wurzel aus dem Boden reissen, was sehr speditiv von der Hand geht. Dort wo das Berufkraut noch keine Blüten gebildet hat, kann man es im Kompost entsorgen oder gleich an Ort und Stelle liegen lassen, ohne dass man wegen der Versamung Angst haben muss. Wenn sich schon Blüten gebildet haben, kann es entweder via Grüngutabfuhr (sofern das Material in einer thermischen Kompostierungsanlage zugeführt wird) oder, wenn man auf Nummer sichergehen will, im Kehricht entsorgt werden.