Im Rahmen einer Studie zu den möglichen Folgen einer Einschränkung der Pflanzenschutzmittel-Auswahl im ÖLN haben Forschende von Agroscope das Risikopotenzial verschiedener Wirkstoffe abgeschätzt. Unter den bienengefährlichen Mitteln führt Spinosad die Rangliste an. Es basiert laut dem Vetpharm-Verzeichnis der Uni Zürich auf den Fermentationsprodukten von Bodenbakterien und hat eine starke insektizide Wirkung als Kontaktgift.

Verboten bei Demeter, bei Bio mit Auflagen

AboIm Gegensatz zum Feld- und Gemüsebau gäbe es für Hochrisiko-PSM im Obstbau in den meisten Fällen Alternativen. (Bild BauZ)PflanzenschutzStudie: Verbote von Hochrisiko-Wirkstoffen dürften Folgen habenDonnerstag, 8. Oktober 2020 Seit 2022 ist der Einsatz von Spinosad bei Demeter verboten. Es sei nur in Notsituationen eingesetzt worden, habe aber das Potenzial, auch Nützlinge und Bienen zu schädigen, so die damalige Argumentation.

Die Betriebsmittelliste des FiBL schreibt für Bio-Betriebe generell vor, Spinosad nur ausserhalb des Bienenflugs am Abend einzusetzen oder wenn die Spritzbrühe nicht mit blühenden Pflanzen oder solchen mit Honigtau darauf in Kontakt kommt.

Neue Anwendungsgebiete

Obwohl Spinosad als stark bienengefährlich und ausserdem gewässergefährdend gilt, umfasst die Betriebsmittelliste 2023 einige neue Anwendungsgebiete. So dürfen Bio-Betriebe den Wirkstoff neu gegen bestimmte Schadinsekten bei Kirschen, gedeckten Radies, Mangold, Stangensellerie und verschiedenen Beeren einsetzen und es werden einige neue Schädlinge als Indikatoren für eine Behandlung aufgeführt – unter anderem die Kirschessigfliege, für die der Wirkstoff aber nur provisorisch zugelassen ist.

Zu grosser Schädlingsdurck

«Aufgrund des zunehmenden Schädlingsdrucks wurde die erweiterte Anwendung auf Antrag der Fachgruppe Gemüse und Kartoffeln gestattet», schreibt Bio Suisse auf Anfrage der BauernZeitung zu den Gründen. Die Abnahmebedingungen der Grossverteiler seien sehr streng und gelten nicht nur für konventionelles, sondern auch Bio-gemüse, gibt der Verband weiter zu bedenken. Frassschäden von Schädlingen würden nicht toleriert und die betroffenen Posten stattdessen zurückgewiesen.

Keine Alternative verfügbar

Ausserdem gebe es bei den neu zugelassenen Kulturen und Indikatoren keine Alternative zu Spinosad, hält Bio Suisse fest. Zu einem ähnlichen Schluss kam Agroscope in der eingangs erwähnten Studie. Die Forschenden erklärten darin, es sei das derzeit einzige gegen Kohlfliegen und Erdflöhe zugelassene wirksame PSM und auch gegen Erdraupen wichtig. «Bei einem Verzicht auf Spinosad müsste mit grösseren Schwierigkeiten in der integrierten und biologischen Produktion in allen Kulturbereichen gerechnet werden.» Wie damals FiBL-Direktor Lucius Tamm gegenüber der BauernZeitung betonte, ist der Wirkstoff allerdings kurzlebig und bei der richtigen Anwendung liessen sich trotz der akuten Toxizität für Bienen Schäden verhindern.