Von der Groupe Minotiers AG (GMSA) hört man normalerweise nicht viel. Die Mühlengruppe arbeitet solide und ihre Wertpapiere haben einen guten Ruf: «Die Titel sind wegen ihrer Stabilität und der hohen Dividende mit einer Obligation vergleichbar», schreibt das Portal «schweizeraktien.net».
Widerborstige Aktionäre
Nun rumpelt es in der strategischen Führung des Unternehmens mit Sitz in Granges-près-Marnand aber kräftig. Diese Woche versandte GMSA mehrere Medienmitteilungen mit Informationen über den Machtkampf an der Spitze.
Zunächst berichtete das Unternehmen mit Erstaunen vom widerborstigen Verhalten der Aktionäre an der Generalversammlung vom Dienstag. Entgegen dem Vorschlag des Verwaltungsrates wählte die Generalversammlung mit 52,87% der Stimmen Karl Zeller als neues Verwaltungsratsmitglied.
Angesichts des von einigen Aktionären geäusserten Misstrauens entschied sich der Verwaltungsratspräsident Pierre-Marcel Revaz «trotz seiner Wiederwahl und eines guten Finanzergebnisses 2022», die Wahl nicht anzunehmen und auf sein Mandat zu verzichten.
Revaz, der seit 23 Jahren im strategischen Führungsgremium sitzt, hatte lediglich 60 Prozent der Aktionärsstimmen erhalten. Ebenso mager war das Resultat für die Entlastung des Verwaltungsrats, obwohl das Jahresergebnis passabel war. Zudem konnte die Dividende um 4 auf 15 Franken pro Aktie erhöht werden.
SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz übernimmt
Am Tag nach der GV meldete GSMA, der Verwaltungsrat habe seine bisherige Vizepräsidentin Céline Amaudruz zur neuen Präsidentin ernannt. Die Genfer SVP-Politikerin sitzt seit 2011 im Nationalrat. Sie scheint beim Aktionariat deutlich populärer zu sein als Revaz, erhielt sich doch über 99 Prozent der Stimmen. Neuer Vizepräsident ist Emmanuel Séquin.
Der Grund für die Verstimmung im Aktionariat wurde nicht mitgeteilt, am Geschäftsergebnis kann es kaum liegen, wurde doch die Resultate und der Jahresbericht einstimmig gutgeheissen. Der Konzern erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 145 Mio Fr. (plus 2 %) und konnte den EBIT ebenfalls leicht steigern, er belief sich auf 6,9 Mio Fr.
200 Vollzeitstellen an fünf Standorten
Die GMSA beschäftigt annähernd 200 Mitarbeitende (Vollzeitstellen). Produziert wird an fünf Standorten: dem Hauptsitz in Granges-près-Marnand VD, Goldach SG, Stein am Rhein SH, Zollbrück BE und Naters VS. Im Jahr 2022 wurden laut dem Jahresbericht 131’000 Tonnen Brotgetreide zu Mehlen und Schroten, Flocken- und Müeslimischungen, Paniermehlen und Panaden verarbeitet. Dabei stammt 87,6% des Brotgetreides von Schweizer Bauern.