Die Weizenernte war bei Walter Lüthi gut. Was ihn erstaunte, war die Abrechnung der Landi Aare in Worb, welche ihm auf rund 10 Tonnen 1.-Klasse-Weizen Abzüge von insgesamt Fr. 1020.68 verrechnete.
Abzüge fast ohne Ende
Als erstes fiel Lüthi die Differenz zwischen dem Richtpreis von 50 Franken je 100 Kilo Weizen der Sorte «Hanswin» und dem Grundpreis 45 Franken auf. «Die 45 Franken sind erst die Akonto-Zahlung. Der Rest wird im Frühjahr 2021 ausbezahlt», erklärt Stephan Jörg von der Landi Aare. Weitere Positionen lauten:
- Annahmegebühr: Sie beträgt Fr. 3.40 je 100 Kilo Brotgetreide, das macht Fr. 345.71 für die 10 168 Kilo Weizen der Klasse 1.
- Trocknungskosten: Bei dieser Lieferung Weizen wurde eine Feuchtigkeit von 16,1 % gemessen, es musste getrocknet werden. Das kostete Fr. 2.20 je 100 Kilo Weizen, insgesamt Fr. 223.70.
- Swissgranum-Beiträge: Der Abzug von Fr. 4.80 je 100 Kilo beziffert sich auf Fr. 471.47, hier erfolgt der Abzug auf die gereinigten und trockenen 9822,29 Kilo Weizen.
- Dazu erscheinen auch Zuschläge auf der Abrechnung.
- Für das Hektolitergewicht von 81 kg gibt es einen Zuschlag von 30 Rappen je 100 Kilogramm.
- Für die herausgesiebten 101 Kilo Bruchweizen werden Walter Lüthi Fr. 20.20 gutgeschrieben.
Insgesamt überweist die Landi Aare dem Landwirt Walter Lüthi für die 9822.29 Kilo Weizen total Fr. 3428.82. Dazu kommt im nächsten Frühling noch eine Nachzahlung von voraussichtlich rund 500 Franken.
Dahin fliessen die Abzüge
Die happigen Abzüge unter dem Titel «Beiträge Swissgranum Brotgetreide» von Fr. 4.80 je 100 Kilo Brotgetreide teilen sich wie folgt auf
- Fr. 4.63 werden vom Schweizerischen Getreideproduzentenverband (SGPV) verwendet für die Steuerung der Mengen durch Deklassierungen und für den Getreideexport im Rahmen des ehemaligen Schoggigesetzes.
- Der Verbandsbeitrag an den SGPV beträgt Fr. 0.055 je 100 Kilogramm.
- Fr. 0.045 je 100 Kilogramm geht an die Branchenorganisation Swissgranum. Diese führt Qualitäts- und Marktanalysen durch und macht Sortenversuche und so weiter.
- Fr. 0.05 geht an den Promotionsfond Getreide, hauptsächlich für Werbung für das «Schweizer Brot».
- Schliesslich werden dem Schweizer Bauernverband (SBV) noch 2 Rappen pro 100 Kilo Weizen überwiesen. Der SBV kämpft für die gesamte Landwirtschaft auf der politischen Ebene.
Die neuen Beiträge von Fr. 4.63 je 100 Kilo Brotgetreide für Deklassierungen und Export wurden auf den 1. Januar 2019 eingeführt. Vorher hatte der Bund jährlich rund 16 Millionen Franken für exportiertes Getreide in Fertigteigen, Biscuits und so weiter bezahlt. Ab 2019 war das laut den WTO-Verträgen nicht mehr gestattet.
Geld für die Exportbeihilfen
Anstelle von Exporthilfen bezahlte der Bund ab 2019 einen Flächenbetrag von 128 Franken je Hektare für sämtliches Getreide. Um die 16 Millionen Franken für Exporte bei den Brotgetreideproduzenten wieder hereinzuholen, beschlossen die SGPV-Delegierten im Spätherbst 2018 eine freiwillige Abgabe von Fr. 4.63 je 100 Kilo Brotgetreide, welche seither auf jeder Brotgetreide-Abrechnung erscheint.
Weitere Informationen: www.swissgranum.ch